Schon die alten Römer wussten: „Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“ Mit diesem Wissen im Hinterkopf und einer gehörigen Verstimmung im Bauch über geplante Kürzungen der Stundentafeln in Sport, aber auch Musik und Kunst, verfasste der Sportlehrerverband Sachsen (DSLV) im Frühjahr 2018 eine Petition an den Sächsischen Landtag. Nach Plänen des Kultusministeriums sollte ab dem Schuljahr 2019/2020 in der vierten Klasse (Grundschule) eine Wochenstunde Sport wegfallen, ebenso in Gymnasien und Oberschulen ab Klasse 7.
Sport einziges Bewegungsfach
Unter dem Titel „Für eine bewegte Schulzukunft unserer Kinder und Jugendlichen“ verwiesen die Sportpädagogen auf die Tatsache, dass Sport das einzige Bewegungsfach ist und ohnehin schon knapp bemessen sei. In kürzester Zeit hatte der Verband knapp 30 000 Unterschriften gesammelt und reichte die Petition im April beim Landtag ein.
Knapp zehn Monate später stand das Thema in der 1. Plenarsitzung des Sächsischen Landtags auf der Tagesordnung und in seinem Bericht vom 25. Januar 2019 empfiehlt der Petitionsausschuss, die Petition ohne weitere Anhörung oder Überprüfung abzulehnen.
Keine Frage, dass es beim DSLV wenig Einsicht für das Nicht-Verständnis der Landespolitik zum Thema Schulsport gibt. Von einem „taktischen Foulspiel“ des Kultusministeriums ist da ebenso die Rede wie auch die Bitte an die tausendfachen Unterstützer der Petition, weiterhin für das Vorhaben mitzukämpfen und dem Sächsichen Ministerpräsidenten einen Brief zu schreiben (Mehr dazu unter www.dslv-sachsen.de/ 2019/02/03/stimme_wert).
Keine Aussprache bis heute
„Ist Eure Stimme für den Schulsport in Sachsen nichts wert?“, sagt der Sportlehrerverband. „Wir haben eine andere Vorstellung von demokratischer Mitbestimmung. Die bei der Petitionsübergabe von allen politischen Lagern zugesagte breite Aussprache zur Thematik im parlamentarischen Rahmen hat bis heute nicht stattgefunden. Eure Stimmen müssen es wert sein und sind es wert, angehört zu werden!“
Im Petitionsverfahren wären gewiss weitere denkbare Lösungen vorhanden gewesen. Die Ablehnung indessen ist kein Angebot zum demokratischen Dialog. Das ist ein Zuschlagen der Haustür.
Stimmen zur Thematik:
Petra Zais, sportpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:
„Es macht mich einfach fassungslos, wie mit dem Engagement und der Unterstützung so vieler Menschen für dieses Anliegen umgegangen wird. Nur Schulsport bewegt alle. Ich halte die angedachte Reduzierung der Stunden für einen großen Fehler. Die Verlierer wären dann gerade die, die den Sport am nötigsten brauchen. Wenn Kultusminister Piwarz beschwichtigt, bei der Diskussion von Stundenkürzungen gehe es naturgemäß um Befindlichkeiten und daher emotional zu, dann verkennt er die Brisanz des Themas. Wenn die sportmotorische Ausbildung an den Schulen vernachlässigt wird, hat das langfristige Folgen mit enormen gesamtgesellschaftlichen Kosten.“
Christian Piwarz (CDU), Sachsens Staatsminister für Kultus:
„Wenn wir uns darüber beschweren, dass Kinder und Jugendliche zu wenig Bewegung haben, dass wir mit Adipositas in Größenordnungen mittlerweile zu kämpfen haben, dann frag‘ ich mich immer, glaubt man denn ernsthaft in der Debatte, dass man mit einer dritten Sportstunde diesem Problemen begegnet. Das ist doch eindeutig zu kurz gesprungen, einfach nur ein ein Alibi-Argument, damit man diese Debatte führen kann. Seit September 2018 gibt es eine Arbeitsgruppe aus Landessportbund, Sportlehrerverband und Ministerium, die nach Wegen und Lösungen sucht, die Interessen der Sportlehrer, des Vereinssports und des Kultusministeriums übereinzubringen. Insofern hat die Petition schon Wirkung erzielt.“
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