Muss das Dresdner Rathaus dicht machen?

Das Rathaus in Dresden ist im Brandschutz noch immer auf Nachkriegsstand. Foto: Una Giesecke

„Schlimmstenfalls muss der Laden dicht machen“, malt Dresdens Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann den Teufel an die Wand. Wenn die Bauaufsicht wegen eklatanter Brandschutzmängel auf allen Etagen das Rathaus am Dr.-Külz-Ring sperren würde, „müssten wir die Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten lassen und an alle Schreibtische außerhalb des Gebäudes Stühle ranstellen. Das wäre ein blödes Harakiri.“
Solch drastische Maßnahmen wolle keiner, sondern eine geordnete Übergangslösung. Da diese aber zwei Millionen kostet und in die ohnehin geplante Sanierung des Gebäudes ab 2019 nicht übernommen werden kann, hatte der Stadtrat sich der Vorlage nicht so recht anschließen können. Die Mittel könnten laut Vorjohann aus der Finanzspritze des Bunds abgezweigt werden. Damit würden sie den Hilfen zur Erziehung im Jugendamt fehlen, wofür das Geld eigentlich gedacht ist.

Verwaltung sieht sich im Zugzwang

Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lafontaine sieht sich dennoch im Zugzwang. Seit der Sanierung nach 1945 ist der Brandschutz auf Nachkriegsstand. Jahrzehntelang hatte man vertrauensvoll die Augen zugedrückt. „Zehn Kilogramm brennbares Material genügen, um die 20.000 Kubikmeter Rauminhalt komplett zu verräuchern“, rechnet der Bürgermeister im Hinblick auf die vielen Akten im Haus vor. „Die Ausbreitung ist ungehindert möglich, eine wirksame Personenrettung ist nicht gegben“, heißt es im Gutachten vom November 2015.
„80 Prozent der Todesopfer im Brandfall gehen auf Rauchvergiftungen zurück“, fügt Schmidt-Lafontaine an. Jetzt habe man es schriftlich, das ändere die Lage. „Ich will mir gar nicht ausmalen, welche Gefahr für die Menschen besteht. Aber jetzt haben wir Kenntnis von der Dramatik.“ Dies habe schwerwiegende Folgen für die Verantwortung im Versicherungsfall. „Die Kanzlerin würde sagen: Es ist alternativlos.“
Daher wandte sich die Verwaltung heute hilfesuchend an die Presse, um Druck auf die trotz Sommerpause anberaumte Sondersitzung des Rats am 14. Juli zu machen und Bewegung in die auf 2017 verschobenen Baumaßnahmen zu bringen, die laut Gutachten unverzüglich zu erfolgen hätten.

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