Sachsen kommt nur langsam unter Strom: Elektromobilität 2025

Prototyp E-Auto Bildquelle: NoupLoad via pixabay

Deutschland treibt vor allem seine Verkehrswende mit Hochdruck voran, doch die Dynamik verteilt sich regional sehr unterschiedlich. Während im Bundesdurchschnitt am 1. Januar 2025 bereits 1,65 Millionen batterieelektrische Pkw zugelassen waren – ein Zuwachs von 17 Prozent gegenüber 2024 und ein Marktanteil von 3,3 Prozent an allen zugelassenen Autos, rollten in Sachsen zur selben Zeit 38.600 Stromer über die Straßen. Bezogen auf die sächsische Landesbevölkerung entspricht das nur knapp 1 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge und liegt damit deutlich unter dem Bundeswert. Die sächsische Automobiltradition bleibt zwar ein wichtiger Produktionsfaktor, doch die private Anschaffungsquote zieht nur langsam nach.

Wachstum, Marktanteile und Fahrzeugdichte?

Die Statistiken zeigen, trotz des Rückstands in Sachsen, ist ein deutliches Wachstum zu bemerken. Innerhalb eines Jahres legte der sächsische Elektrobestand um über 16 Prozent zu. Bemerkenswert wirkt hierbei der hohe Anteil an Modellen aus lokaler Fertigung: In Zwickau laufen VW-Modelle, in Dresden der elektrische ID.3, während BMW in Leipzig Komponenten herstellt. Produktion findet also unmittelbar vor der Haustür statt, der Fahrzeugkauf bleibt dennoch verhaltener. Ein wesentlicher Grund liegt in der Fahrleistung, im ländlich geprägten Raum sind Reichweitenängste stärker ausgeprägt als in den städtischen Ballungszentren. Die bundesweite Quote von 3,3 Prozent elektrischer Pkw senkt den durchschnittlichen CO₂-Ausstoß zwar nachweislich, doch der Effekt entfaltet sich in Sachsen erst schrittweise.

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Ladepunkte – die Netze werden langsam dichter

Parallel zum Fahrzeugmarkt verdichtet sich die Infrastruktur. Deutschlandweit meldete die Bundesnetzagentur zum 1. Februar 2025 exakt 161 686 öffentliche Ladepunkte. Sachsen verbuchte am gleichen Stichtag 5 800 Anschlüsse, davon rund 1 450 Schnellladepunkte. Rechnerisch steht im Freistaat ein Ladepunkt für elf Fahrzeuge bereit – bundesweit lautet das Verhältnis eins zu zehn. Leipzig kletterte mit 1 072 Ladepunkten an die Landesspitze und überholte Dresden (954). Die wichtigsten strukturellen Unterschiede lassen sich in vier Punkten bündeln:

  • Öffentliche Ladepunkte je 1 000 Einwohner: Sachsen 1,43 / Deutschland 1,9
  • Elektrofahrzeuge je Ladepunkt: Sachsen 11 / Deutschland 10
  • Anteil Schnellladestationen: Sachsen 25 Prozent / Deutschland 22 Prozent
  • Ausbaugeschwindigkeit 2024–2025: Sachsen +17 Prozent / Deutschland +21 Prozent

Die Anbindung an Fernstraßen verbessert sich kontinuierlich; entlang der A 4 und A 14 entstehen vermehrt Ultra-Rapid-Hubs mit bis zu 400 kW Ladeleistung. In vielen Gemeinden räumt die Landesregierung Zuschüsse für kommunale Stromtankstellen ein, um die Distanz zwischen Wohnort und Ladepunkt zu verkürzen. Empfehlenswert ist es, sich die Vorteile von Elektroautos gründlicher anzuschauen, da sie zahlreiche ökonomische und ökologische Effekte bedingen.

Trockene Revolution aus Dresden

Eine wegweisende Neuerung aus Sachsen veränderte 2025 die Batteriefertigung weltweit: Das Dresdner Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) entwickelte das Trockenbeschichtungs-Verfahren DRYtraec. Die preisgekrönte Technologie ersetzt das energie- und lösemittelintensive Nasscoating durch eine rollend aufgebrachte, rein trockene Pulverbeschichtung. Durch den Wegfall des Ofentrocknens sinken der Energiebedarf um bis zu 40 Prozent und die Produktionskosten um rund 15 Prozent. Die Fraunhofer-Gesellschaft zeichnete das IWS-Team im Juni 2025 mit dem Joseph-von-Fraunhofer-Preis aus. DRYtraec eignet sich nicht nur für klassische Lithium-Ionen-Zellen, sondern auch für künftige Natrium-Ionen- und Feststoffbatterien – Schlüsseltechnologien für günstige und ressourcenschonende Elektrofahrzeuge. Forscher errichten derzeit am Institut eine Pilotfertigung mit industrieller Bandbreite, sodass sächsische Zellherstellung weit vor 2030 in die Großserie starten dürfte.

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Ausblick auf die nächsten Ladezyklen

Sachsen bewegt sich im Deutschlandvergleich noch unter dem Durchschnitt, doch das Momentum steigt. Steigende Reichweiten, wachsendes Angebot an Gebrauchtwagen und ein kontinuierlicher Ausbau der Schnellladeachsen werden die Zurückhaltung vieler Haushalte mindern. Gleichzeitig entsteht an Forschungs- und Hochschulstandorten eine hochinnovative Wertschöpfungskette – vom trockenen Elektrodencoating über Natrium-Batterien bis zum Second-Life-Speicher. Bleibt das Tempo hoch, erreicht der Freistaat schon in wenigen Jahren eine elektromobile Sichtbarkeit, die seinem Ruf als Automobilland entspricht. Die technischen Grundlagen liegen bereit – jetzt geht es darum, sie konsequent auf die Straße zu bringen.

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