„Die Tagesarbeit war hart, der Feierabend ausgefüllt mit ungeliebten Tätigkeiten: Stuben säubern, Appelle und Kontrollen, Putz- und Flickstunde, Schlichten von Streitigkeiten, Hilfe beim Anfüllen von Depression – vor allem dann, wenn mancher, dessen Familienverhältnisse ohnehin schon sehr kompliziert, wenn nicht aussichtslos kaputt waren, monatelang keine Post bekam. „Festungskoller“ nannten wir einen besonderen Zustand, der ab und zu einsetzte, weil man nie allein war. Immer lebte man in der Gruppe, alles wurde kommandiert, im Befehlston oder als Befehl direkt verlangt.“
Dieser Zeitzeugenbericht eines ehemaligen Insassen beleuchtet ein bisher wenig bekanntes Kapitel in der Geschichte der Festung Königstein: Von 1949 bis 1955 beherbergte sie einen Jugendwerkhof. Darüber soll im Jahr 2019 eine Ausstellung erzählen. Um Licht in ein dunkles Kapitel zu bringen und Besuchern einen authentischen Einblick in diese Geschichte geben zu können, suchen die Organisatoren nach Zeitzeugen, Objekten, privaten Fotos und Erinnerungsstücken. Auch wer noch Personen kennt, die damals im Jugendwerkhof gelebt oder gearbeitet haben, wird gebeten, die Lücken im Festungsarchiv füllen zu helfen.
In diesem Zusammenhang wird am Montag, dem 10. April, um 17 Uhr im Treff-Punkt der Stadt Königstein die Wanderausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau eröffnet. Unter dem Titel „Ziel: Umerziehung“ erinnert sie im Überblick an das System repressiver Heimerziehung in der DDR. Die Sonderschau ist dort bis zum 8. Mai zu sehen.
Am 12. April startet zudem um 14 Uhr ein Festungsrundgang für Zeitzeugen des Jugendwerkhofes. Die Teilnahme ist nur mit Voranmeldung möglich.
Kontakt: Maria Pretzschner, Tel.: 035021 64516, [email protected]
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