
Die lange Güntzstraße, die sich von der Altstadt ab Straßburger Platz bis in der Johannstadt schlängelt und dort im Güntzplatz mündet, wurde nach dem Dresdner Justus Friedrich Güntz (1801-1875) benannt. Doch wer war eigentlich jener Mann, dessen Todestag sich am 11. Juli zum 150. Mal jährte? Historiker Christoph Pötzsch kann viel aus dem Leben jenes Mannes erzählen. Wichtig zu wissen ist dabei die zeitliche Einordnung, denn Güntz steht exemplarisch für ein besonderes Kapitel der sächsischen Geschichte im 19. Jahrhundert. Es ist die Zeit des Mäzenatentums, des Wirkens von Wohltätern. Dank Industrialisierung gibt es rasante technische Fortschritte, überall entstanden neue Fabriken, die Produktion von Gütern steigt explosionsartig an. Und damit gibt es auch viele Unternehmer, die durch Fleiß, Risikobereitschaft und sicher auch durch glücklich Umstände plötzlich reich wurden. „Nicht alle verprassten ihr Geld oder horteten es auf der Bank. Viele hatten einen inneren moralischen Kompass und gaben dem Land, das sie groß gemacht hatte, wieder etwas zurück“, weiß Christoph Pötzsch.
Unternehmer Güntz war ganz vorn dabei
Justus Friedrich Güntz wurde 1801 in Wurzen in eine wohlhabende Familie geboren. sein Vater war hoher Beamter als Ärzte, Juristen und Finanzbeamte in führenden Funktionen tätig. Nach dem Besuch der Fürstenschule St. Afra Meißen (heute Landesgymnasium) studierte Justus Friedrich Jura an der Universität Leipzig, promovierte an der Universität Jena und wurde mit 24 Jahren Rechtsanwalt in Dresden. Der große Reichtum stellte sich indes durch einen großen Zufall ein. Eine Mandantin der Anwaltsfamilie, es war die Freiin von Schlichten, verfügte durch Erbschaft ab 1828 über das sogenannte Anzeigenmonopol durch den Dresdner Anzeiger. Der wurde am 1. September 1730 als Intelligenzblatt gegründet und war die erste Dresdner Zeitung überhaupt. „Heute gibt es überall Kleinanzeigen, in der Zeitung, im Internet oder im Supermarkt als Aushang. Früher war das monopolisiert und lag nur n einer Hand“, sagt Historienkenner Pötzsch. „Justus Friedrich Güntz konnte dieses Anzeigenprivileg 1837 kaufen und gründete den „Dresdner Anzeiger“. Gleichzeitig veröffentlichte man auch noch das Dresdner Amtsblatt darin. Wer also irgendwie inserieren wollte, musste zwangsläufig zu Justus Friedrich Güntz gehen und dort kostenpflichtig seine Anzeige aufgeben. Das war quasi die Lizenz zum Geld drucken und Familie Güntz wurde unbeschreiblich reich.
Geld sprudelte und bald sprudelten auch Brunnen
Zum Glück gehörte Güntz zu jenen Superreichen, die ihren Reichtum nicht nur für sich behalten wollten. Er gründete 1856 die nach ihm benannte Güntz-Stiftung, stattete sie mit viel Geld aus und verfügte, dass der Oberbürgermeister Dresdens Vorstand der Stiftung sein möge und dieses Amt jeweils an dessen Nachfolger weitergegeben würde. Der Ertrag aus der Stiftung, so legte es der Mäzen fest, sollte ausschließlich „zum Zwecke der Wohltätigkeit und der Verschönerung der Stadt“ genutzt werden. Was dann auch geschah: Das Körner-Denkmal am Georgsplatz, der Gänsedieb[1]Brunnen in der Weißen Gasse, die Zwillingsbrunnen „Stille Wasser“ und „Stürmische Wo[1]gen“ auf dem Albertplatz und das große Wasserspiel am Palaisplatz wurden ebenso mit dem Stiftungskapital gebaut wie das Maternihospitals (heute Elsa-Fenske-Heim), das Bürgerheim auf der Fetscherstraße 111 (heute Pflege- und Seniorenheim „Clara Zetkin“), die große Ballwerfer-Statue vor dem Hygiene Museum und das „Güntzheim“ in Trachau, das heute zum Krankenhaus Dresden-Neustadt gehört. „Güntz wurde damit zum bedeutendsten Stifter und Mäzen im Dresden des 19. Jahrhunderts. Das Stadtbild wäre ohne ihn uns sein Wirken heute ein anderes, ein ärmeres“, sagt Christoph Pötzsch. Der Grund, warum Güntz zum Mäzen wurde, war indes ein sehr trauriger. Drei Ehefrauen, eine Tochter und sein einziger Sohn waren recht jung gestorben, die vierte Ehefrau überlebte ihn um fast 20 Jahre. Justus Friedrich Güntz starb vor 150 Jahren am 12. Juli 1875 in Dresden, sein Grab befindet sich auf dem Eliasfriedhof. (Carola Pönisch)
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