Im November 1924 wurde die Zwingerbauhütte zur Bewahrung des Dresdner Wahrzeichens gegründet. Inzwischen ist sie „Immaterielles Kulturerbe der UNESCO“.
Der Dresdner Zwinger ist wie der Kölner Dom: ein Jahrhunderte altes Bauwerk, bei dem der Zustand „fertig“ eigentlich nie eintritt. Weil es bei solchen historischen Monumentalbauten eben immer irgendwas zu reinigen, zu reparieren, zu sanieren oder zu ersetzen (kopieren) gibt.
Geschenk zum Geburtstag: Frischer Glockenspielpavillon
So wie zum Beispiel beim Glockenspielpavillon im Zwinger. Seit anderthalb Jahren ist er zur Straßenseite hin eingerüstet und wenn er in den kommenden Tagen endlich sein Gerüst verliert, dann werden sich aufmerksame Beobachter verwundert die Augen reiben ob der 24 hellen Sandsteinskulpturen auf dem Dach des Pavillons. Denn die lebensgroßen Figuren, wie überhaupt alle Teile aus Sandstein, wurden in den vergangenen Monaten aufwändig und von Hand per Bürste und heißem Dampf gereinigt und entsalzt. Dafür trugen die Fachleute der Zwingerbauhütte dem Sandstein Kompressen aus Zellulose aus. „Das kann man sich wie Brei vorstellen, den wir aufbringen“, erklärt Bauhütten-Chef Kai-Uwe Beger. Die Kompressen entziehen quasi dem Stein eingelagerte Salze, die dort nicht hingehören. Die 24 Skulpturen erhielten darüber hinaus noch einen speziellen Silikonüberzug, der sie in den nächsten Jahren vor allzu schneller Alterung und vor allem vor Umwelteinflüssen schützt. Außerdem wurde ein aus der Zeit von Pöppelmann stammendes, stark beschädigtes Kapitell (oberer Abschluss einer vier Meter hohen Säule) originalgetreu nachgefertigt.
Rund 600.000 Euro hat die Sanierung des straßenseitigen Teils des Glockenspielpavillons gekostet. „Die Hofseite bleibt vorerst im Zustand der Notsicherung“, sagt Kai-Uwe Beger. „Als nächstes werden wir den Deutschen Pavillon sowie die Sempergalerie einer Frischekur unterziehen.“
Warum die Zwingerbauhütte so wichtig ist
Nur wenige Meter von Dresdens Wahrzeichen entfernt hat seit 2002 die Zwingerbauhütte mit Restaurierungswerkstatt, Freiarbeitsplätzen, Magazinen, Archiv, Büros und Sozialräumen ihren Standort.
Als sie 1924 von Hubert Georg Ermisch gegründet wurde, lag vor ihm und seinem Team ein großer Berg Arbeit. Oder besser gesagt: ein Bauwerk, das seit seiner Entstehung zwar schon drei Restaurierungsphasen hinter sich hatte, bei denen aber auch viel falsch gemacht wurde. So verwendete man einst zum Beispiel Portlandzement, um Fehlstellen auszugleichen, oder Ölfirniss als Anstrich für Fassaden und Skulpturen.
Aber vor allem auch die Beschießung durch die Preußen 1760, die Revolution von 1849 und letztlich der Zahn der Zeit hatten verheerende Spuren am Zwinger hinterlassen.
Mit Bauhüttenchef Ermisch begann 1924 erstmals eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Schadensursachen im Zwinger und ein Umdenken im Umgang mit ungeeigneten Materialien. So entwickelte er damals die „Zwingerpaste“, mit der die Oberflächen gereinigt werden konnten, ohne Schaden auf dem Sandstein anzurichten. Und vor allem, mit deren Hilfe die schädliche Farbe abgebeizt werden konnte, denn einst war der Zwinger weiß gestrichen und hatte blaue Dächer.
Eine besondere Rolle kam Ermisch und seiner Zwingerbauhütte beim Wiederaufbau des 1945 zerstörten Bauwerks zu. Diese fünfte „Restaurierungsphase“ dauerte bis 1968, danach wurde die Sanierungswerkstatt aufgelöst und in die „Bauabteilung für kulturhistorische Bauten Dresden“ integriert. Hubert Georg Ermisch erlebte all das nicht mehr, er starb 1951.
1991 wurde die Zwingerbauhütte als Teil des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) wieder eingerichtet. Heute gehören zehn Experten – Architekten, Bauingenieuren, Restauratoren, Steinmetz- und Steinbildhauermeister sowie -gesellen – und drei Azubis zum Team. Handarbeit von höchster Präzision hat nach wie vor oberste Priorität. Aber auch neue digitale Wege werden beschritten. So wurden die Schäden am Glockenspielpavillon erstmals digital erfasst und in eine Datenbank eingepflegt. Diese Dokumentationen sind die Grundlage für die Arbeit der nächsten Handwerker-Generationen der Dresdner Zwingerbauhütte. Denn ohne liebevolle Pflege, so viel steht fest, wird Augusts Bauwerk nie auskommen.
Vor vier Jahren wurde die Zwingerbauhütte übrigens mit 17 weiteren Bauhütten aus fünf Ländern zum Immaterielles Kulturerbe der UNESCO ernannt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei der Recherche für derartige Artikel hätte ich mir doch etwas mehr Sorgfalt gewünscht.
Die Entwicklung der Zwingerpaste wurde von meinem Urgroßvater Hermann Ullrich Senior getätigt und diente, nach Auftragen und Ein hausen über Nacht, zum Ablösender der aufgetragenen Ölfarbe, die ein Atmen des Sandsteins verhindert. Den Zwinger hat von 1924-1936 sein Sohn Hermann Ullrich Junior gemeinsam mit Dr. Ermisch saniert.
Dr. Ermisch wurde 1946 wegen Mitgliedschaft in der Partei, entlassen und von Hermann Ullrich in dessen Firma eingestellt. Der Wiederaufbau des Zwingers begann im Jahr 1946 unter Leitung von Dr. Ermisch und Hermann Ullrich und war 1961 beendet. Am Totenbett von Dr. Ermisch versprach Hermann Ullrich den Wiederaufbau zu vollenden.
Dies ist nur ein kleiner Teil der Schaffensliste von Hermann Ullrich und hier sollte man einmal nachdenken und Bürger, die wesentlich am Wiederaufbau der zerstörten Stadt gewirkt haben, ehren. Der Zwinger würde heute ohne diese beiden Herren nicht mehr stehen, durch ihren Einsatz bei der SMAD, wurde von dieser Seite der Wiederaufbau beschlossen und genehmigt.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Ullrich