In 90.000 InvenTouren um die Welt

Daphne SKD

2008 starteten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) das Projekt Daphne. Es ist eine große Datenbank für die Erfassung und Bewertung der Museumsbestände. Im Museum für Völkerkunde Dresden zeigen Mitarbeiter, wie sie mit Daphne gearbeitet haben, um „ihren“ Bestand einzupflegen.

Das Museum für Völkerkunde Dresden wird im nächsten Jahr 150 Jahre alt. Es befindet sich im Japanischen Palais, wurde 1875 gegründet und beherbergt eine ethnographische und anthropologische Sammlung mit über 90.000 Objekten aus allen Erdteilen. Darunter sind viele kostbare, unersetzliche Zeugnisse nicht mehr existenter Kulturen.

Ein Teil dieser Schätze wurde schrittweise seit 2015 bereits digital erfasst, der Großteil von 68.000 Objekten ist dagegen erst in den vergangenen drei Jahren von den Museumsmitarbeitenden aus dem Depot geholt, untersucht und in der digitalen Datenbank „Daphne“ erfasst worden. Daphne ist ein Recherche-, Erfassungs- und Inventurprojekt, in dem seit 2008 bereits mehrere Millionen Objekte der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden aufgenommen wurden. Sie alle wurden dabei von allen Seiten fotografiert, komplett vermessen, im Aussehen beschrieben und es wurde dokumentiert, wann und woher sie überhaupt nach Dresden kamen. Darüber hinaus dient Daphne auch dazu, die Kunstschätze und Sammlungen aller SKD-Museen materiell zu bewerten.

Was nun für Laien wie formale Museumsarbeit hinter den Kulissen klingt, ist durchaus spannend. Und zwar so sehr, dass das sechsköpfige Mitarbeiterteam des Museums für Völkerkunde eine Ausstellung über seine eigene Arbeit konzipiert hat. Sie trägt den Titel „In 90.000 InvenTouren um die Welt“ und ist seit 15. November im Japanischen Museum zu sehen.

Überraschungen, Seltenes und Schutzanzüge: Auch das ist Daphne

Was passiert eigentlich hinter verschlossenen Depot-Türen? Wie fängt man die Erfassung eingelagerter Sammlungsobjekte an? Was gehört zur Ausrüstung der Mitarbeitenden und welche Hürden gilt es bei solch einer Inventur zu überwinden? Darauf soll die Ausstellung Antworten geben. So dokumentiert zum Beispiel ein weißer Schutzanzug nebst Maske, was Museumsmitarbeitende tragen, wenn sie mit alten, zum Teil seit Jahrhunderten eingelagerten Depotstücken hantieren. Denn immer wieder wurden chemische Mittel eingesetzt, um das museale Erbe vor Schädlingen zu schützen oder selbige zu vertreiben.

Zu sehen sind in der Ausstellung aber auch uralte Karteikarten, mit denen früher Museumsbestände dokumentiert worden. „Diese Karteikarten sind für sich genommen selbst schon kleine Kunstwerke. Oft wurden sie von Kunststudenten gezeichnet, die sich damit ein Zubrot verdienten“, weiß Stephan Tröbs, Projektleitung für die Ausstellung.

Zu den überraschendsten Objekten im Depot gehört übrigens eine uralte „Meerjungfrau“, die aus dem Körper eines Rhesusaffen und diverser Fische geformt ist. In einem Bündel Bananenblätter wiederum, zu einem Gefäß geformt und verschnürt, fand das Daphne-Team einen menschlichen Schädel. „Solche Funde bleiben im Depot, werden wissenschaftlich aufgearbeitet und gegebenenfalls zurückgeführt“, sagt Stephan Tröbs.

Doch die neue Ausstellung zeigt nicht nur alte Dinge, sondern lässt die Besucher aus interagieren. Dafür stehen eine Fotostation und ein Tablet bereit, mit der museale oder selbst mitgebrachte Objekte (z.B. ein Familienerbstück) digital erfasst und katalogisiert werden können. „Aber auch das eigene Smartphone mit QR-Code-Scanner kann genutzt werden“, sagt Jonas Ullrich, Geschäftsführer der falconDev IT GmbH, gemeinsamer Sachsponsor mit der IT-Firmen impaq Preferred Solutions GmbH.
Der zweite Ausstellungsraum beschäftigt sich mit der Frage, was mit den Daten nach dem Eintrag in die digitale Datenbank Daphne geschieht. Hier können die Besucher ein museales Objekt auf seiner digitalen Reise verfolgen und seine Bedeutung für die Wissenschaft und eine zukunftsorientierte Museumsarbeit kennenlernen.

„In 90.000 InvenTouren um die Welt“, 15. November bis 30. März im Museum für Völkerkunde im Japanischen Palais, geöffnet dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr, Eintritt generell frei

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