Bürgerinitiative will alte Operette in Leuben neu beleben

Operette Leuben
Mitglieder der BI „Alte Operette Leuben beleben“ Foto: Bürgerinitiative

Wie geht es weiter mit dem Gebäude der einstigen Staatsoperette in Dresden-Leuben? Zum ersten Infotag der Bürgerinitiative „Alte Operette Leuben beleben“ kamen viele interessierte Bürger.

Das pinkfarbene Banner mit der Botschaft „Dornröschen wecken! Operette beleben. Mach mit und komm vorbei“ hing schon einige Wochen am Gebäude der ehemaligen Operette in Leuben. Wem das Thema am Herzen liegt, der sollte am 7. Mai vorbeikommen, warb die Bürgerinitiative „Alte Operette Leuben beleben“.

Großes Interesse und viele interessante Ideen

Der Plan ging auf: „Schon vor dem offiziellen Start fanden sich etwa 30 Interessierte ein, später zählten wir etwa 100 Menschen“, freut sich Annett Müller. Sie ist Mitglied einer zehnköpfigen Bürgerinitiative, die sich im Dezember des vergangenen Jahres formierte. Deren Ziel ist es, dass die Leubener die ehemalige Spielstätte nach acht Jahren Dornröschenschlaf als Ort für Kultur und soziales Engagement weiternutzen können.

Dass es zum einen in Leuben ein reges Interesse daran gibt und zum anderen viele Ideen vorhanden sind, zeigte die Aktion am 7. Mai. „Wir haben 123 Unterschriften für eine Petition gesammelt“, sagt Annett Müller. Und Rainer Kempe von der BI ergänzt: „Wir waren überwältigt vom Interesse so vieler Menschen, die ganz genau wissen wollten, wie der Zustand des Gebäudes ist und welche Schritte erfolgen müssen. Wir werden jetzt weiter um die Öffnung kämpfen.“ Die Unterstützung von Stadträten der Grünen, der Linken und der SPD sei jedenfalls vorhanden.
„Besonders gefreut hat uns die Teilnahme ehemaliger und jetziger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatsoperette, des Musicalchors „Oh-Töne“ sowie des Förderforums der Staatsoperette Dresden e.V.. Auch sie haben großes Interesse an der Belebung des Hauses“, sagt Anja Apel von der Bürgerinitiative.

Ein ewiger Interimsstandort

Die Staatsoperette Dresden ist etwas Besonderes. Auch wenn „Staat“ im Namen steht, gehört sie der Stadt. Und sie ist das einzige selbstständige Operettentheater Deutschlands. Vorläufer des Hauses war das nach dem Krieg von Fritz Randow privat gegründet „Apollo-Theater“ im ehemaligen Leubener Gasthof Feenpalast. Dieses „Apollo-Theater“ war 1947 übrigens der erste fertiggestellte Theaterumbau nach dem Krieg in Sachsen. Noch im Eröffnungsjahr wurde das Theater jedoch verstaatlicht, Fritz Randow damit enteignet.

Ab Januar 1951 wurde daraus das Operettentheater Dresden, nach Auflösung des Landes Sachsen das Staatliche Operettentheater. Den Namen Staatsoperette Dresden erhielt das Theater im Sommer 1963.
Was bereits seit den 1950er versäumt wurde, waren Investitionen in die Gebäudesubstanz. Mitte der 1960er Jahre galt das Haus als baufällig, erst 1970 bis `77 gab es provisorische Erhaltungsmaßnahmen.
Der Rest ist bekannt: Ab 1999 wurde das Haus nur noch mit Ausnahmegenehmigung der zuständigen Berufsgenossenschaft betrieben, die Flut 2003 gab ihm den Rest. Doch erst 2016 konnte das Operetten-Ensemble in die neue Spielstätte im Kraftwerk Mitte umziehen.

Stillstand seit acht Jahren und die Frage: Was nun?

Inzwischen sind acht Jahre vergangen und die Spielstätte steht verlassen da. Seitdem wird immer wieder diskutiert: Was soll mit dem Haus werden? Wird es zu Wohnzwecken umgebaut? Ziehen Flüchtlinge ein? Gerüchte gab und gibt es viele.

