Am 4. Oktober 1978 wurde das Centrum auf der Prager Straße eröffnet. Es war das drittgrößte und das modernste Warenhaus der DDR.
Ist es tatsächlich schon (oder erst?) 45 Jahre her, dass ein Silberwürfel die Dresdner schier begeisterte? Es war drei Tage vor dem 29. „Republik-Geburtstag“, als auf der Prager Straße das neue Centrum Warenhaus öffnete. Dresdens OB hieß damals Gerhard Schill und weil es sich um ein sehr großes Geschenk handelte, reiste aus Berlin auch ein Dr. Danz an, damals amtierender Minister für Handel und Versorgung. Er befand die Inbetriebnahme des Hauses als „Ausdruck der Kontinuität bei der Verwirklichung der vom IX. Parteitag beschlossenen Hauptaufgabe“. In dem neuen Einkaufszentrum seien „die Bestlösungen und neue Erkenntnisse der übrigen Centrum-Warenhäuser der DDR realisiert worden“.
Wabenförmig-stachelige Fassade und Klimaanlage
Die Dresdner dürfte das an jenem 4. Oktober 1978 wenig beeindruckt haben. Sie wollten nach fünf Jahren Bauzeit endlich im neuen Centrum Warenhaus einkaufen. Das galt mit seinen 10.400 Quadratmetern Verkaufsfläche auf drei Etagen und 50.000 Artikeln nicht nur als drittgrößtes Warenhaus der DDR, sondern auch als modernstes.
So gab es eine vollautomatische Klimaanlage, mehr als ein Dutzend Aufzüge für Kunden, Personal und Lasten sowie acht Rolltreppen (alles Made in UdSSR) und eine Kreiskettenförderanlage mit 16 Förderbändern für 22.000 Stück Oberbekleidung. Es gab eine Kaufhalle im Erdgeschoss und erstmals auch „ein weitgehend komplexes Angebot für Heimwerker“, wie die „SZ“ am 5. Oktober schrieb. Und viele Dresdner werden sich noch an die Schallplatten- und Kassettenbar mit ihren 16 Abhörplätzen erinnern und vor allem an die unendlich lange Kundenschlange, wenn es mal eine heiß begehrte LP mit Westmusik gab. Nicht zu vergessen die Wandfriese im Kunden- und im Betriebsrestaurant, die der Dresdner Künstler Heinz Drache geschaffen hatte.
Kurz gesagt: Das Centrum war nicht nur Ausdruck der Ostmoderne, es hat sich in den Herzen der Stadtbewohner auch als identitätsstiftend erwiesen. So einen tollen Bau – wo gab es den schon noch mal? Abgesehen von der Leipziger „Brotbüchse“…
Was natürlich ewig in Erinnerung bleibt und den Bau strahlen ließ, war die wabenförmig-stachelige Fassade mit ihren 4.680 Alu-Rhomben. Sie suchte ihresgleichen, selbst im wiedervereinten Deutschland. Vor dem Abriss schützen konnten die Waben das Gebäude indes nicht. Auch nicht der große Protest der Dresdner, als diese von den Abrissplänen hörten. Dabei hatte sich das Aus fürs Haus schleichend, aber mit Ansage angekündigt. Erst hatte der Hertie-Konzern es übernommen, dann Karstadt. Mit dem Bau eines eigenen Karstadt-Tempels gegenüber und der schicken neuen Altmarkt Galerie nur wenige Meter entfernt war das Ende besiegelt. Anstatt es umzubauen, musste das Centrum Warenhaus einem größeren Neubau weichen. An dessen Fassade finden sich zwar auch Waben, doch diese 4.500 Schmuckteile wurden neu geformt. Mit 52.000qm Fläche ist die 2009 eröffnete Centrum Galerie dazu noch fünfmal so groß wie das DDR-Centrum und mit 290 Millionen Euro Baukosten vermutlich um ein Vielfaches teurer.
Kleiner Unterschied: Das Centrum blieb das Centrum bis zum Abriss, die Centrum Galerie wurde schon drei Jahre nach ihrer Eröffnung wieder geschlossen und bis 2014 für weitere 30 Millionen Euro umgebaut.
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