Corte Harmjanz, Rechtsanwalt und Bauinvestor, sorgt schon jetzt für später. Auf dem Dresdner Johannisfriedhof steht Sachsens einziger Mausoleums-Neubau
Corte Harmjanz sieht seinem physischen Ende gelassen, ja geradezu freudig entgegen. „Ich weiß doch, wie schön es hier ist“, sagt er lachend. Zum einen die Lage gleich bei der großen Feierhalle. Zum anderen die Aussicht. Er könne, wenn er es denn tatsächlich könnte, auf einen blauen Himmel an der Decke schauen und auf gemalte Weinranken an den Wänden in einem Raum, der in freundlichem Zartgelb strahlt.
Könnte. Denn wenn es soweit ist, wird Corte Harmjanz nicht mehr leben. Aber er hat vorgesorgt – mit dem Bau eines Mausoleums für sich und seine Frau Baetrix Heykeroth. Ende Juni, als das Bauwerk fertig war, hat der 69-Jährige bei einer Art Testlauf sogar seiner eigenen Beerdigung beigewohnt. Probehalber wurde ein Sarg herab gelassen.
Die Frage „Was bleibt von mir?“ und die Gewissheit: Keine Verstreuung
Drei Meter breit, 3,45 tief und 4,20 hoch misst die letzte Ruhestätte, die sich Corte Harmjanz aus Pirnaer Sandstein auf dem Dresdner Johannisfriedhof bauen ließ. Die Gruft darunter ist noch ein ganzes Stück größer in der Fläche. „Vier Särge und acht Urnen können hier einmal stehen“, sagt der Bauherr. Dass diese Gruft einst einer Familie von Arnim gehörte, stört ihn nicht. Denn diese Grabanlage zählt zu den vielen historischen Anlagen, für die es keine Nachkommen gibt und für die deshalb Grabpatenschaften gesucht werden. Nur eine Patenschaft übernehmen und später in dieser Gruft ruhen kam für den umtriebigen Bauherrn indes nicht in Frage. Er wollte etwas Großes.
Der Auslöser für die Idee eines eigenen Mausoleums war der Tod seines Sohnes vor fünf Jahren. Eine Seebestattung in der Nordsee hätte er sich gewünscht, doch ob es wirklich so wahr? Der Vater hat seine Zweifel. Und zugleich die Gewissheit: Kein Ort zum Trauern? Für mich kommt das nicht infrage. „Dieser Satz, man wolle seinen Kindern nicht zur Last fallen und daher lieber verbrannt und verstreut als begraben werden – das ist doch ganz fürchterlich“, sagt er. Um gleich zu betonen, dass er absolut kein gläubiger Mensch sei. Aber der Gedanke zu wissen, wohin man nach seinem Ableben geht, das sei doch sehr tröstlich. Und wenn es ein eigenes Mausoleum sein soll – bitteschön, warum denn nicht.
Seine „Spur der Steine“ und eine neue Stiftung
Bleibendes hat Corte Harmjanz mit seinen Häusern längst geschaffen. Seine persönliche „Spur der Steine“ zieht sich durch Magdeburg, Dresden und Meißen. Vor allem in der Domstadt, wo er gegenüber der weltberühmten Porzellan Manufaktur Meissen eine lange leerstehende, marode und beinah zum Abriss freigegebene Gründerhauszeile kaufte und sanierte. Zum Teil mit dem Luxus des eigenen Fahrstuhls in jede Wohnung, dennoch bezahlbar. Dieses „Palais zum Steinberg“ wie auch die anderen Immobilien wird Harmjanz in eine Stiftung überführen, die am 9. September gegründet wird. Aus dem Erlös sollen langfristig die Kosten für das Mausoleum und die Instandhaltung der Immobilien getragen werden.
Von Patenschaften und einem Einzelfall
Das Bauwerk auf dem Johannisfriedhof wird ein Einzelfall bleiben. Nicht nur, weil es eine sehr teure Gedenkstätte ist, die sich wohl die wenigsten Menschen leisten wollen. Eine Gruft neu zu bauen, also eine gemauerte ober- oder unterirdische Grabstelle für freistehende Metallsärge und Urnen, ist ohnehin in Sachsen nach geltendem Bestattungsrecht nicht möglich. Wer eine Gruft möchte, kann das über eine entsprechende Patenschaft tun. Schon seit Jahren wirbt die Dresdner Friedhofsverwaltung um Grabpaten. Rund acht bis zehn Interessenten findet Beatrice Teichmann, Leiterin des Johannisfriedhofs, jährlich dafür. Derzeit gibt es insgesamt 171 Patenschaften für historische Gräber, darunter 41 Grüfte.
Corte Harmjanz muss sich jetzt nur noch um die zweiflüglige Tür an seinem Mausoleum kümmern. Die private Himmelspforte klemmt, die Türriegel sind verbogen.
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