Pünktlich zum 80. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus im Mai 2025 soll das Sowjetische Ehrenmal am Dresdner Olbrichtplatz saniert sein. Doch es geht nicht nur ums „Schönmachen“, sondern auch um die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Denkmal.
Das Ende des Zweiten Weltkriegs lag nur wenige Monate zurück, als am 25. November 1945 in Dresden ein ziemlich großes Mahnmal errichtet wurde. Es war sogar das erste Denkmal für sowjetische Soldaten auf deutschem Boden. Als Fundament nutzte man am Albertplatz das Becken des Brunnens „Stürmische Wogen“, der kurz vorher beim Angriff im Februar zerstört worden war. Auftraggeber für den monumentalen Bau war die Sowjetische Militäradministration, die damit an ihre Gefallenen der 5. Gardearmee erinnern wollte.
Es ist wohl Ironie der Geschichte, dass jener Künstler, der 1945 das Monument schuf, am 1. Mai 1933 NSDAP-Mitglied wurde: Otto Rost. Er studierte erst an der Dresdner Kunstgewerbeschule, später an der Dresdner Kunstakademie bei Georg Wrba und lebte danach als freiberuflicher Bildhauer in der Stadt. Rost war Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste und als Wrba in den Ruhestand ging, wurde Rost im Juni 1939 vom sächsischen Reichsstatthalter Martin Mutschmann als Nachfolger berufen.
Nach 1945 betätigte sich Otto Rost im Sinne der neuen Machthaber im Demokratischen Block und in der Auftragskommission der Stadt Dresden, schuf viele Büsten von Politikern, Pädagogen und Künstlern.
Ein Denkmal, zwei Standorte und die Frage nach dem richtigen Kontext
Denkmale sind Zeitzeugnisse, sind kulturelles Erbe. Sie ehren Persönlichkeiten oder erinnern an bedeutende Ereignisse und damit stehen sie immer in politischem Kontext ihrer Zeit. Das Sowjetische Ehrenmal ist dafür bestes Beispiel. Bis 1989 gab es an seinem Sockel regelmäßig öffentliche Veranstaltungen mit Kranzniederlegungen. Doch schon im Wendejahr 1990 beschloss die Stadt den Wiederaufbau des Brunnens „Stürmischen Wogen“ nach historischem Vorbild. Das Ehrenmal musste weichen und wurde 1994 an den Olbrichtplatz nahe des Militärhistorischen Museums umgesetzt. Immerhin entging es damit dem Schicksal hunderter anderer Denkmale, die Lenin, Karl Marx oder Ernst Thälmann verehrten und buchstäblich vom Sockel gestoßen wurden.
Am Albertplatz erinnert heute noch eine Tafel daran, dass hier zwei übergroße Soldaten mit heroischem Pathos standen, mit Waffen und einer Fahne in der Hand sowie Hammer, Sichel, Sowjetstern, Lorbeer, Schwert und kyrillischen Buchstaben am Granitsockel.
Als der Ukrainekrieg im Februar 2022 ausbrach, dauerte es nicht lange, bis eine Diskussion aufkam, ob das Denkmal noch zeitgemäß ist. Doch Bilderstürmerei und (Stadt)Geschichte umschreiben war noch nie eine gute Idee…
Das Sowjetische Ehrenmal hat längst Denkmalstatus. 2020 beschloss der Stadtrat, Geld für dessen Sanierung in die Hand zu nehmen. In der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres sollen die Soldatenplastik und die Tafeln des Ehrenmals nun in einer Werkstatt gründlich aufgearbeitet werden, damit wie am 8. Mai 2025, achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa, frisch saniert wieder an den Olbrichtplatz zurückkehren können.
Gleichzeitig befasst sich eine Arbeitsgruppe im neuen „Beirat Erinnerungskulturen“ mit der notwendigen historischen Kontextualisierung dieses „unbequemen Denkmals“. So habe die Diskussion über die „Neuinterpretation von Geschichtsnarrativen und damit verbundener Symbolik von Denk- und Erinnerungsmalen im Kontext des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erheblich zugenommen“, heißt es aus dem Kulturamt. „Es ist deshalb wichtig, sich kritisch mit bestehenden Erinnerungsorten auseinanderzusetzen und ihre Bedeutung und Relevanz in Bezug auf die heutige Erinnerungslandschaft zu überdenken.“
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