Dorit Keucher ist beim Dresdner Kreuzchor für die jüngsten Sänger zuständig. Sie lädt ein zum Nachwuchstag am 9. März an der Ermelstraße
Frage: Am 9. März ist Nachwuchstag. Wer kann kommen?
Dorit Keucher: Alle, die sich für den Dresdner Kreuzchor interessieren – vor allem Eltern mit Kindern, die gern Kruzianer werden möchten. Ob ein Kind Talent hat, merkt man ja meist schon in den ersten Lebensjahren. Beim Nachwuchstag kann man sich nicht nur das Haus anschauen und eine öffentliche Gesangsprobe der Drittklässler, sondern auch eine Chorprobe der Kruzianer erleben. Man kommt auch mit Lehrern und Erziehern ins Gespräch.
Wie alt sind die Kinder, die mit ihren Eltern zum Nachwuchstag vorbeischauen
Idealerweise sind sie noch im Kindergarten oder in den ersten Schuljahren. Denn eigentlich geht es mit dem Singen schon im zweiten Halbjahr der ersten Klasse los. Sie sind einmal in der Woche bei einer Singestunde an unserem Standort in Dresden Striesen. Im zweiten Jahr kommt noch musiktheoretischer Unterricht dazu, auch einmal pro Woche. Das alles ist die Vorbereitung für die dritte Klasse, in der die Kinder hier im Haus in die Schule gehen und Proben haben.
Und wann gehören sie dann richtig dazu?
Ende der dritten Klasse gibt es eine Aufnahmeprüfung für den Dresdner Kreuzchor. Dabei geht es übrigens nicht nur um die Stimme, sondern auch, wie leicht einem Kind die Schule fällt und wie es sich gegenüber Gleichaltrigen verhält. Man kann die schönste Stimme haben – aber wenn die schulischen Leistungen nicht stimmen, wenn das Kind Schwierigkeiten in Mathematik und Deutsch hat, ist es kaum möglich, Kruzianer zu werden. Falls alles passt, wird man mit Beginn der vierten Klasse in den Chor aufgenommen.
Und dann ist man nicht nur in der Schule und zu den Proben beim Dresdner Kreuzchor, sondern Tag und Nacht?
Ja. Für die Viertklässler besteht eine Alumnats-Pflicht. Das heißt, die Kinder wohnen hier. Ab der fünften Klasse – vorausgesetzt, sie bekommen eine Bildungsempfehlung fürs Gymnasium und bleiben Kruzianer – können sie dann frei wählen, ob sie hier oder zu Hause übernachten. Viele entscheiden sich jedoch für das Alumnat, also unser Haus an der Ermelstraße. Die Schule beginnt 8 Uhr und die Proben gehen mitunter bis 18.30 Uhr, dazu kommen verschiedene Auftritte. All das ist ziemlich anstrengend, so dass viele froh sind, wenn die tägliche An- und Abreise wegfällt.
Mit der vierten Klasse weg von zu Hause – das ist sicher nicht leicht, weder für die Kinder, noch für die Eltern.
Natürlich ist es sehr früh, eine solch weitreichende Entscheidung zu treffen. Aber die Zeit der Knabenstimmen ist nun mal begrenzt und in der vierten Klasse sollte bereits Chor-Erfahrung und musiktheoretisches Wissen da sein – deshalb gibt es die ersten Kontakte ja schon in der ersten Klasse. Ich bin auch zu Besuch an Dresdner Grundschulen, um Talente zu finden. Und manchmal kommen Anfragen von Eltern, Kantoren oder Lehrern von außerhalb. Einige Kinder klagen in der ersten Zeit im Alumnat über Heimweh. Und sicher gibt es später noch Durststrecken und Konflikte, wie übrigens im normalen Leben auch. Aber meist überwiegen das Zusammenleben mit Gleichaltrigen und die Freude über die frühe Selbstständigkeit. Mitunter fällt es den Eltern schwerer, ihr Kind loszulassen als anders herum.
Wie viele Kruzianer schaffen es von der vierten bis zur zwölften Klasse?
Reichlich hundert Briefe mit einer Empfehlung werden jedes Jahr an Eltern verschickt, etwa die Hälfte der Angeschriebenen schicken ihr Kind zu den ersten Singestunden. Dann kommen noch ein paar Kinder von außerhalb dazu und meist beginnen um die 40 Jungen die zweite Klasse. Von den etwa 20, die dann als Kruzianer starten, machen ungefähr zehn junge Männer ihr Abitur bei uns. Die nehmen dann viel mehr mit als eine gute Gesangsausbildung. Ihre frühe Selbstständigkeit und das Singen in Konzerten gibt ihnen Selbstbewusstsein. Sie reifen zu Persönlichkeiten heran, die im Leben gut bestehen.
Gespräch: Thessa Wolf
Interessierte können mit ihren Familien am 9. März zum Nachwuchstag vorbeischauen.
Von 13 bis 16 Uhr steht das Haus offen. Es gibt eine öffentliche Chorprobe und Zeit für Gespräche mit Klassenlehrern und Erziehern.
Ort: Alumnat, Ermelstraße 1 in
01277 Dresden
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