Ein Fest zum 70. Geburtstag des „Betrunkenen Sachsen“

Olaf Böhme als „Betrunkener Sachse“ war Kult. Im September würde der Kabarettist 70 Jahre alt werden. Das Zwingertrio und Thomas Kaufmann ehren ihn auf ganz besondere Art.

Das Hemd ein Stück weit aufgeknöpft, der linke Hemdzipfel aus der Hose gerutscht, die Krawatte offen wie ein Schal um den Hals gehängt: Wenn Olaf Böhme leicht derangiert die Bühne betrat, in der Hand noch einen Stoffbeutel, dann war klar, dass es um Muddi, Tupperdosen und seine Steuererklärung geht. Und es war klar: Das Publikum würde schon in der ersten Minute flachliegen vor Lachen…

Ein Fest für Olaf Böhme, den Wegbegleiter

Der „Betrunkene Sachse“ ist tot. Es lebe der „Betrunkene Sachse“. Vielleicht würde Olaf Böhme dieses abgewandelte Zitat gut finden, vielleicht auch nicht. Doch eigentlich geht es in der Sonderziehung, die das Zwingertrio zusammen mit Thomas Kaufmann (Comödie, Boulevardtheater) ausrichtet, genau darum: An einen Kabarettisten, Autor und Schauspieler erinnern, der sich vor allem mit dieser Figur in die Herzen der Zuschauer spielte. Erinnern zugleich an einen Kollegen und Freund, mit dem Tom Pauls, Peter Kube und Jürgen Haase immer wieder gemeinsam auftraten, zum Beispiel wenn Böhme bei der legendären Zwingerlotterie als Durchläufer daherkam. „Wir wussten nie, was er vorhat. Sein Ziel war es immer, uns aus der Fassung zu bringen“, erinnert sich Tom Pauls. „Und das ist ihm auch gelungen.“ Einmal, als die Vorstellung aufgezeichnet wurde, hätten die Kameraleute so gelacht, dass man das später bei den Aufnahmen gesehen hatte. „Das Besondere an Olaf Böhme war sein intelligenter Witz“, bringt es Peter Kube auf den Punkt.

Wenn also ab 24. September eine Zwingertrio-Lottosonderziehung auf die Bühne kommt, dann soll das eine Hommage an Olaf Böhme mit dessen bekanntesten Nummern sein. Den Part von Olaf Böhme wird Thomas Kaufmann übernehmen. Der Dresdner Schauspieler hat nicht nur die originale Krawatte des „Betrunkenen Sachsen“ geerbt, sondern hält seit 2022 mit seinem Soloprogramm „Mein Freund, der betrunkene Sachse“ die Erinnerungen an den vor vier Jahren verstorbenen Künstler Olaf Böhme hoch.
Über 50 Programme hatte Böhme, der studierte und promovierte Mathematiker und Kabarettist, in seinem Repertoire. Der „Betrunkene Sachse“ war sein bekanntestes, sein Markenzeichen. Vielleicht auch manchmal Fluch und Segen. Denn natürlich gab es auch einen anderen Olaf Böhme. „Er konnte sehr dünnhäutig sein, sehr sensibel. Eine vermeintlich lustige Situation konnte schnell kippen“, erinnert sich Tom Pauls. Böhme liebte Lyrik und Kurzprosa, drehte Kurzfilme, schrieb „Herrn Pichmann’s Gedichte“, war Mitglied im und später Leiter des „theater 50“ (u.a. Rainer König, Alf Mahlo, Peter Flache) und der Theatergruppe Spielbrett, stand in klassischen Rollen auf der Bühne.

Böhmes Vermächtnis und Lotterie-Benefiz

Am 18. März 2019 verstarb Olaf Böhme im Alter von 65 Jahren an den Folgen der Leukämie. Sein gesamtes Erbe – inklusive Grundstück, Wohnhaus, einem von ihm konzipierten blauen Künstlerhaus, in dem er malte und schrieb – vermachte er dem Sonnenstrahl e.V. und der Michael Succow Stiftung. Seine Kunstsammlung mit 100 Werken wurde im Dezember 2019 in einer Benefizauktion zugunsten dieser zwei Organisationen über ein Dresdner Auktionshaus versteigert. Der Sonnenstrahl e.V. baut dank Böhmes Erbe derzeit auf der Schubertstraße 11 in Johannstadt das Haus „Fiduz“ (lat. für Vertrauen und Zuversicht), in dem künftig Sport- und Kunsttherapie für krebskranke Kinder angeboten wird. „Wir wollen deshalb ein Zehntel aller Einnahmen aus unserem Fest für Olaf Böhme an den Sonnenstrahl und die Stiftung spenden“, sagt Thomas Kaufmann.

Vorstellungen: „Ein Fest für Olaf Böhme zum 70. Geburtstag des betrunkenen Sachsen“ hat am 24. September
Premiere im Schauspielhaus Dresden (16 + 19 Uhr), weitere Vorstellungen gibt es bis 20.1.2024 in Aue, Riesa, Böhlen, Weinböhla, Freiberg, Bautzen, Coswig, Grimma, Löbau und am Boulevardtheater Dresden (17.1.2024)
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