Bleibt Tafelgarten-Ernte in der Erde, weil Jobcenter kein Geld mehr hat?

Tafelgarten JAB
JAB-Chefin Dr. Solveig Buder, Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann und Praxisanleiterin Ute Kronfeld diskutierten bei einem Vor-Ort-Termin über die Finanzierung des Tafelgartens bis Ende Oktober. Foto: Pönisch

Eigentlich wird im Tafelgarten des Vereins JAB bis 31. Oktober gegärtnert. Doch das Jobcenter gibt nur noch bis 30. September Geld. Nun springt die Stadt kurzfristig ein, damit die Ernte nicht in der Erde bleiben muss.

Noch Mitte August war die Welt im Tafelgarten des Vereins Jugend Arbeit Bildung (JAB e.V.) im Lot: Alles, was seit 1. April auf dem 3.300qm großen Areal am Messering gepflanzt worden war, gedieh prächtig. Die zwölf Langzeitarbeitslosen, die hier unter fachlicher Anleitung von Ute Kronfeld Obst und Gemüse für die Dresdner Tafel anbauen, konnten bereits 267 Kisten mit den Früchten ihrer Arbeit füllen. Noch 130 Kisten und die vielen Beete wäre abgeerntet, das Gartenjahr wie gewohnt zum 31. Oktober beendet worden.

Absage: Kein Geld mehr für die letzten vier Wochen

Doch quasi auf der gärtnerischen Zielgeraden flatterte der Geschäftsführung des JAB e.V. kürzlich ein Schreiben des Jobcenters Dresden auf den Tisch: Das Tafelprojekt, das eigentlich nach sechs Monaten am 30. September enden würde, könne nicht wie bisher üblich um einen Monat verlängert werden, um die Ernte komplett einzufahren. Begründung: Dafür ist kein Geld mehr da. Was nichts anderes heißt als: Kartoffeln, Zwiebeln, Mangold, Rote Beete, Kürbis, Zucchini und all die vielen Kräuter bleiben in der Erde. Die Tafel bekommt kein Gemüse mehr. „Und wie soll ich den Teilnehmern der Maßnahme vermitteln, dass sie mitten in der Ernte ihre Arbeit einstellen müssen“, ärgert sich JAB-Geschäftsführerin Dr. Solveig Buder.

Auch andere JAB-Projekte sind betroffen

Vom plötzlichen Geldstopp sind noch zwei weitere „Grün-Projekte“ des Vereins betroffen. Zum einen lief spontan am 31. August das Neophytenprojekt aus – hier bekämpfen Ein-Euro-Jobber an insgesamt 30 Ufern sogenannter Gewässer zweiter Ordnung Drüsiges Springkraut und Japanischen Staudenknöterich. „Das sind eingeschleppte Arten, die unsere heimische Flora massiv bedroht“, weiß Solveig Buder. „Diese Neophyten müssen sieben Jahre lang regelmäßig herausgerissen werden, um sie endgültig zu beseitigen. Das ist eine sehr mühsame, aufwendige Arbeit. Und sie wäre vielfach teurer, wenn sie von Garten- und Landschaftsbaufirmen erledigt würde.“ Das zweite Projekt auf Dresdner Friedhöfen (Grünpflege) muss auch am 30. September enden, obwohl es bis Ende November laufen sollte.

Sorge um Praxisanleiter: Wandern sie ab

In allen Projekten werden die Langzeitarbeitslosen, die Zugewanderten und Geflüchteten von erfahrenen Praxisanleitern betreut. Auch um sie macht sich Solveig Buder große Sorgen. Denn auch diesen 25 Fachleuten kann der JAB immer nur befristete Arbeitsverträge anbieten. Was ist, wenn sie irgendwann auf den ersten Arbeitsmarkt abwandern?
Um zum Beispiel die Personalkosten für die Praxisanleiter zu puffern, übernimmt der JAB am Hauptsitz auf der Bismarkstraße auch Aufträge von Firmen oder Privatleuten für Holz-, Metall- und Näharbeiten, baut und verkauft große Insektenhotels und Bänke oder stellt Weihnachtsdeko her. Mit dem Erlös kann der Verein die 30 Wochenarbeitsstunden der Praxisanleiter, die durch die öffentliche Hand bezahlt werden, um weitere zehn Stunden aufstocken und den Fachleuten damit Vollzeitarbeitsplätze bieten.

Rettung für Tafelgarten: Sozialamt springt ein

Für den Tafelgarten ist in letzter Minute Hilfe in Sicht. Die 7.000 Euro, die dem Jobcenter für Oktober fehlen, übernimmt die Stadt.Wie das geht, erklärte neulich Sozialministerin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann bei einem Vor-Ort-Besuch: Solveig Buder muss dafür im Rahmen der „Fachförderrichtlinie Soziales“ nur einen neuen Antrag auf „Weiterentwicklung von Vorhaben mit besonderem kommunalen Interesse“ stellen. Dazu zählt dann auch die Gemüseernte im Tafelgarten.

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