Die Keule schwingt den Degen statt der Machete

Herkuleskeule
Birgit Schaller, Frank Weiland und Alexander Pluquett im Kultstück „Tunnel in Sicht“ auf der Herkuleskeulen-Bühne. Foto: Robert Jentzsch/PR

Die Herkuleskeule Dresden hat ihr Kultstück „Tunnel in Sicht“ komplett neu auf die Bühne gestellt.

Verlierer ist man nur, wenn man sich so fühlt? Im Kabarettkeller der Herkuleskeule im Kulturpalast treffen sich in „Tunnel in Sicht“ aus der Feder Wolfgang Schallers jedenfalls drei schrullige Verlierer – die sich selbst eben genau so nicht sehen: „Krise? Welche Krise?“

Treffpunkt ist ein Bahnsteig. Allerdings fährt hier schon lange kein Zug mehr, was sie ebenfalls ins Reich der alternativen Fakten verbannen. Schließlich warten die Drei hier nicht nur auf den Zug, sondern irgendwie gleich noch auf ihre Zukunft.

Die arbeitslose Bäckereifachverkäuferin Dörte aus Dorte will Superstar werden, Doktorand Walentin Karl muss eigentlich nur noch seine Doktorarbeit abgeben, um durchzustarten und Sargbauer Fridolin Kasper hat ja ohnehin keine Sorgen. Oder ist das alles doch nicht ganz so einfach?

Ein perfekter Ort jedenfalls für sehr unterhaltsames politisches Kabarett. Und auch, wenn die Premiere schon gut drei Jahre zurückliegt, ist „Tunnel in Sicht“ hoch aktuell. Einerseits, weil das Thema aktueller denn je ist. In einer Zeit, in der korrektes Gendern und die Freigabe von Cannabis wichtiger zu sein scheinen, als der innere und vor allem der äußere Frieden der Gesellschaft. Eine Zeit, in der sich selbst die Waffenlobby nicht mal mehr in der Lobby des Bundestags versteckt …

Aktuell ist „Tunnel in Sicht“ aber auch, weil Autor Wolfgang Schaller die Texte noch einmal komplett aktualisiert hat. „Aber die Leute werden trotz der traurigen Politik eine Menge Spaß haben“, verspricht er.
Und dass es trotz knallharter politischer Pointen tatsächlich eine Menge zu lachen gibt, liegt natürlich auch an den drei Protagonisten: Birgit Schaller, Alexander Pluquett und Frank Weiland. Sie bringen den (scharf)geschliffenen Wortwitz nicht „nur“ rüber, sondern sich auch kräftig ein. „Es ist ja auch in einem Kabarett nicht so, dass immer alle einer Meinung sind“, weiß Wolfgang Schaller. „Da gibt es schon auch mal Reibung, aber wichtig ist, dass man darüber redet – wie im echten Leben“, macht er klar.

„Tunnel in Sicht“ ist dabei kein Nummernprogramm, sondern eine moderne, spannende Mischung aus Kabarett und Theater; Autor Schaller selbst nennt es „Kabarettstück“. Kabinettstück ist dabei ein ebenso passendes Wort! Denn hier wird politisch der Degen und nicht der Säbel geschwungen oder gar die Machete – und die Texte meistern spielend den Spagat zwischen Spaß und Ernst. „Ernst, der Spaß macht“, findet Wolfgang Schaller. Das sehen im Übrigen auch die Zuschauer so. Und auch wer „Tunnel in Sicht“ bereits gesehen hat, sollte sich die Neufassung in der Herkuleskeule auf keinen Fall entgehen lassen. Jens Fritzsche

„Tunnel in Sicht“ wieder am 6., 23., 24., 27. November und 1. Dezember. Tickets unter 0351 4925555 unter www.herkuleskeule.de

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