Nach 33 Jahren Spielzeit und über 15.000 Vorstellungen verabschiedet sich Stefan Flinner von der Zookasper-Bühne. Mit 75 Jahren geht er in den wohlverdienten Ruhestand.
Er ist längst eine Legende – auch wenn viele seinen wahren Namen nicht kennen und ihn einfach Zookasper nennen. Gemeint ist Stefan Flinner, der kleine Mann hinter den Kulissen des Freiluft-Kaspertheaters, dessen Vorstellungen seit 1991 bei unzähligen Familien fester Bestandteil des Zoobesuchs war. Mehr als zwei Millionen kleine und große Besucher fieberten in den vergangenen 33 Jahren mit Kasper, Gretel, Seppel, Großmutter, dem frechen Affen Troll mit.
Erster Auftritt: 1931, Nachfolger ab 1991
Dass es im Dresdner Zoo ein Kaspertheater gibt, ist Egon Gäble zu verdanken. Der Dresdner war 1931 der erste Puppenspieler im Zoo. Nach seinem Tod 1967 konnte lange Zeit kein Nachfolger für diese lieb gewordene Tradition gefunden werden. Erst am 1. Juli 1991, also fast 35 Jahre später, übernahm der aus Zwickau stammende Stefan Flinner die verwaiste Kasperbühne.
Bei ihm war alles handgemacht. Zum Beispiel die meisten der rund 80 Figuren, die mit ihm über die Bühne kasperten. . „Nur bei den komplizierteren hilft mir eine professionelle Künstlerin“, erzählt er vor einigen Jahren. Aber auch die über 50 Stücke, die Flinner mittlerweile im Repertoire hat, stammen aus seiner Feder. Dazu noch das selbst eingesungene Kasperlied und die Malblätter, die er nach jeder Vorstellung an seine kleinen Zuschauer austeilte. Jeden Dienstag, Donnerstag und an beiden Wochenendtagen kündigte drei- bis viermal täglich die Kasperglocke vom bevorstehenden Spiel. Und wenn Kasper fragte „Seid ihr alle da“, dann schallte ihm ein vielstimmiges „Ja“ entgegen.
Eine Ära endet. Wie geht’s weiter?
Mit seinem Spielende geht im Dresdner Zoo eine Ära zu Ende. Einige seine Stücke konnten glücklicherweise für die Ewigkeit bewahrt werden – anlässlich des 30. Zookasper-Jubiläums entstand 2021 eine DVD als Live-Mitschnitt an der Freiluft-Zookasperbühne. Neun der beliebtesten Stücke wurden dafür ausgewählt.
„Inwieweit ein Neuanfang möglich ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen. Bis dahin werden zu Veranstaltungen verschiedene Künstler die Zookasperbühne mit Leben füllen“, sagt Zoodirektor Karl-Heinz Ukena. Und dass Stefan Flinner mit seiner Spielweise und Leidenschaft für
sein Puppentheater ein echtes Unikat war und immer ein Teil der Zoo-Familie bleiben wird.
Die DVD ist für 12,95 Euro an der Zookasse erhältlich.
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