Als der erste Kraftomnibus durch Dresden rollte

DVB 110 Jahre Bus
Moderne (Busfahrer Johannes Lippold vor einem e-citaro) trifft auf Historie (Kathrin Brückner als "Schaffnerin" vor einem Büssing NAG900N. Foto: Pönisch

Heute surren leise Elektrobusse durch die Stadt. Vor 110 Jahren war das ganz anders. 1914 eroberten die Kraftomnibusse Dresden.

Zuallererst war die Sänfte. Wer es sich leisten konnte und etwas darstellte, ließ sich in schweren, oft sehr prunkvollen Sitzkabinen nieder und wurde getragen. Der „Mutter der Personenbeförderung“ folgten im 19. Jahrhundert größere, schnellere und billigere Verkehrsmittel: Pferde-Omnibusse. 1838 startete in Dresden der erste PS-schwache gezogene Bus und es dauerte weitere 34 Jahre, ehe die erste Pferdestraßenbahn durch Dresden ruckelte und endgültig die Zeit des öffentlichen Personennahverkehrs einläutete.


Erfolgreicher Start, schnelles Ende und eine lange Pause

Mit einem echten ÖPNV, wie wir ihn heute kennen, hatte das alles wenig zu tun. Bis der erste Pferde-Omnibus im Linienverkehr durch die Stadt rollte, vergingen noch viele Jahre. Erst am 20. Dezember 1889 wurde die erste Pferdebus-Linie der Roten Gesellschaft eröffnet. Man reiste damals von der Lennéstraße bis nach Gruna. Das Dorf im Dresdner Osten lag da noch außerhalb der Stadtgrenze.
Doch die Pferdebusse waren noch recht unzuverlässig und teuer, an Tierschutz gar nicht zu denken.
1886 meldete Carl Benz sein weltweit erstes „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ zum Patent an. Das Automobil war geboren! Und schon zwölf Jahre später kam die Firma Daimler mit vier verschiedenen Omnibustypen auf den Markt. Etwa um 1900 ersetzten die ersten Städte ihre Pferdebuslinien durch Kraftomnibusse.


Und Dresden? Hätte diese Entwicklung beinah verschlafen. Zum einen, weil es hier bereits ein dichtes Straßenbahnnetz gab, das gerade elektrifiziert wurde. Vielleicht lähmten auch die Auseinandersetzungen der gelben und roten Straßenbahngesellschaften manche Fortschritte. Jedenfalls dauerte es bis zum 1. April 1914, ehe erstmals sechs Busse der Hersteller Neue Automobil AG und Daimler Motoren-Gesellschaft auf der Strecke Neustädter Bahnhof – Hauptbahnhof – Nürnberger Platz fuhren. Die Vierzylinder-Ottomotoren lieferten 30 Pferdestärken und ließen 20 Fahrgäste mit rasanten 40 Stundenkilometern über Dresdner Pflaster „knattern“.


Doch die Freude über die neuen, in der sächsischen Landesfarbe grün-weiß lackierten Busse war nur von kurzer Dauer. Der Erste Weltkrieg kam dazwischen.
Im August 1914, rund vier Monate nach der Eröffnungsfahrt, wurden alle Busse durch die Heeresleitung für den Kriegseinsatz beschlagnahmt. Sie kehrten nie zurück. Erst 1925 gab es eine Neuauflage des Omnibusbetriebes zwischen Neustädter Bahnhof und Hauptbahnhof.

Busverkehr heute und ein großes Fest

Heute rollen die schicken gelben DVB-Busse leise, dieselarm, hybrid oder elektrisch getrieben durch Dresden. Und das mittlerweile 110-jährige Jubiläum der Kraftomnibusse auf unseren Straßen wird am 6./7. April auf dem DVB-Betriebshof Trachenberge ganz groß gefeiert.

Einige typischen Busse und Wirtschaftsfahrzeuge von „anno dunnemals“ sind übrigens erhalten geblieben. Die Sammlung der Dresdner Verkehrsbetriebe umfasst 14 Fahrzeuge – angefangen vom Büssing NAG 900N von 1938 über den IFA H6B/S von 1958 und diversen Ikarus-Bussen bis hin zu Trabant-, Wartburg- und Barkas-Modellen. Die wertvollen Sachzeugen der Dresdner Verkehrsgeschichte sind im Straßenbahnmuseum auf dem Betriebshof Trachenberge untergebracht. Hier werden sie von den Mitgliedern des Vereins Historische Kraftfahrzeuge des Dresdner Nahverkehrs e.V. liebevoll erhalten und gepflegt.

Infos zum Fest auf www.dvb.de, Historie der Fahrzeuge auf www.historische-kfz-ddvb.de

1 Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.