Damit das Wasser nicht im Keller steht

Vorarbeiter Billy Linke hat gerade das Pumpwerk Rähnitz überprüft. Mit seinen Kollegen kümmert er sich darum, dass die Technik zuverlässig funktioniert. // Foto: Marion Doering

Billy Linke hält auch während der Corona-Krise Dresdner Pumpwerke am Laufen.

Auf einer Leiter steigt Billy Linke an diesem Morgen aus dem Schacht des Abwasser-Pumpwerks Rähnitz im Dresdner Norden. In der Anlage an der Radeburger Landstraße zwischen dem großen Bosch-Neubau und dem AMD-Werk hat der Vorarbeiter geradeam Handrad geprüft, ob der Absperrschieber funktioniert. Jeder Griff sitzt. Nur der Mundschutz im Gesicht zeigt, dass es keine gewöhnlichen Zeiten sind.

Für den 33-jährigen Abwassertechniker ist es der Alltag in der Krise. Ohne ihn und seine Kollegen von der Stadtentwässerung würde es vor allem in Häusern am Dresdner Stadtrand stinken. Sie sorgen dafür, die Pumpwerke in Richtung Klärwerk am Laufen zu halten. Mit seiner Frau und der vierjährigen Tochter wohnt Linke in Neusörnewitz bei Meißen. „Wir haben den Vorteil, dass wir noch arbeiten können und uns tagsüber nicht um unsere Tochter kümmern müssen“, sagt er. Die Kleine kann zur Notbetreuung in die Kita gebracht werden. Seine Frau im Abfallmanagement und er in der Abwasserentsorgung. Ohne die 96 Dresdner Pumpwerke geht nichts in den Gebieten am Stadtrand mit Steigungen.

Für Technik hat sich der gebürtige Radebeuler schon immer interessiert. „Bereits als Jugendlicher habe ich an Mopeds gebastelt, S 50 oder Schwalbe“, erzählt Linke. Deshalb machte er bei der Stadtentwässerung bis 2005 seine Lehre zum Abwassertechniker und blieb dann. Seit 2007 als Maschinist für Abwasserpumpwerke. Da muss Linke nicht nur den Absperrschieber prüfen und fetten oder die kaputte Rückstauklappe wechseln. „Wir pflegen auch die Anlagen an den Pumpwerken und mähen den Rasen“, erklärt er. In diesen besonderen Zeiten hat sich auch für den Techniker manches geändert.

Masken und Lungentests

Die Stadtentwässerung schützt ihre Mitarbeiter, um Gefahren auszuschließen. Auch Linke trägt wie alle Kollegen seit Kurzem einen Mundschutz. „Wir arbeiten zwar normal weiter. Aber wir dürfen keine
Hochdruckreiniger mehr einsetzen.“ Denn beim Reinigen würden mit dem Sprühnebel unter anderem Keime aufgewirbelt. Genau das soll ausgeschlossen werden. Deshalb werden derzeit keine Pumpenschächte mehr gereinigt und die großen Saug- und Spülfahrzeuge nur noch bei
äußerst wichtigen Arbeiten eingesetzt.

Voraussichtlich wird das am Pumpwerk am Birkigter Hang in Gittersee nötig sein. „Das Pumpwerk ist fällig und muss dringend gereinigt werden. Dort war schon eine Pumpe ausgefallen“, berichtet der Vorarbeiter. Fürs Befahren der nur für 3,5 Tonnen zugelassenen Straße sei aber eine Sondergenehmigung nötig, auf die gewartet wird. Würde dort gearbeitet, müssten spezielle Atemschutzmasken mit Filtern getragen werden, für die Linke und seine Kollegen Lungentests absolvieren mussten.

Besondere Maßnahmen

„Jetzt wasche ich mir noch viel öfter die Hände und desinfiziere sie immer, wenn ich etwas angefasst habe“, sagt er. Seine Abteilung ist komplett aufgeteilt worden. Eine Truppe ist im Klärwerk Wilsdruff, das die Stadtentwässerung mit betreibt, die andere in Malschendorf im Hochland stationiert. Gearbeitet wird nur noch in Zwei-Mann-Teams, die jetzt auch zeitversetzt beginnen. Da Hochdruckreiniger jetzt pausieren, werden derzeit mehr Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ausgeführt. So müssen Be- und Entlüftungsventile überprüft oder eben Absperrschieber der Druckleitungen gefettet werden. „Das sind auf jeden Fall Arbeiten, die wir machen müssen“, sagt Linke. „Denn wenn das Pumpwerk nicht mehr funktioniert, steht das Abwasser bei vielen im Keller. Spätestens dann
wird es ärgerlich.“

Am heikelsten sei es, wenn es Störungen an der Pumpwerkskette Pillnitz gibt, zu der Anlagen zwischen Söbrigen, Pillnitz und Niederpoyritz gehören. Wenn dort etwas ausfalle, müsse besonders schnell gehandelt werden. Bisher sei das dem Vorarbeiter mit seinen insgesamt acht Leuten aber noch immer gelungen.

SZ

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