E-Papierfabrikation in Dresden stagniert

Die Fabrik von Plastic Logic im Dresdner Norden wurde vor zehn Jahren eröffnet und ist noch immer nicht genug ausgelastet. (Foto: Plastic Logic)
Die Fabrik von Plastic Logic im Dresdner Norden wurde vor zehn Jahren eröffnet und ist noch immer nicht genug ausgelastet. (Foto: Plastic Logic)

Das leichte, biegsame elektronische Papier ist noch kein Renner. Anstelle bruchempfindlicher Bildschirme sollen biegsame Folien treten. Die robusten, leichten E-Papiere eignen sich als Aushangfahrplan an der Bushaltestelle oder als Armband-Display. Doch seit Eröffnung der Fabrik vor zehn Jahren nahe der Mikrochipfabrik
von Globalfoundries ist der Siegeszug von Glas ungebremst. Zwar stellten die Erfinder von Plastic Logic ihre Kunststoff-Elektronik ungebremst auf Messen von Dresden bis Kalifornien vor und suchten Kunden und Geldgeber. Doch aus der anfangs erhofften Erweiterung der Fabrik wurde nichts. Nun hat Geschäftsführer Tim Burne einen Produktionsstopp angeordnet, wie die SZ berichtete. Seit voriger Woche ruht die Produktion der elektronisch aufladbaren Folien. Wer in der Fabrik anruft, bekommt eine Ansage zu hören: Wer die Eins wählt, wird mit dem Vertrieb verbunden, die Zwei führt zur Buchhaltung. Ein freundlicher Vertriebsmitarbeiter bittet darum, Fragen per E-Mail an Geschäftsführer Burne in London zu stellen. Der antwortet knapp: Am Donnerstag sei entschieden
worden, die Produktion eine Woche lang anzuhalten. Der Grund: Die Fabrik habe für den Hauptkunden bereits
Material hergestellt, das bis ins nächste Jahr ausreiche. Plastic Logic diskutiere mit dem Kunden die Nachfrageplanung. Nach früheren Angaben aus dem jüngsten veröffentlichten Geschäftsbericht für 2016 hat das Dresdner Unternehmen 105 Beschäftigte – davon 78 in der Produktion. Demnach ist der Betrieb in den Jahren zuvor deutlich geschrumpft: Für 2010 wurden 186 Mitarbeiter gemeldet. Geschäftsführer Burne antwortet nicht direkt auf die Frage, ob nun Arbeitsplätze gefährdet sind. Er schreibt, das Angebot der Produktion müsse mit der
Nachfrage ins Gleichgewicht gebracht werden.

Ideen gibt’s genug

An Ideen für den Einsatz des elektronischen Papiers hat es Plastic Logic nie gemangelt. Der Start war allerdings
von einer peinlichen Panne begleitet: Mit einem eigenen Lesegerät wollte Plastic Logic ursprünglich auf den Markt
treten, einer Art elektronischer Aktentasche mit vielen speicherbaren Textseiten. Für das Lesegerät namens
Que nahm das Unternehmen auch Bestellungen entgegen, stornierte sie aber Mitte 2010 überraschend. Später entschied sich Plastic Logic, nicht mehr selbst Endprodukte herzustellen, sondern Fabrikanten als Kunden zu suchen. 2014 wurden die Kapazitäten verringert. Als mögliche Einsatzfelder nennt Plastic Logic auch Geldkarten und Preisschilder an Regalen. 2011 war von der Produktion Tausender elektronischer Schulbücher für Russland die Rede. Der russische Staatsfonds Rusnano besitzt das Dresdner Unternehmen, über eine Beteiligungsfirma in Luxemburg.

Weitere Informationen zum Unternehmen Plastic Logic gibt es hier.

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