Ab Ende August erinnert das Schulmuseum Dresden mit einer Sonderausstellung an den Buchgestalter, Gebrauchsgrafiker und Illustrator Werner Klemke
Wer in der DDR aufwuchs, der kam mit Werner Klemkes Werken spätestens in der Schule in Kontakt. Denn der Berliner gestaltete nicht nur die Fibel für die ABC-Schützen, sondern auch Lehrbücher für Russisch und Mathematik.
Aber auch seine Illustrationen der Märchen der Gebrüder Grimm oder die Kinderbücher „Hirsch Heinrich“ und „Das Wolkenschaf“ waren in der DDR sehr bekannt und weit verbreitet. Vor allem aber waren es seine über 400 Titelseiten für „Das Magazin“, die den Buchgestalter, Illustrator und Gebrauchsgrafiker berühmt machten – allein schon deshalb, weil das begehrte Heft mit seinen erotischen Themen in Wort und Bild in der Presselandschaft der DDR absolute „Bückware“ war.
Anlässlich des 30. Todestages von Werner Klemke (er starb am 26. August 1994 im Alter von 77 Jahren) widmet das Schulmuseum Dresden dem anerkannten Künstler und Hochschulprofessor der DDR eine kleine Sonderausstellung. Sie heißt „Lernen, lernen, lernen“ und ist ab 29. August im Schulmuseum auf der Seminarstraße 11 zu sehen.
Sonderausstellung für eine überaus kreative Persönlichkeit
„Werner Klemke prägte mit seinem Stil eine ganze Generation.“, erklärt Ausstellungsgestalterin Iris Herzog. „Wir wollen seinem Schaffen mit unserer Sonderausstellung ein Denkmal setzen. Wir zeigen seine Arbeit vom Entwurf über das Layout bis hin zum fertigen Produkt – in unserem Falle sind es die Lehrbücher.“ Und dann fügt sie noch augenzwinkernd hinzu: „In unseren Beständen befinden sich viele von Klemke gestaltete Exemplare. Es war nur eine Frage der Zeit, dass wir sie präsentieren.“ Auslöser war letztlich die Neugestaltung des DDR-Schulzimmers, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll.
In einer Vitrine werden nun also neben einer Fibel, verschiedenen Russischbüchern und dem Grimmschen Märchenbuch auch einige Magazin-Hefte zu sehen sein. Eine zweite Vitrine stellt illustrierte Lehrbücher von Rudolf Grapentin, Karl-Heinz Wieland, Reinhard Nast, Hans-Joachim Behrendt, Klaus Enzikat und Cleo-Petra Kurze vor.
Zu Werner Klemkes kreativen Œuvre zählen nicht nur rund 800 illustrierte Bücher, darunter zahlreiche Klassiker der Weltliteratur wie das Decamerone, die Canterbury Tales, Fredmanns Episteln oder die „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. Der 1971 in Weißensee bei Berlin geborene Sohn eines Tischlers entwarf auch unzählige Plakate, Gebäudefassaden, Schallplattenhüllen, Briefmarken und Bühnenbilder. Aber auch Abziehbilder, Exlibris, Filmprogramme, Glasuntersetzer, Postkarten, Raumgestaltungen, Signete, Speisekarten, Wandschmuck und viele Glückwunschkarten-Motive gehören zum künstlerischen Erbe. Das wird heute übrigens von zwei seiner fünf Kinder im „Atelier und Archiv Prof. Werner Klemke“ verwaltet. Zu diesem Erbe gehören natürlich auch die besonderen Verdienste des Vaters um die Holzstichtechnik. Diese alte, seit dem späten 18. Jahrhundert zur künstlerischen Illustration, später zeitweilig auch zur massenhaften Reproduktion von Halbtonvorlagen genutzte Technik war im 20. Jahrhundert nahezu in Vergessenheit geraten. Werner Klemke war einer von vier oder fünf bedeutenden Künstlern, die sie wieder aufgriffen. C. Pönisch
Ausstellung „Lernen, lernen, lernen“ im Schulmuseum Dresden, Seminarstraße 11, geöffnet ab 29. August donnerstags von 14 bis 18 Uhr, letzter Einlass 17:30 Uhr
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