Vita Cola: Vom Plansoll zum Umsatzrekord

Vita Cola VEB Bramsch
SZ-Foto vom 27.6.1973: Brause trinkende Knirpse im Kindergarten „Duckwitzhaus“ Foto: W. Mohn

Damals war’s: 1973 wurden im Dresdner Betriebsteil Briesnitz des VEB Bramsch 60 Millionen Flaschen Brause und Vita Cola abgefüllt. Auch heute noch lieben Ostdeutsche die braune Limo

Die Knirpse auf dem 50 Jahre alten Foto, das im Juni 1973 in einem Kindergarten auf der Friedrichstraße entstand, waren offenbar ganz wild die rote Brause aus der Flasche. „Trinkt schön langsam“, soll ihre Kita-Erzieherin Frau Selig sie damals ermahnt haben.
Der Hintergrund für den Beitrag in der „Sächsischen Zeitung“ am 27. Juni 1973 war natürlich ein anderer: In jenem Jahr hatten sich die Mitarbeiter des VEB Bramsch, Dresden, Betriebsteil Briesnitz, nämlich verpflichtet, 20 Millionen Liter bzw. 60 Millionen Flaschen Vita-Cola, Bitter-Lemon, Mandora, Briesnitzer Mineralbrunnen und andere alkoholfreie Getränke abzufüllen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erfüllen, sollte die Produktionssteigerung nicht nur durch Rationalisierungsmaßnahmen im Betrieb und die „hohe Einsatzbereitschaft der Belegschaftsangehörigen“ erreicht werden. Man setzte im VEB Bramsch auch auf „freiwillige Helfer aus anderen Abteilungen, Verwaltungen, Institutionen und Wohngebieten“.
Was schlichtweg nichts anderes hieß als: Ab in die Produktion, um das Planziel zu erreichen …


Bramsche, ein verlorenes „e“ und die Treuhand

Der VEB Bramsch ist längst Geschichte. Ein Blick zurück lohnt dennoch. Denn ein gewisser Heinrich Wilhelm Dursthoff gründete 1820 in der Friedrichstraße 56 die erste sächsische Presshefe- und Kornspiritusfabrik. Züchtung und Vermehrung lebender Zellen und deren industrielle Herstellung galten zu jener Zeit als herausragende Erfindung, die Geschäfte liefen demzufolge sehr gut. Leider verstarb Dursthoff 1837 mit gerade mal 47 Jahren und seine Witwe Anne-Marie holte den Tuch- und Stoffhändler Johann Ludwig Bramsche aus der Nähe von Osnabrück zur Leitung der Firma nach Dresden. Der wurde erst Firmenteilhaber, dann erfolgreicher Geschäftsmann und schließlich sogar der neue Gatte von Anne-Marie. Bei der Eheschließung 1841 ging aus irgendwelchen Gründen das „e“ von Bramsche verloren, so dass im Kirchenbuch der gemeinsame Familienname „Bramsch“ vermerkt ist.
Als Bramsch im Juli 1877 starb, hinterließ er mehrere florierende Firmen, ein Ladengeschäft auf der Wilsdruffer Straße, Felder, viel Geld und Grundbesitz. Als „VEB Bramsch“ überlebte ein Teil seines Firmenimperiums bis 1992. Im Wendejahr wurde die Hefeproduktion eingestellt, 1992 der letzte Schnaps gebrannt. 2005 schließlich ließ die TLG Immobilien GmbH das verfallene Bramsch-Areal abreißen. Nur das Haus auf der Friedrichstraße 56 blieb erhalten. Und die Marke Vita Cola, eins der DDR-Relikte schlechthin …


Vita Cola: Noch immer ein Hit im Osten

Zitrusöl, Vanille, Kolanüsse, Koffein und Vitamin C sind die Grundstoffe, aus denen 1958 das Pendant zur amerikanischen Coca Cola gemischt wurde. Dass Vita Cola nicht nur die DDR überlebte, sondern 65 Jahre später noch immer ein Hit ist, darauf hätte damals sicher niemand gewettet. Heute ist die braune Limo eine Marke der Thüringer Waldquell Mineralbrunnen GmbH in Schmalkalden. Eine, die Unternehmensrekord einfährt: 2022 wurden insgesamt 95,5 Millionen Liter Vita Cola verkauft. Was nicht nur ein Plus von neun Prozent zu 2021 bedeutete, sondern auch das beste Ergebnis seit Erfindung des Getränkes. Das wiederum war am 3. April 2023 sogar der ARD-Tagesschau eine Meldung wert.

Blick zurück in den Zeitungsbeitrag von 1973: „Sorgen bereitet den Getränkeerzeugern noch immer der unkontinuierliche Rückfluß der Leergutflaschen“, war da zu lesen. „Im Interesse der bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung mit unseren Getränken sollte jeder Kunde seine ausgetrunkenen Flaschen umgehend an den Handel zurückgeben.“

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