Im Frühjahr 2022 hatten die über 9.500 Leubener Anwohner die Möglichkeit, an einer Befragung teilzunehmen, bei der es um die Aufwertung des gesamten Stadtteils ging. 325 nutzen die Gelegenheit, um Meinungen und Ideen einzubringen. Eine Frage befasste sich auch mit dem alten Operetten-Standort. Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer sprach sich für eine Weiternutzung als stadtteilbezogene Kulturstätte oder Gemeinschaftszentrum aus.

2021 hat die Stadt das Architekturbüro Alexander Poetzsch Architekten mit einer Machbarkeitsstudie zur Weiternutzung beauftragt. Betrachtet wurden darin Sanierung, Instandsetzung und Modernisierung bestehender Gebäudeteile, Abbruchszenarien und Neubauprojekte. Der Stadtrat bewilligte für das Haushaltjahr 2023/24 insgesamt 800.000 Euro für die Herrichtung des ehemaligen Garderobengebäudes für die Kultur- und Kreativwirtschaft.

Auf Nachfrage heißt es nun aus der Stadtverwaltung, dass sie vom Stadtrat beauftragt sei, alle leerstehenden kommunalen Immobilien auf Eignung als Übergangswohnheim für Flüchtlinge zu untersuchen. Seit Anfang 2024 werde geprüft, ob und wie mit den 800.000 Euro „das Garderobengebäude für die Kultur- und Kreativwirtschaft hergerichtet werden kann und dieses zuvor übergangsweise für die Unterbringung von Asylsuchenden genutzt werden könnte“. Die Ergebnisse der Studie würden im Sommer vorliegen. Erst dann fällt eine Entscheidung.

Kontakt zur Bürgerinitiavite: [email protected]

2 Kommentare

  1. Ja: Was nun? Was heißt denn übergangsweise? Und dann? Wartet man bis auch sie verfällt – zu einer Ruine. EgGü hat man ja auch dem Erdboden gleich gemacht, obwohl 1890 gegründet, 2 Weltkriege überlebt UND 40 Jahre DDR. Aber nicht die BRD. Warum bringt man die Flüchtlinge nicht gleich vorübergehend in der Semperoper und Zwinger unter? Alles was DDR ist und war muss weg. Das gleicht keiner „Wieder“ geschweige denn Vereinigung sondern einer glatten LandÜbernahme! Warum macht man denn aus den HO-Flachbauten wie an der Scoooter-Bahn im Külz-Ring keine ordentlichenJugendtreffpunkt. Und dann noch unter Eigenregie = Eigenverantwortung? Statt dessen stehen die Gebäude bis der Bagger = statt Bomben heute wieder kommt oder man bebaut diese Landstückchen und sogar Betriebe um in „Ihre LUXUS-€igentumswohnung“: Für die entlassenen Mitarbeiter/Innen! Alles, ALLES, was unsere Eltern und Großeltern nach dem Krieg wieder aufgebaut haben anstatt zu flüchten und abzuhauen statt anzupacken und wieder aufzubauen, wird heute dem Erdboden gleichgemacht: FÜR BetonSchuhKartons. Wo sind sie denn die SOZIALwohnungen des Westens und die KOMMUNALwohnungen des Ostens seit dem/der Mauerfall(€)? Statt dessen unbezahlbare Mieten wegen Infizierung auch des Ostens mit Viren wie Arbeits- und Obdachlo9sigkeit! Und so weiter und so fort … Das ist so eine MISSACHTUNG der Wieder-Aufbau-Arbeiten des Ostens, dass sich diese Landübernehmer schämen sollten! Aber so sieht KAPITALismus eben aus. Von wegen Demokratie und SOZIALe noch dazu ist reiner Hohn.

    • Eine realistische Bestandsaufnahme, der ich in allem zustimmen kann. Und dennoch haben wir normalen Menschen die Macht, gutes Altes zu bewahren. Die Bürgerinitiative wird es schaffen, weil hinter ihrem Anliegen eine Essenz steckt. Nähmlich ehrliche Kultur zu erhalten. Wenn ich den Namen „Feenpalast“ höre, wird mir ganz warm um’s Herz. Das ist garantiert aus der Zeit der „Kultur der Frauenberge“ und ein hoch energeitscher Ort. Wir können heraustreten aus unerer Ohnmacht diesem gerade sterbenden System gegenüber. Es kommt etwas nach dem Kapitalismus, was schon an allen Ecken und Enden durchtleuchtet. Packen wir mit Freude an, was wir erhalten und erschaffen wollen. Es ist die richtige Zeit dazu! Es wird gelingen.

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