Was macht eigentlich … Karin Enke?

Karin Enke
Karin Enke ist heute Geschäftsführerin der GESOP Dresden. Foto: privat

Karin Enke gewann gleich drei goldene Olympiamedaillen. Dennoch gefällt es der einst weltbesten Eisschnellläuferin nicht, wenn sie auf ihre glänzende Sport-Karriere beschränkt wird.

Sie war eine der erfolgreichsten Sportlerinnen der DDR, die weltbeste Eisschnellläuferin der 1980er Jahre. Eisschnelllauf-Ikone Karin Enke gewann acht Olympia-Medaillen, davon drei goldene, holte zudem noch elf WM-Titel und stellte zehn Weltrekorde auf. 1986 durchbrach sie über 1.500 Meter als erste Frau der Welt die Zwei-Minuten-Schallmauer. Erst 1997 wurde diese Bestmarke dank der neu entwickelten Klappschlittschuhe übertroffen. 1988 beendete sie ihre sportliche Laufbahn, nachdem sie in Calgary bei Olympia zweimal Silber, einmal Bronze und bei der anschließenden WM im gleichen Jahr den Titel gewonnen hatte.

Der Abschied vom Leistungssport liegt nun schon viele Jahre zurück, was machen Sie heute?
Ich bin Geschäftsführerin bei der GESOP in Dresden, der Gesellschaft für gemeindenahe sozialpsychiatrische Versorgung. Begegnung, Begleitung, Beratung stehen da im Mittelpunkt.

Nach so vielen Erfolgen wäre doch damals naheliegend gewesen, dem Sport treu zu bleiben.
23 Jahre lang hat sich mein Leben auf dem Eis abgespielt. Dann habe ich die Schlittschuhe an den sprichwörtlichen Nagel gehängt und dort hängen sie immer noch. Allein auf den Sport reduziert werden wollte ich nicht, das war mir schon immer zu wenig. Als Leistungssportler in der DDR wurde man zur Unselbstständigkeit erzogen, Vorgaben, Reglementierungen, Verbote, auch fürs Familienleben, bestimmten dein Leben. Ich wollte von vorne anfangen.

Und was waren die Konsequenzen?
Wenn man im Leben erfolgreich sein will, sollte man keine Angst vor Veränderungen haben. Es erfordert Mut und Kraft, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten, um neue Wege zu gehen. Ich hatte damals eine Facharbeiterausbildung zur Kosmetikerin gemacht, arbeitete im Dienstleistungskombinat Dresden. Doch nach der Wende 1989 gab ich das auf, bekam meine zwei Töchter und kümmerte mich 15 Jahre lang als Hausfrau und Mutter von drei Kindern um das „Kleinunternehmen Familie“.

Aber danach haben Sie sich doch noch mal auf die Schulbank gesetzt?
Ich konnte es mir tatsächlich auch erst nicht vorstellen. Immerhin war ich 43, entschied mich dann doch, noch einmal einen neuen Weg zu gehen. Mein damaliger Lebensgefährte und heutiger Ehemann animierte mich dazu, ein Studium der Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Sozialpädagogik zu beginnen und schrieb sich gleich mit bei der TU in Dresden ein. Nach nur vier Jahren schloss ich das Diplom mit „Sehr gut“ ab.

Wie haben Sie das geschafft? Kam da der alte sportliche Kampfgeist wieder durch?
Wohl weniger. Ich hatte nach vielen Jahren der Unselbstständigkeit erkannt, dass ich mein Leben selbst in die Hand nehmen muss, um etwas zu erreichen. Deshalb war für mich der Studienabschluss viel bedeutsamer, nachhaltiger als der sportliche Erfolg. Dazu kam nach dem Studium der für mich glückliche Umstand, dass ich nach einem Praktikum eine Stelle bei der GESOP bekam. Die Herausforderungen und die Erfahrungen im Beruf haben mich in den vergangenen Jahren als Mensch und Persönlichkeit reifen lassen. Inzwischen bin ich Chefin einer GmbH mit siebzig Mitarbeitern. Ein Job, der unbedingt Teamwork voraussetzt. Das kannte ich als Einzelkämpferin nie, ist jetzt aber Hauptbestandteil meines beruflichen Lebens.

Was für ein Unternehmen ist die GESOP?
Die GESOP als freier gemeinnütziger Träger der Sozialpsychiatrie hält in Dresden und Umgebung verschiedene Wohn-, Betreuungs- und Beratungsangebote für Menschen mit einer psychischen Erkrankung und/ oder Suchterkrankung bereit, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und Glauben. Ebenso unterstützen wir ihre Angehörigen. Wesentliches Anliegen unserer Arbeit ist die Stärkung von Menschen, die in ihrer psychischen und physischen Gesundheit eingeschränkt und aufgrund behindernder Rahmenbedingungen allein nicht in der Lage sind, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

Nach so vielen Jahren als erfolgreiche Sportlerin sind Sie doch gewiss auch sportlich geblieben?
Na ja, das hält sich wohl in Grenzen. Ich fühle mich mental noch längst nicht wie einundsechzig. Doch meine sportlichen Aktivitäten beschränken sich doch mehr auf Radfahren, Wandern oder Yoga. Aber ich habe eine neue Passion entdeckt: Ich war eigentlich schon immer kunstinteressiert. Nun gehe ich häufig ins Theater und bin beim Förderverein des Dresdner Staatsschauspiels stellvertretende Vorsitzende. Außerdem bin ich mit meinem Mann zusammen der klassischen Musik sehr zugetan. Wir haben ein Anrecht bei Staatskapelle und Philharmonie. Mit Karin Enke unterhielt sich Ekki Garten

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