Zeitreise im SZ-Archiv-Keller: Vom Bleisatz ins Digitale

Archiv SZ
Jens Jahn (hier mit Luisa Ulke) hatte die Idee für die Ausstellung im SZ-Archiv Fotos: Pönisch

Am 13. April 1946 erschien die erste Ausgabe der Sächsischen Zeitung. Eine Archiv-Ausstellung im Haus der Presse zeigt, wie sich Zeitung, Zeitungsherstellung und Zeitgeist in den letzten 77 Jahren verändert haben.

Hier kommt noch ein kleines Schild hin mit einer Erklärung. Und da, auf den Computer, muss auch noch eins. Diese Schnüre hier, die muss ich noch mal ordentlich festziehen. Und etliche der großen Stelen fehlen noch“, zählt Jens Jahn auf. Doch im Großen und Ganzen sieht er der Eröffnung der Ausstellung am 17. August im Archivkeller im Haus der Presse jetzt relativ gelassen entgegen.


Zeitreise zum Thema Zeitungsherstellung

Vier Jahre arbeitet Jens Jahn nun schon im Bereich Archiv, Dokumentation und Recherche im Medienhaus auf der Ostra-Allee. Zuvor war er lange Zeit als Sportreporter vor allem auf den Fußballplätzen der Region unterwegs. Ein Zeitungsmensch also, nun durch die Archivarbeit mit der Geschichte „seiner Sächsischen“ besonders eng verbunden. Wie spannend diese Geschichte ist, merkte der 60-Jährige vor allem in Vorbereitung auf den 75. Geburtstag der Zeitung, die erstmals am 13. April 1946 erschien. „Daraus müsste man eigentlich eine Ausstellung machen“, dachte er. Aus dem „eigentlich“ wurde ein erster Aktionstag „Führung durchs SZ-Archiv“ im Herbst letzten Jahres. Der Ansturm der neugierigen Dresdner war so groß und die Schlange der Wartenden auf eine Führung so lang, dass nicht nur sieben statt der drei geplanten Führungen stattfanden, sondern in der Geschäftsleitung der DDV-Mediengruppe entschieden wurde: Denkt doch größer. Und so gibt es nun vier Räume im Archivkeller im Haus der Presse, die in den letzten Monaten in Ausstellungsräume verwandelt wurden. Sie laden ein zur Zeitreise der SZ-Zeitungsgeschichte vom ersten Druckexemplar zum modernen Medienhaus, aber auch zur Zeitreise durch Dresdner und DDR-Geschichte.
Auf Stelen und Tischen, in Vitrinen und Bilderrahmen finden sich nun also 77 Jahre Zeitungs- und Stadtgeschichte, zusammengetragen von Jens Jahn und Abteilungsleiter Sven Geisler, die oft von „hauseigenen“ Azubis sowie von Schülern und Werkstudenten im Praktikum unterstützt wurden. „Die jungen Leute waren dafür nicht nur zu begeistern, sondern waren mit ihren Anregungen oft auch eine Bereicherung für uns“, so Jens Jahn.

Zu sehen sind alte Zeitungen und Fotos, historische Druck- und Fototechnik, eine im Bleisatz gebaute Druckseite, Brigadetagebücher der Abteilung Fuhrpark, Erinnerungen an SZ-Pressefeste sowie Schreibmaschinen und Computer, die mit Disketten „gefüttert“ wurden und heute ziemlich erklärungsbedürftig sind. „Wir haben im Keller eine Titanic liegen und versuchen, wenigstens die Kronleuchter zu bergen“, formulierte Archiv-Chef Sven Geisler mal.

Schätze im Keller, die gezeigt werden müssen

Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, sagt ein Sprichwort. Wer immer es in die Welt gesetzt hat, vergaß zu erwähnen, dass nichts so interessant ist wie die Zeitung von gestern. Denn sie hält Zeitgeschichte und Lebensgeschichten fest. Beinah wäre alles verloren gegangen in der Flut 2002. Das Fotoarchiv zum Beispiel mit rund 750.000 Papierbildern, das als eine der bedeutendsten Sammlungen von Pressefotografie in Sachsen galt. Rund 70 Prozent des Bestandes konnte letztlich mit viel Aufwand gerettet werden.
Mittlerweile lagern in den Archivräumen neben dem Fotobestand – angewachsen auf über eine Million Bilder und Negative – auch wieder mehr als 7.500 Zeitungsbände. Die in den Fluten versunkene Dresdner Lokalausgabe wurde fast vollständig wiederbeschafft. „Wir haben insgesamt 580 Regalmeter Archivmaterial“, sagt Jens Jahn.
Heute wird längst alles Aktuelle digitalisiert und auch der Altbestand nach und nach ins Digitalzeitalter gerettet. Über eine Million Seiten sind bereits als PDF im digitalen Archiv einsehbar, wo auch über eine Million Fotos abgelegt sind.


Wer auf all dies einen Blick werfen und eine kleine Zeitreise bis zum 13. April 1946 antreten will, kann die neue Ausstellung erstmals zum Stadtfest am 19. und 20. August besuchen – allerdings nur mit Voranmeldung. „Wir planen an beiden Tagen drei Führungen jeweils um 11, 13 und 15 Uhr“, so Jens Jahn. Ab September steht das Archiv dann jeden 1. Sonntag im Monat offen, auch dann wird es jeweils drei Führungen zu den genannten Zeiten geben, außerdem noch jeden 3. Mittwoch im Monat um 15 Uhr. Der Eintritt kostet pro Person fünf Euro, mit SZ-Card drei Euro (Achtung: Barzahlung). Da die Führungen nur zwölf Personen umfassen, ist eine vorherige Anmeldung notwendig.

Anmeldung zur Führung: [email protected] und 0351 48642483 (Di + Do 14 – 17 Uhr)


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