Sozialer Wohnungsbau stockt

Sternhäuser Prohlis Plattenbau
Dresden, historisch, Plätze, Straßen, Stadtteile, Wohngebiete: Prohlis, Windmühlenstraße, Sternhäuser, "Sternenstädtchen", 27.01.1982. Foto: SZ/Brigitte Anklam *** Local Caption *** Wirtschaft Bauen Wohnen

In Sachsen fehlen 47.859 Sozialwohnungen. Auch in Dresden ist die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum weit höher als das Angebot.

Im vergangenen Jahr stellte das Sozialamt insgesamt 3.570 Wohnberechtigungsscheine aus. 2022 waren es 3.443, im Jahr davor 2.391. Macht in Summe also 9.404 sogenannte WBS-Scheine. Sie berechtigen ihre Besitzer zum Bezug einer mit öffentlichen Mitteln geförderten Wohnung. Bedeutet das also auch, dass in den letzten drei Jahren 9.404 Sozialwohnungen bezogen werden konnten? Nein, keinesfalls.


Aktuelle Studie: Sozialer Wohnungsbau stockt

In Sachsen fehlen 47.859 Sozialwohnungen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie „Bauen und Wohnen 2024 in Deutschland“ des Pestel-Instituts Hannover. Bundesweit waren es Ende 2022 sogar 912.429 Sozialwohnungen. Das macht sich natürlich auch in Dresden bemerkbar.
Die Stadtverwaltung kann auf 10.914 Sozialwohnungen (bei 310.000 Wohnungen in Dresden insgesamt) zurückgreifen (Stand 31.12.2022). Dem stehen 66.500 Mieterhaushalte (27 Prozent) entgegen, die eigentlich Anspruch auf einen WBS für eine geförderte Sozialwohnung hätten. Die Daten zu dieser Aussage lieferte die Kommunale Bürgerumfrage 2022.


Angespannter Markt seit 2013

Seit 2013 gilt der Dresdner Wohnungsmarkt als angespannt. „Bezahlbare Wohnungen sind knapp und werden immer knapper. Wohnen ist längst eine soziale Frage. Wir benötigen mehr bezahlbare Wohnungen“, stellte Dresdens Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann jüngst fest. Laut einer Wohnbedarfsprognose des „Institut Empirica“ von 2021 müssten bis 2030 mindestens 10.630 Sozialwohnungen gebaut werden. Legt man zugrunde, dass für einen Haushalt als zumutbare Belastungsgrenze gilt, bis zu 30 Prozent des Einkommens für Miete auszugeben, erhöht sich der Bedarf auf 17.312 Sozialwohnungen. Dabei dürfte auch diese Zahl zu niedrig gegriffen sein, denn nicht wenige Haushalte zahlen 40 bis 50 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen.


WiD hat alle Bauvorhaben auf Eis gelegt

Um künftig wieder einen eigenen Bestand an Sozialwohnungen zu besitzen, hatte die Stadt 2017 das Tochterunternehmen WiD „Wohnen in Dresden“ gegründet. Rasch wurde mit dem Wohnungsbau begonnen, doch seit Mitte 2023 liegen sämtliche Neubauprojekte wegen stark gestiegener Bau- und Finanzierungskosten auf Eis. Nur was bereits begonnen war, wird beendet. Wie das Haus an der Schrammstein-/Junghansstraße, das in dieser Woche übergeben wurde. Die Planungen für 517 weitere neue Wohnungen sind in eine baupolitisch bessere Zukunft verschoben.


Blick zurück: Wurde zu viel abgerissen?

1990 fehlten in Dresden an die 30.000 Wohnungen. 2001 stellten die Stadtplaner fest, dass es 50.000 zu viel gibt. 2004 standen sachsenweit laut Sächsischer Aufbaubank über 400.000 Wohnungen leer. Der große und mit Steuergeldern geförderte Abriss begann. Vor allem Plattenbauten wurden weggebaggert, darunter auch das um 1985 fertiggestellte Quartier Rudolf-Bergander-Ring. Ab 2007 bis 2011 folgte der Abriss der fünf Sternhäuser gegenüber dem Kaufpark Nickern. Zwei Jahre später stellte man erstmals wieder fest, dass bezahlbarer Wohnraum knapp ist in Dresden.

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