„Verkehrsteilnehmerschulung“ klingt nach „Opa (Oma) muss nachsitzen“. Ist aber völlig Quatsch und kann wirklich Spaß machen. Außerdem: Man wird nicht dümmer dabei.
Wer einmal die Fahrerlaubnisprüfung bestanden hat und sich nichts zu Schulden kommen lässt, kann eigentlich bis zum persönlichen Sanktnimmerleinstag als Auto(Motorrad)-fahrer am Straßenverkehr teilnehmen. Egal, wie alt oder fit oder auf der Höhe der Zeit bezüglich aktueller Regelungen jemand sich fühlt – die Fleppen stecken sicher in der Tasche und berechtigen zur Teilhabe.
Doch wer geht freiwillig zur Verkehrsteilnehmerschulung? Und warum? Wer bietet das überhaupt an? Die letzte Frage ist schnell beantwortet: Der ASB Dresden Kamenz zum Beispiel. In den drei Dresdner Begegnungsstätten „Luise“ (Braunsdorfer Straße 13), „Am Friedensstein“ (Dresdner Straße 3) und „Wiesenhäuser) (Wiesenstraße 17) finden regelmäßig solche kostenlosen Kurse statt.
„Haben Sie schon mal Ihre Warnweste übergezogen? Wo ist Ihr Warndreieck?“
Ende Juli im ASB-Treff „Luise“: Sieben Herren und drei Damen blicken erwartungsvoll auf Michael Bürger. Der Rechtsanwalt leitet die Verkehrsteilnehmerschulungen schon seit Jahren. Nicht nur hier beim ASB Dresden, sondern auch bei der Volkssolidarität in Laubegast und bei der Seniorenakademie.
In der „Luise“ geht es dieses Mal um das „Verhalten nach einem Unfall“. Was ist in welcher Reihenfolge zu tun? Wie ist das mit der Sicherung von Beweisen? Was regelt welche Versicherung? Was tun, wenn es Verletzte gibt? Wie sieht es mit Erste-Hilfe-Wissen aus? All diese Aspekte werden besprochen, wobei Anwalt Bürger nicht den Lehrer heraushängt, der vor einer Seniorenklasse referiert. Nein, Anwalt Bürger, der sich auf Verkehrsrecht spezialisiert und tagtägliche mit der Materie zu tun hat, ist ein sehr unterhaltsamer und humorvoller Moderator. Den entsprechenden Moderatorenschein, also die Berechtigung für diese Schulungen, hat er beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) absolviert. Er ist Voraussetzung, um Verkehrsteilnehmerschulungen durchführen zu können.
Weil Anwalt Bürger nicht nur theoretisches Wissen auffrischen will, arbeitet er viel mit Beispielen und möglichen Situationen. „Haben Sie denn schon einmal Ihre Warnweste angezogen? Wo liegt denn eigentlich genau Ihr Warndreieck ?“, will er zum Beispiel von den Zuhörern wissen. Und die machen munter mit bei dieser Auffrischung, geben selbst Erlebnisse zum Besten und stellen ihrerseits Fragen.
„Weil wir nur hier die aktuelle Rechtslage erfahren“
Doch warum sind die zehn rüstigen Herrschaften überhaupt bei dieser Schulung? „Weil wir hier alles über die aktuelle Rechtslage erfahren. In den Medien wird viel zu wenig dazu geschrieben“, sagen zum Beispiel Holger und Christel Weigel. Auch Bernd Leibner und Ingeborg Kaiser diskutieren eifrig mit. Beide sind aktive Autofahrer und wollen einfach fit und auf dem neuesten Wissensstand bleiben. „Der Anwalt macht das sehr gut“, lobt Bernd Leibner. Und auch Jens Petermann und Andreas Trexler gehen überaus zufrieden nach anderthalb Stunden Unfallverhaltensdiagnose nach Hause.
„Darum geht es letztlich: Wir pauken keine Vorfahrtsregeln, das haben die Teilnehmer alle drauf. Wir besprechen eher den Alltag als Teilnehmer am Straßenverkehr“, sagt Michael Bürger. „Es geht um Radfahrer und Fußgänger, um Autofahren und Medikamente, aber auch um Bus- und Bahnfahren oder eben die neuesten EU-Verordnungen wie der Einbau von Notbremsassistenten.“
Obwohl die Verkehrsteilnehmerschulung kein herkömmlicher Unterricht ist, gibt es am Ende für die zehn Herrschaften dann doch noch Hausaufgaben auf: „Bauen Sie einfach mal das Warndreieck auf. Ziehen Sie im Auto die Warnweste über. Und frischen Sie Ihr Wissen über Erste Hilfe auf“, gibt Michael Bürger mit auf den Weg.
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