Als Kaditz ein Drehkreuz für Luftschiffe war

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Städtischer Land- und Wasser-Flugplatz Dresden-Kaditz mit Luftschiffhalle, eröffnet 1913. Postkarte um 1915 Quelle: Repro: Sammlung Holger Naumann

Vor 110 Jahren, im Jahr 1913, wurde in Kaditz unter dem Jubel tausender Dresdner ein Flugplatz samt Luftschiffhalle eingeweiht.

Kaditz hätte in diesem Jahr sehr viele Gründe zum Feiern. Da wäre die Emmauskirche, die 1273 erstmals als Laurentiuskirche erwähnt wurde und damit auf mindestens 750 Jahre kommt. Oder das Pfarrhaus, 1668 gebaut und in diesem Jahr 355 Jahre alt. Gedacht werden könnte an den Wiederaufbau des Dorfes, das 1818 abbrannte. Oder auch an die Eingemeindung von Kaditz 1903, also vor 120 Jahren, nach Dresden. Vor allem aber könnte in jedem das Fortbestehen der längst überregional berühmten Sommerlinde gefeiert werden, die 800 bis 1.000 Jahre in ihrer Wurzel stecken hat.

Mit Kaditz verbinden die meisten Dresdner heute vor allem aber Elbepark und Stadtentwässerung, Flutrinne, Hornbach und Frühgemüsezentrum. Das versorgte nicht nur die DDR mit frischen Gurken, sondern auch West-Berlin – und bei guten Beziehungen hin und wieder auch die Dresdner Küchentische.
Dass es von Kaditz aus hin-aus in die Welt, zumindest aber hoch in die Luft ging, haben vielleicht nur noch wenige Mitmenschen auf dem Schirm.

Vor 110 Jahren wurde der Flugplatz Dresden-Kaditz eröffnet

Am 26. Oktober 1913 wurde der Land- und Wasser-Flugplatz Dresden eröffnet, als einer der weltweit ersten städtisch betriebenen Flugplätze. Da ließ es sich natürlich auch König Friedrich August III. von Sachsen nicht nehmen, zur großen Einweihung zu kommen. Zumal zwei Tage zuvor auch die städtische Luftschiffhalle in Betrieb ging und es also viel zu bestaunen gab. Noch viel erstaunlicher dürfte aus heutiger Sicht die Bauzeit gewesen sein: Im April 1913 wurde der Vertrag zum Bau der Halle unterschrieben und schon sechs Monate und sechs Tage später stand die 191 Meter lange, 58 Meter breite und 37 Meter hohe Halle, in der zwei Zeppeline Platz fanden. 900 Tonnen Eisen waren für die riesigen Bögen und Konstruktionen verbraucht worden. Je zwei halbrunde Drehtore, die auf Schienenhalbkreisen liefen, schlossen die gesamte lichte Toröffnung von 58 Metern Breite und 33 Metern Höhe ab. Dass mit der Eröffnung des Flugplatzes auch eine Elbfähre zum gegenüberliegenden Stadtteil Cotta in Betrieb ging, würde man heutzutage als „Synergieeffekt“ feiern.


Kurzes Flugplatz-Leben

Der Flugplatz war mit einer Bretterwand umzäumt und hatte mehrere Eingänge. Der Haupteingang befand sich an der Scharfenberger Straße, weitere sechs Eingänge mit Kassenhäuschen gab es an allen Seiten des Platzes. Das eigentliche Flugfeld maß 1000 mal 750 Meter und erstreckte sich längs der Elbe.
Schon fünf Tage nach der großen Eröffnung gab es den ersten Höhepunkt: Der französische Sturzflieger Adolphe Chelestin Pegoud, der als Begründer des Kunstfluges gilt, hatte sein Kommen angesagt.
Danach fanden viele Schau-, Kunst- und Passagierflüge statt, es landeten unstarre, halbstarre und starre Luftschiffe in Kaditz, die erste sächsische Luftpostbeförderung zwischen Dresden und Leipzig wurde gefeiert. 1915 kam eine zweite Luftschiffhalle dazu, so dass bis zu vier Zeppelinkreuzer Quartier fanden und Dresden-Kaditz zum Drehkreuz der Luftschifffahrt aufstieg.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 wurde der gesamte städtische Flugplatz von der Militärverwaltung besetzt und alle zivilen Flüge eingestellt. Das Jahr 1920 brachte Dresden, wie auch anderen Städten, das endgültige Ende der Luftschifffahrt. Der Rest ist Geschichte, die ausführlich nachzulesen (alternativ zu googeln) auf jeden Fall lohnt.

Buchtipp: „Als Fliegen noch ein Wagnis war – Zum 100. Jahrestages der Eröffnung des Flugplatzes Dresden-Kaditz“ (Siegfried Reinhardt, Herausgeber Verein Neue Nachbarschaft Kaditz e. V., Dresden 2012) und „Typisch Kaditz – Geschichte und Geschichten“ (Autorenteam, Verein Neue Nachbarschaft Kaditz e. V., Dresden 2002)

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