Zu Gast in der „Strieskanne“: Gebändigte Wildnis mit Glückspotenzial

Strieskanne
Jenny Dorn gehört seit März letzten Jahres zu den fleißigen Strieskannen-Gärtnern. Jeden Mittwoch hat sie den Giesdienst. Foto: Pönisch

In Dresden gibt es unter dem Dach des Vereins UFER Projekte Dresden e.V. zahl-
reiche Gemeinschaftsgärten auf ehemaligen Brachflächen. Einer davon ist die „Stries-
kanne“ an der Geisingstraße.

Der erste Eindruck: Hui, hier sieht‘s aber noch ein wenig wild aus. Na gut, wir sind nicht in einer Kleingartensparte mit exakt vermessenen Beeten und akkurat in Reih’ und Glied stehenden Pflanzen. Wir sind in der „Strieskanne“, einem 800qm großen Aral an der Geisingstraße, verborgen hinter dichtem Gesträuch, zwischen Garagenhof und Kindergarten. Wenn man aber bedenkt, dass hier vor anderthalb Jahren noch der reinster Stadtdschungel aus wilden Brombeeren, Brennnesseln und Betonplatten vorherrschte, dann bekommt man eine Ahnung vom Tatendrank und dem Elan, mit dem wild entschlossene Enthusiasten der echten Wildnis einer Brache zu Leibe rückten. Die „Strieskanne“ ist nämlich ein Gemeinschaftsgarten. Einer von vielen solcher Gärten unterm Dach des UFER Projekte Dresden e.V. Sie heißen Annen- oder Böhnischgarten, Hechtgrün, Wurzelwerk Pieschen oder eben Strieskanne, weil in Striesen gelegen. Es sind offene, partizipative Stadträume. Freiräume, in denen beim Gärtnern eben nicht alles vorgegeben ist wie in den Vereinssparten. Areale, auf denen Nachbarn zueinanderfinden sollen beim gemeinsamen pflanzen, jäten, gießen und ernten auf einst wilden Flächen. Im Gartennetzwerk Dresden, in Rechtsträgerschaft der Lokalen Agenda 21 für Dresden, gibt es sogar über 20 urbane Gartenprojekte.

Warum die „Strieskannler“ zweimal urbanisierten

Amrei Zürn ist schon ziemlich lange eine Strieskannlerin. Seit der ersten Planungswerkstatt 2019 ist sie dabei. Gegründet wurde der Gemeinschaftsgarten 2018 von engagierten Anwohnern auf einer Brache hinterm Kaufland an der Spenerstraße. Weil darauf ein Bürgerpark entstehen sollte, zog der Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten und Gartenhütte im Herbst 2022 ein paar Meter weiter auf die Alternativfläche in der Geisingstraße. „Im März letzten Jahres legten wir hier richtig los“, sagt Amrei Zürn. Heute wachsen in den 13 Hochbeeten und auf diversen Flächen Tomaten, Zucchini, jede Menge Salat, Erdbeeren, Himbeeren und vor allem jede Menge Brombeeren. Daher auch der „wilde erste Eindruck“. Es gibt eine Wildblumenwiese, eine hübsche Kräuterecke, eine Spielhütte, Sandkasten und Matschküche für Kinder, Wassercontainer fürs Gießwasser und neuerdings sogar einen Bauwagen mit großer Glasfensterfront für Workshops, Bastelprojekte und Unterschlupf bei Regen. Vor diesem Bauwagen soll eine Terrasse gebaut werden, auch über Regenwasser-Sammler und eine Trockentoilette denken die Strieskannler nach – jeden Sonntag ab 11 Uhr bei der offenen Gartenzeit und wer Lust hat, kann jederzeit vorbei kommen.

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