Dixieland Festival: Meile „geschrumpft“, Programm angepasst, Minus in Kauf genommen

Dixieland
Dixiemeile auf der Prager Straße Foto: H. Meyer

Wie die Organisatoren auf die Schutzmaßnahmen zur Terrorabwehr reagieren müssen und welche Forderungen es an die Stadt gibt

„Ein Aus für die eintrittsfreie Dixiemeile kam für uns nicht infrage“. Das ist die gute Nachricht, die der Sprecher der Sächsischen Festival Vereinigung e.V., Hendrik Meyer, verkünden kann. Die schlechte Nachricht, zumindest für den gemeinnützigen Verein, lautet: Am Ende des Internationalen Dixieland Festivals wird ein dickes Minus von 60.000 Euro zu Buche stehen, so viel steht schon mal fest.

Warum das Festival finanziell ins Defizit rutscht

Ende März erhielten die Organisatoren des Internationalen Dixieland Festivals von der Stadt die Auflage, alle öffentlichen Auftrittsflächen mit Terrorabwehrsperren auszustatten. Und zwar nicht mit irgendwelchen Sperren, sondern „zertifizierten festen und mobilen Absperrungen an allen Zufahrtsmöglichkeiten“, wie es die Polizei fordert und wie es in den neuen Auflagen vorgeschrieben ist. „Das sind rund 120.000 Euro, die wir zusätzlich aufbringen müssen“, so Hendrik Meyer. Und zwar für eine  Veranstaltung, die generell eintrittsfrei ist und die sich nicht über mehr Verkaufsstände und höhere Standgebühren refinanzieren kann. Sechs Wochen vor Festivalstart stand also plötzlich die Hälfte des gesamten Festivalprogramms vor dem Aus. „Eine Absage der traditionellen Jazzmeile in der Innenstadt kam für uns allerdings nicht in Betracht.“

Einmalige Notlösung und „Freiwilliger Eintritt“

Stattdessen entwickelten die Macher eine einmalige Notlösung für dieses Jahr. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Hälfte des Festivalprogramms umgestellt, um einen Ausfall  zu verhindern. Im Klartext heißt das: Die Anzahl der Bühnen auf der Dixiemeile wurde von acht auf fünf reduziert. Davon stehen drei auf der Prager Straße, eine an der Seestraße und eine am Altmarkt im Gelände des Dresdner Frühjahrsmarktes. Die Spieldauer der einzelnen Bands wurde verkürzt, damit alle gebuchten Bands auftreten können.

Um das finanzielle Risiko zu minimieren, haben sich die Organisatoren des Festivals außerdem dazu entschieden, an allen Bühnen der Jazzmeile mehr als bisher um einen „freiwilligen Eintritt“ zu werben und auch über die Website des Festivals soll es zeitnah eine Spendenmöglichkeit geben. „Die Besucher können uns aber auch durch den  Kauf der Fanarmbänder unterstützen“, so Meyer. Und natürlich durch den Kauf von Tickets für jene Dixieland-Konzerte, die noch nicht komplett ausverkauft sind, wie zum Beispiel „Jazz im Theater (Wettiner Platz), „Jazzclub extra“ (Feldschlößchen Stammhaus) oder „Dixie Pub“ im Alten Schlachthof.

Grundlegende Forderungen an die Politik

Natürlich haben die Vereinsmitglieder (wie übrigens alle Veranstalter von Open-Air-Events) die Anschläge der letzten Monate in Deutschland mit großer Sorge beobachtet. Allen ist klar, dass zusätzliche Schutzmaßnahmen zur Verhinderung solcher „Überfahrtaten“ zwar angsteinflößend und sehr befremdlich, aber mittlerweile leider notwendig geworden sind, will man große Feste unter freiem Himmel nicht an die Verursacher von Angst und Terror verlieren.

Doch ist es wirklich Aufgabe der  Vereine aus dem Kulturbereich, für Terrorabwehr-Maßnahmen zu sorgen? Ist es nicht Aufgabe des Staates, die Bevölkerung davor zu schützen? Schließlich sind Polizei und Ordnungsämter für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig.  „Unsere Frage, ob Terrorschutz eine staatliche Aufgabe ist, blieb bis jetzt unbeantwortet“, sagt Hendrik Meyer.

Und nicht nur dass: „Ungeklärt sind wichtige Haftungsfragen, was zum Beispiel zusätzliche untragbare Risiken für die Veranstalter bedeutet und für jedes Vorstandsmitglied sogar weitreichende, existenzielle Fragen aufwirft.“ Seitens der Stadt würde es zudem an Unterstützung in Form von Material und Geld mangeln, um die notwendigen Schutzmaßnahmen bereitzustellen. „Die Stadtverwaltung könnte den logistischen und zeitlichen Aufwand für Veranstalter erheblich reduzieren und die Amtswege verkürzen, indem sie eine zentrale Anlaufstelle einrichtet“, sagt der Dixieland-Verein.

Mit seinen Forderungen ist er dabei längst nicht allein. Auch andere Veranstalter sind von den neuen Auflagen betroffen. So zum Beispiel Frank Schröder, der dieses Wochenende das Neustädter Frühlingsfest am Goldenen Reiter veranstaltet und dafür zusätzliche Kosten in fünfstelliger  Höhe tragen muss. Betroffen von den strengen Auflagen wären das Elbhangfest, die Filmnächte am Elbufer und alle großen Open-Air-Konzerte. Bei Canaletto-Stadtfest, Striezelmarkt und den anderen Weihnachtsmärkten, die die Stadt an diverse Veranstalter vergeben hat, kommt dagegen die Kommune für die Kosten auf. „Seit 52 Jahren ist das Dresdner Festival ein Ort des Friedens und der Lebensfreude. Ein Festival, das jedes Jahr rund 400.000 Besucher in die Stadt zieht. Wir appellieren an die politischen Entscheidungsträger, alles zu unternehmen, um das zu erhalten“, fordert der Festivalverein.

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