Dresden wächst, auch die Zahl der Autos nimmt zu, der Verkehr wird aber trotzdem weniger. Das steht in einem 60 Seiten dicken Bericht aus dem Rathaus. Thema ist die Verkehrsentwicklung in der Stadt. Alle drei Jahre muss die Verwaltung einen solchen Bericht verfassen. Das hat der Stadtrat 2014 entschieden. Damals haben die Politiker definiert, wie sich das Verkehrsgeschehen in Dresden bis zum Jahr 2025 entwickeln soll. Verbunden damit war ein Aufgabenkatalog für die Stadtverwaltung. Nun legen die Verantwortlichen ihre erste Zwischenbilanz vor.
Hat die Stadt die richtigen Maßnahmen ergriffen?
Die Stadtverwaltung musste sich selbst beurteilen. Das Ergebnis steht auf der vorletzten Seite des Berichts: „Die Zielerreichung kann … als gut eingeschätzt werden.“ Das ist keine Überraschung. Allerdings reichte es dafür nicht aus, nur die eigene Arbeit zu bewerten. Mit Statistiken und Verkehrsuntersuchungen belegen die Verantwortlichen ihre Einschätzung. Sie zeigen unter anderem: Der größte Teil der 2014 beschlossenen 147 Maßnahmen zur Verkehrssteuerung in Dresden wird derzeit bearbeitet. Fünf davon hat die Stadtverwaltung allerdings gar nicht bearbeitet.
Warum sind fünf Aufgaben bisher unbearbeitet?
Sie sind entweder nicht machbar, schon durch andere Maßnahmen erledigt oder erfüllen ihren Zweck nicht. Zu diesen Punkten gehört unter anderem die Steuerung des Verkehrs an Stadtzufahrten. Damit sollte die Luftverschmutzung bekämpft werden. Untersuchungen hätten ergeben, dass die daran geknüpften Erwartungen nicht erreicht werden, lautet eine Begründung für das Aus dieser Maßnahme. Ein zweites Beispiel: Der alte Fußgängertunnel unter den Gleisen im Hauptbahnhof sollte Fußgänger- und Radtunnel werden. Geht nicht, er wird als Rettungstunnel genutzt, stellt die Stadtverwaltung fest. In der Heide sollte eine Trasse für den Radverkehr von der Jungen Heide durch Radebeul zur Kaditzer Flutrinne freigehalten werden. Das sei überflüssig, heißt es in dem Bericht, laut Radverkehrskonzept sei eine andere Routenführung vorgesehen.
Welche Verkehrsziele konnten erreicht werden?
Bei 40 Themen meldet die Stadtverwaltung „Auftrag erfüllt“. Dazu gehört zum Beispiel die Feinstaubbelastung. „Seit 2015 gibt es keine Probleme mit der Einhaltung des Grenzwertes“, stellen die Verantwortlichen fest. An allen drei Messstellen an der Bergstraße, der Winckelmannstraße und im Dresdner Norden sei der Grenzwert nicht überschritten worden, „Ziel erreicht“.
Die Zahl der Straßenbäume soll mindestens gleich bleiben, besser sogar steigen. Sie kletterte von 2013 zu 2016 um 1439 Bäume, das entspricht 2,8 Prozent. Auch dieses Ziel wurde erreicht, fasst die Verwaltung zusammen. Auf die Größe der Bäume kam es dabei allerdings nicht an.
Die Einwohnerzahl steigt, 2013 waren es bereits fast 536 000. Auch die Zahl der Autos nimmt zu. Die Fahrstrecken, die damit in der Stadt zurückgelegt worden sind, sinken aber. Dafür klettert der Anteil von Wegen, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Bussen und Straßenbahnen zurückgelegt werden. Das entspricht der Vorgabe aus dem 2014 beschlossenen Plan, „Ziel erreicht“, stellt die Stadtverwaltung fest.
Wo sind die Ziele noch nicht ausreichend erreicht?
Bei zwei Zielen stimmt der Trend. Das betrifft einerseits die Pünktlichkeit von Bussen und Bahnen. Sie sollte besser werden, ist aber unverändert. Pünktlich sind Busse und Bahnen, wenn sie maximal zwei Minuten zu spät fahren, niemals aber zu früh. Auf etwa 73 Prozent aller Verbindungen treffe das zu, stellt die Stadtverwaltung fest. Das war bereits 2013 so und hat sich bis 2017 nicht geändert. Der Trend ist richtig, das Ziel noch nicht erreicht, fasst die Stadtverwaltung zusammen.
Die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Fußgänger verletzt werden, soll auch sinken. 2013 waren es 309, 2016 registrierte die Polizei 291 Verletzte. Diese Zahl ist „mit leichten Schwankungen nur geringfügig rückläufig“, stellen die Verantwortlichen im Rathaus fest. Der Trend sei richtig, das Ziel aber nicht erreicht.
Bei welchen Themen ist noch besonders viel zu tun?
Elf Punkte listet die Stadt dazu auf. Zum Beispiel soll die Verkehrsbelastung im 26er-Ring um fünf Prozent verringert werden. Dieser Ring ist die Strecke von der Marienbrücke über die Antonstraße, Bautzner Straße, Glacisstraße, Albertbrücke, Güntzstraße, Lennéstraße, Wiener Straße, Ammmonstraße und Könneritzstraße wieder zur Marienbrücke. Die Auswertung der Messergebnisse an den drei Zählstellen auf dem Schlesischen Platz, der Wiener Straße und der Ammonstraße zeigt: Es gab keine Veränderung, pro Tag fahren zwischen 21 000 und 22 000 Autos auf dem 26er-Ring.
Die Lärmbelästigung durch den Verkehr wird als unverändert hoch empfunden, sie soll aber sinken. Die Zahl der Unfälle soll zurückgehen, seit 2008 sind es aber regelmäßig zwischen 15 000 und 15 800 pro Jahr. Die Zufriedenheit mit dem Parkplatzangebot in der Stadt soll steigen, sie ist aber gesunken. 26 Prozent der Dresdner waren 2013 mit der Zahl der Parkplätze zufrieden, 2016 waren es nur noch 20 Prozent.
Wie geht es mit den Vorgaben von 2014 weiter?
Die Stadtverwaltung hat noch immer den Auftrag, alle damals beschlossenen Aufträge umzusetzen. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass dabei künftig Themen wie die Digitalisierung, neue Antriebsformen, zum Beispiel Elektro- oder Wasserstoffmotoren, das autonome und automatisierte Fahren eine Rolle spielen. Das könnte zu Chancen und Risiken führen, die jetzt noch „schwer abschätzbar“ sind. Deshalb sollen die Maßnahmen aus dem vier Jahre alten Aufgabenkatalog an diese Entwicklungen angepasst werden. Ob weitere Ziele erfüllt werden, muss die nächste Überprüfung der Arbeit in drei Jahren zeigen.
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