Stadttauben haben ein denkbar schlechtes Image. Noch in den 1970er Jahren wurden sie mit Gift und Gewehr bekämpft. Heute kümmert sich die Stadttauben Initiative Dresden e.V. darum, dass es den Vögeln gut geht.
Ein schlechteres Image kann ein Vogel eigentlich kaum haben. „Ratten der Lüfte“ werden sie genannt und dass ihr Gurren nervt, dass sie Krankheiten übertragen und dass ihr Kot ätzend sei wird Tauben nachgesagt. Mensch und Taube sind keine Freunde, zumindest nicht, wenn es sich um die gemeine Stadttaube handelt.
Ein gutes Beispiel liefert die Ausgabe der Sächsischen Zeitung vom 7. März 1974. Ein Bewohner der Rudolf-Renner-Straße beschwert sich darin über die starke Verschmutzung durch Taubenkot und fragt, was „die örtlichen Organe gegen die vielerorts auftretende Wildtaubenplage“ zu tun gedenken. Die Antwort des damaligen Kreishygienearztes klingt aus heutiger Sicht ziemlich rabiat und keinesfalls tierschutzkonform. „Die Bekämpfung von Wildtauben in Dresden geschieht durch Vergiftung und durch Abschuß“, antwortet jener Kreishygienearzt. Die rechtliche Grundlage sei in einem Ratsbeschluss fixiert. „In den Fällen, wo eine Vergiftung nicht möglich oder wirkungsvoll ist, werden Jäger des Abschußkommandos verständigt, damit unter Wahrung der erforderlichen Sicherungsmaßnahmen mittels Druckluftwaffe abgeschossen werden kann“, ist in besagter SZ zu lesen. Außerdem erklärt der Arzt, dass Tauben nicht gefüttert werden dürfen und dass ihre Nester zu beseitigen seien. „Die Bekämpfungsaktionen konzentrieren sich auf das Stadtzentrum, auf Verkehrsknotenpunkte, öffentliche Gebäude und Einrichtungen und auf Kulturdenkmäler.“
Von Eierklau, Erster Hilfe und Pflegestellen
Im Umgang mit Tieren hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Glück vieles geändert. Stadttauben dürfen längst nicht mehr vergiftet oder abgeschossen werden. Sie dürfen aber auch nicht gefüttert werden, was dazu führt, dass sie sich von Pommes, Pizzaresten, Chips und Bratwurst statt von Getreide ernähren. Das ist zwar ungesund, hält die Stadttauben aber nicht davon ab, sich ungehemmt zu vermehren. Bis zu acht Küken kann eine Täubin pro Jahr aufziehen. „Das Problem ist ein von Menschen gemachtes“, erklärt Sebastian Genz vom Vorstand des Dresdner Stadttauben-Vereins. „Jahrtausende lang wurden Tauben dafür gezüchtet, dem Menschen als Nahrung, Eierlieferant und Nachrichtenüberbringer zu dienen. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg lebten sie häufig auch in unseren Städten, zum Beispiel auf Dachböden. Die heutigen Stadttauben sind also Nachkommen verwilderter Haus- und Brieftauben.“
Auf rund 3.000 bis 4.000 wird die Population aktuell in Dresden geschätzt. Dass es nicht mehr werden, dafür sorgen die rund 30 Mitglieder der Stadttauben-Initiative, die seit 2018 als Verein agiert. So haben sie vier betreute Taubenschläge geschaffen, in denen die Vögel leben können. Der größte mit rund 200 bis 300 Bewohnern ist der am Bahnhof Mitte auf dem Dach eines Einkaufsmarktes, zwei weitere gibt es in der Innenstadt und einen an der Budapester Straße. In den begehbaren Verschlägen werden die Tiere nicht nur artgerecht mit Futter und Wasser versorgt, sondern hier erfolgt auch die Geburtenkontrolle. Man könnte es auch „Eierklau“ nennen, denn fast alle Eier, die in den Nestern liegen, tauschen die Taubenfreunde gegen Gipseier aus. Und zwar im Schnitt aller zwei Tage, denn die Täubinnen sind rund ums Jahr äußerst legefreudig. Über die frischen Eier wiederum – rund 2.000 pro Jahr – freuen sich die Igel, die beim Verein Igelhilfe e.V. gepäppelt werden oder auch die Füchse und Waschbären im Wald im Dresdner Norden, denen Sebastian Genz die Leckerli vorbei bringt.
Doch das ist längst nicht alles, was die Stadttauben-Initiative für die graublauen Columbidae (lat.) tut. Die Mitglieder haben seit 2021 in Klipphausen eine und in Cossebaude seit letztem Jahr zwei Handicap-Volieren für beeinträchtigte Tiere, die nicht mehr in den Freiflug entlassen werden können. In Mockritz betreuen die Mitglieder eine Freiflugvoliere für Stadt- und gestrandete Brieftauben und seit 2019 eine kleine Station für ehemalige Pflegefälle. „Die dient als vorübergehende Unterbringung, bis unsere Tiere in die jeweiligen Projekte zur Eingewöhnung umziehen“, erklärt Sebastian Genz.
amtlich, finanziert sich ausschließlich durch Spenden und sucht ständig weitere Helfer. Vor allem solche, die aufgrund der steigenden Anzahl an Notfällen als Pflegestelle fungieren können. Aber auch Taubenpaten sind willkommen, denn auch ihr monatlicher Beitrag von fünf Euro dient dazu, dass die Vögel mit dem schlechten Ruf gut (über)leben können.
Hallo Frau Klapproth.
Wie in fast allen Tierarten (z.B. Rüde und Hündin, Kater und Katze, Sau und Eber) gibt es auch bei Tauben Bezeichnungen beider Geschlechter.
In dem Text geht es aber, wie Sie vielleicht bemerkt haben, um das große Leid und das fehlende Bewusstsein der Bevölkerung hinsichtlich den Taubenpopulationen in Deutschland.
Ich hoffe, Sie haben dem Text nicht nur die absolute richtige Bezeichnung für weibliche Tauben, sondern auch die tatsächliche Problematik des Berichts entnehmen können.
Mit freundlichen Grüßen
Anne Steck, Dr. med. vet.
Sehr geehrte Frau Klapproth, wenn Sie sich schon auf den Duden beziehen, dann sollten Sie wenigstens auch einen Blick hinein werfen. Dann stellen Sie fest, dass es den Begriff „Täubin“ sehr wohl gibt:
https://www.duden.de/rechtschreibung/Taeubin
Sehr peinlich, Ihr Kommentar.
MfG Ernst Grabow.
Sehr geehrte Frau Pönisch,
wollen Sie die deutsche Sprache neu erfinden?
Eine Täubin habe ich bisher im Duden noch nie gelesen! Die Taube ist weiblich (mit Artikel- die Taube) und ich kann wirklich nicht verstehen, weshalb Sie sich so verbiegen müssen mitTÄUBIN?
Beste Grüße
Margit Klapproth