Auto-Edelschmiede in der Nähe von Dresden

Christoph Herbrig mit einer Corvette C2, Baujahr 1963: ein Traum auf vier Rädern (Foto: privat)

Christoph Herbrig restauriert im Müglitztal Oldtimer.

Christoph Herbrig ist Geschäftsführer der Herbrig & Co. Präzisionsmechanik, ein Traditionsunternehmen, gegründet 1956 von seinem Großonkel Egon Herbrig. Der Betrieb liegt im Altenberger Ortsteil Bärenstein, unten im schmalen Müglitztal, die Werkhallen stehen diesseits und jenseits der Müglitztalstraße.
Nach seinem Betriebswirtschaftslehre-Studium übernahm Christoph Herbrig 2009 die Firmenleitung, seither hat er den Betrieb stetig ausgebaut. Das Unternehmen, sagt Herbrig, ist darauf spezialisiert, Drehteile bis zu einem Durchmesser von 42 Millimetern zu produzieren, beispielsweise für Steckverbindungen im Mobilfunkbereich, in der Autobranche sowie für Mess- und Prüftechnik.

Zweitfirma als Hobby

Herbrig betreibt am Standort Bärenstein eine zweite Firma, das V8-Werk, eine Auto-Edelschmiede, darauf spezialisiert, amerikanische Oldtimer zu restaurieren, bevorzugt die Typen Ford Mustang und Corvette. Der Name „V8“ leitet sich von den typischen V-förmigen Achtzylinder-Motoren ab, die meist in diesen Wagen blubbern und eine Leistung bis zu 750 PS entfalten.
Das Werk ist zweigeteilt, für den Teilehandel und den Karosseriebau hat Herbrig eine Halle in Lauenstein gemietet, Mechanik-Werkstatt und Showroom befinden sich in Bärenstein in einem Gebäude, das direkt an die Präzisionsmechanik grenzt. Weil Herbrig aber das Hauptunternehmen erweitern will, steht der Showroom im Weg, er muss nun fort, Platz machen für eine Logistik-Halle – ohne dabei das V8-Werk aufzugeben. Schon seit geraumer Zeit sah sich Herbrig nach einem neuen Standort für das V8-Werk um, er bevorzugte ein Areal bei Dresden, um näher an der Landeshauptstadt zu sein. Und er wurde fündig: in Pirna.

Umzug nach Prina

Das V8-Werk zieht ins Gewerbegebiet Copitz-Nord, Herbrig hat ein 3 200 Quadratmeter großes Grundstück an der Ecke Wehlener Straße/Nordstraße gekauft. Showroom, Mechanik-Werkstatt und Karosseriebau werden in Kürze am neuen Standort konzentriert. Neun Arbeitsplätze gibt es in Pirna, teils bestehende, teils neue, ein Großteil der V8-Mitarbeiter wechselt von Bärenstein nach Copitz. Der Rohbau der neuen Halle ist nahezu fertig, Herbrig investiert knapp eine Million Euro in die neue Niederlassung – so kann es gehen, wenn aus Leidenschaft ein Geschäft wird.
Schon als Student kaufte sich Herbrig seinen ersten Ford Mustang, einen jener US-Klassiker, die seit 1964 in Serie gebaut werden. Es war der Beginn einer Sammelleidenschaft, die bis heute anhält. Bis zum V8-Werk war es aber noch ein langer Weg.

Es begann in einer Garage

Die Geschichte des Unternehmens beginnt 2012 in einer Garage, mit nur einer Person: Christoph Herbrig. Er hatte sich über andere Restauratoren geärgert, weil sie Termine nicht einhielten, Teile nicht beschaffen konnten oder unsauber arbeiteten. Herbrig beschloss, die Sache künftig selbst in die Hand zu nehmen. Kunden aus aller Welt Inzwischen zählt das V8-Werk neun Mitarbeiter, es ist Europas größter Online-Händler für Teile von Mustang und Corvette. Die Firma ist eine der wenigen zertifizierten Mustang-Umbauer, sie besitzt eine der wenigen originalen Karosserie-Richtbänke für diesen Fahrzeugtyp.
Vier bis fünf Autos restaurieren die Spezialisten im Jahr, mehr geht nicht, zu viel Feinarbeit ist nötig . Oft kommen sie in einem ziemlich desaströsen Zustand im Werk an. Ganz preiswert ist ein solches Projekt nicht, eine Restaurierung beginnt ab 80.000 Euro aufwärts, meist liegen sie im sechsstelligen Bereich, ebenso die Verkaufspreise für die aufgearbeiteten Wagen. Mustang und Corvette haben längst Kultstatus, Kunden erfüllen sich im V8-Werk ihre Träume auf vier Rädern, sie kommen jedoch selten aus der Region. Die Firma baut für Kunden aus aller Welt, zur Klientel gehören mittelständische Unternehmer und Geschäftsführer von Dax-Konzernen.

Gläserne Werkstatt

Wer einen solchen Wagen nicht fahren kann, kann sich künftig zumindest optisch Appetit holen. Herbrig baut die Halle in Copitz nicht als normales Autohaus, sondern als eine Art gläserne Werkstatt. Während der Öffnungszeiten wird das Haus öffentlich zugänglich sein, von einer Galerie aus kann man in die Werkstatt schauen. Konzipiert ist das Gebäude generell als Multifunktionshalle, sie könnte notfalls auch anders genutzt werden. Doch das steht derzeit nicht zur Debatte. „Das V8-Werk“, sagt Herbrig, „ist mit Aufträgen gut und für lange Zeit ausgelastet.“ (SZ)

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