Jeder kennt sie, fast jeder nutzt sie. Jürgen Major sammelt sie mit großer Leidenschaft: Einkaufswagenchips aus Metall.
Sie sind unstete kleine Dinger, diese Chips. Man braucht sie, um einen Einkaufswagen aus einer metallenen Schlange vieler Wagen herauszulösen. Doch leider verstecken sie sich oft, wenn man sie braucht. In Hosentaschen oder Ablageschalen, in Geldbörsen oder irgendwelchen Ritzen im Auto. Bei manchen Menschen halten sich Einkaufswagenchips nie lange auf, sind sozusagen flüchtige Helferlein. Bei anderen wiederum sind sie stets in greifbarer Nähe. Und bei Jürgen Major liegen sie fein sortiert in dicken Münzordnern.
Wie Herr Major zum Sammler wurde
Vier dicke Ordner, gefüllt mit 680 Chips, ordentlich sortiert nach verschiedenen Rubriken. Baumärkte, Getränke und Lebensmittel liegen im braunen Ordner, Soziales/Fürsorge, Firmen/Betrieb und Wohnungsgenossenschaften im grünen. Der rote Ordner steckt voller Chips von Autohäusern und Banken, Krankenkassen und Versicherungen, Telefonanbietern und Gewerkschaften. Im blauen Ordner schließlich finden sich die lustigen, verspielten von diversen Sehenswürdigkeiten, Museen, Zoos und Hotels sowie die Chip-Themen Glück, Herz, Smiley und Engel. Warum die wunderschönen Sternzeichen-Chips nicht in diesem, sondern im roten Lederordner liegen? Herr Major wird sicher seine Gründe haben …
Was wiederum zu der Frage führt: Wie kommt man auf die Idee, Einkaufswagenchips wie Münzen zur sammeln und zu archivieren?
„Nach der Jahrtausendwende hatte ich einen Job bei Ikea“, erzählt der 64-Jährige. „Dort musste ich unter anderem die Einkaufswagen einsammeln, die die Kunden überall stehenlassen konnten. Während unsere Ikea-Wagen chiplos waren, fanden sich auch immer wieder Wagen anderer Märkte an. Und dort steckten oft diverse Chips drin.“
Die aus Plastik interessierten den Dresdner nicht sonderlich, doch die aus Metall hatten es ihm schnell angetan. Und wahrlich: Sieht man sich in Ruhe seine Sammlung an, entdeckt man richtig kleine Kunstwerke. Filigran ausgefräst zum Beispiel jene, die auf städtische Sehenswürdigkeiten oder Sternzeichen hinweisen; bunt und liebevoll gestaltet andere wie Pittiplatsch, die Maus oder der kleine Maulwurf.
Wie Herr Major seine Sammlung vermehrt
Würde Jürgen Major noch heute nur „vergessenen“ Chips hinterher jagen, wäre seine Sammlung sicher nicht so umfangreich. Seine Strategie des Sammelns ist anders. „Ich frage einfach überall nach, ob ich die kleinen Werbeträger für meine Sammlung bekommen kann – bei Touristinfos in Städten zum Beispiel, in Apotheken, Baumärkten oder Firmen.“ Sein jüngstes Beutestück fand er neulich in einer Arztpraxis, es hing am Schlüsselbund einer Patientin. Und weil er als echter Sammler natürlich immer doppelte Exemplare zum Tauschen dabei hat, wurde im Wartezimmer halt munter getauscht.
Seine Familie betrachtet die Wagenlöser inzwischen als wertvolle Geschenke für Weihnachten und Geburtstag. Und ab und an, „wirklich nur ganz selten“, legt Jürgen Major auch ein paar Euro auf den Tisch, wenn er auf Trödelmärkten ein Objekt seiner Begierde findet. Schließlich will er seine Sammlung nicht zusammenkaufen, sondern eben durch Sammeln erweitern.
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