Eine wirtschaftliche Sanierung der Weißen Flotte ist notwendig – aber noch lange nicht in Sicht.
Auch nach einer sehr langen Eigentümerversammlung der Gesellschafter der Sächsischen Dampfschifffahrt in dieser Woche bleibt eine große Unsicherheit über die Zukunft der Flotte. Seit knapp sechs Jahren führt Chefin Karin Hildebrand das Unternehmen, eine solche Sitzung wie am Freitag gab es aber noch nie zuvor. Dreieinhalb Stunden dauerte das Treffen. Am Ende fehlten zwei Prozent der nötigen Stimmen für den entscheidenden Beschluss. Das bedeutet, es muss eine weitere Gesellschafterversammlung geben, um das Restrukturierungskonzept, für das die Dampferchefin kämpft, umsetzen zu können.
Wo kommen die benötigten Millionen her?
Dazu braucht das Unternehmen zwei Millionen Euro. Die eine Hälfte des Geldes hat der Freistaat in Aussicht gestellt. Anders als bisher bekannt, ist die Millionensumme aber noch nicht bei der Dampfschifffahrt angekommen.
800 000 Euro hat die Flotte bisher erlangt, um nach dem Verlustjahr 2018 den Geschäftsbetrieb in diesem Jahr sichern zu können. 1,2 Millionen sollen noch folgen, vorausgesetzt, die Eigentümer ziehen mit. Sie sollen so lange keine Gewinne erhalten, bis weitere zwei Millionen Euro zusammengekommen sind.
Fünf Sechstel der mehr als 400 Eigentümer hätte es gebraucht, um das zu entscheiden, denn dafür ist auch eine Satzungsänderung nötig. Fünf Sechstel sind 84 Prozent der Eigentümer, 82 Prozent waren am Freitag dafür. Den restlichen zwei Prozent soll das Rettungskonzept noch einmal besser erklärt werden. Die Ablehnung bedeutet, die Flotte fährt vorerst weiter in eine unsichere Zukunft. Doch Geschäftsführerin Karin Hildebrand ist optimistisch. „Es ist sehr spannend, aber ich bin jemand, der sich gern einer Herausforderung stellt“, sagt sie. „Ich bin sehr neugierig, ich bin Mediator und ein Menschenfreund, die ganzen Verhaltensweisen und Reaktionen sind hochspannend“.
Zu späte Informationen an die Eigentümer?
Hildebrand muss sich zurzeit Kritik der Eigentümer gefallen lassen. Michael Lohnherr, der selbst 13 Jahre lang die Geschicke des Unternehmens gesteuert hat, war am Freitag mit bei der Gesellschafterversammlung. „Es gab deutliche Kritik“, berichtet er. „Insbesondere daran, dass man so spät informiert worden ist.“ Zu spät kamen aus seiner Sicht unter anderem die Informationen zur Situation der Dampfschifffahrt und zu den Details des Restrukturierungskonzeptes.
Auch Jürgen Wittiger, ein Anteilseigner der Flotte aus Gerlingen teilt diese Kritik. In den letzten fünf Jahren habe die Flotte „in der Summe kein Geld verdient“. Die Einnahmen hätten gerade für die Unterhaltung der Schiffe und den Betrieb gereicht. Geschäftsführerin Karin Hildebrand sei „grenzenlos optimistisch“, habe aber kein „Kostenbewusstsein“. Am 2. August gibt es eine erneute Sitzung, bis dahin muss Hildebrand weiter auf Stimmenfang gehen. (DAWO)
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