
Wie würden wohl die Schatz- und Kunstkammern der Renaissance und des Barock aussehen ohne den Bergbau? Ohne edle Metalle und kostbare Edelsteine, die tief aus der Erde geholt wurden?
Das Grüne Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) widmet sich mit der Sonderausstellung „Rotes Gold. Das Wunder von Herrengrund“ bis 4. Januar 2026 genau dieser Thematik: Die außergewöhnlichen Schätze, die dem mitteleuropäischen Bergbau der Frühen Neuzeit zu verdanken sind. Rund 70 sogenannte Handsteine und Herrengrunder Gefäße erzählen im Sponsel-Raum vom Stolz der Bergleute über ihre Arbeit, von der Faszination für chemische Prozesse untertage und der Kunstfertigkeit hoch spezialisierter Goldschmiede.

Im Mittelpunkt steht das sogenannte Wunder von Herrengrund, das vor rund 400 Jahren für Aufsehen sorgte und Gelehrte zwischen Rom und London beschäftigte: Bergleute in Herrengrund (slowakisch: Špania Dolina, im mittelslowakischen Erzgebirge gelegen) beobachteten. Sie entdeckten, wie sich Eisengegenstände, die in Bergwässern hinterlassen wurden, nach einigen Wochen in Kupfer verwandelten. Bei diesem zunächst unerklärlichen chemischen Prozess handelte es sich um Kupferzementierung. Schon bald nutzten findige Goldschmiede in der benachbarten Bergstadt Neusohl (slowakisch: Banská Bystrica) die geheimnisvolle Verwandlung: Sie fertigten aus dem gewonnenen und weiterverarbeiteten Zementkupfer vergoldete Schalen, Krüge und Becher, die teils mit Gesteins- und Erzstufen verziert sind und figürliche Szenen aus dem Bergbau zeigen. Ihre Arbeiten fanden sehr schnell Eingang in viele Kunst- und Wunderkammern und gelangten auch in sächsische Sammlungen.
Einen Höhepunkt dieser europaweit begehrten Goldschmiedeproduktion stellen aufwändige Tafelaufsätze mit mehreren Mineralarten und ganzen Bergbaulandschaften mit detaillierten Wiedergaben des Bergbau- und Verhüttungsprozesses dar. Sie dienten als hochrangige Geschenke und zierten auch die kaiserliche Tafel in Wien.
Begleitend zur Ausstellung ist im Sandstein Verlag die Publikation „Rotes Gold. Das Wunder von Herrengrund“ erschienen, herausgegeben vom Bergbau- und Gotikmuseum Leogang, der Slowakischen Nationalgalerie Bratislava, dem Grünen Gewölbe der SKD, Andreas Herzog, Dušan Buran und Marius Winzeler, 204 Seiten, 28 €, ISBN: 978-3-95498-823-5.
Ausstellung Grünes Gewölbe, zu sehen bis 4. Januar 2026
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