Am Sonnabend, 13. Februar 2021, erinnern die Dresdnerinnen und Dresdner mit zahlreichen Akteuren aus der Zivilgesellschaft an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg vor 76 Jahren. Ihr gemeinsames Anliegen ist es, ein Zeichen für Frieden und gegen Gewalt und Krieg zu setzen.
In diesem Jahr findet das Gedenken wegen der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen unter völlig anderen Voraussetzungen statt, wie Oberbürgermeister Dirk Hilbert klärt: „Der 13. Februar ist 2021 für Dresden sicherlich eine besondere Herausforderung. In den vergangenen Jahren hat die Zivilgesellschaft gerade an diesem Datum gezeigt, dass die Gedenkkultur in unserer Stadt facettenreich und in die Zukunft gerichtet ist“, so Hilbert. „Den stärksten Ausdruck fand dieses Gedenken in der Menschenkette, die gleichzeitig ein eindeutiges Symbol des Erinnerns, aber auch des Verstehens, gewesen ist. Rassismus, Hass und Hetze, so haben es die Dresdnerinnen und Dresdner immer wieder gezeigt, sollen keinen Platz in der Stadtgesellschaft haben.“ Angesichts der aktuellen Pandemie wird es aber in diesem Jahr keine Menschenkette wie in den vergangenen Jahren geben können, so der Oberbürgermeister weiter: „Die vergangenen Monate waren in jeder Hinsicht ein Kraftakt für die Gesellschaft als Ganzes, aber auch für jeden Einzelnen. Der Lockdown zeigt endlich Wirkung. Aber wir dürfen diese Entwicklung nicht dadurch gefährden, dass wir Begegnungen haben, die nicht zwingend notwendig sind – auch nicht am 13. Februar.“ Die Sächsische Corona-Schutz-Verordnung erlaubt zum jetzigen Zeitpunkt Versammlungen mit bis zu 1.000 Teilnehmern. „Und wir werden erleben, dass rechtsradikale Kräfte diese Situation ausnutzen, um die Zerstörung Dresdens für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Die AG 13. Februar und viele weitere Akteure der Zivilgesellschaft haben sich intensiv darüber Gedanken gemacht, wie es uns als Stadtgesellschaft in der aktuellen Situation dennoch gelingen kann, diesen Missbrauch nicht unwidersprochen stehen zu lassen. Für dieses Engagement bin ich sehr dankbar.“
Auch unter neuer Leitung bleibt die Technische Universität Dresden einer der wichtigsten Partner der AG 13. Februar, bekräftigt Rektorin Prof. Dr. Ursula M. Staudinger: „Als Universität für das 21. Jahrhundert sehen wir uns als zivile Akteurin in der Verantwortung, nicht nachzulassen aus der Vergangenheit zu lernen, um so dazu beizutragen, eine bessere Zukunft in unserem Land zu sichern.“ Und weiter: „Auch, wenn wir in diesem Jahr auf die Menschenkette als starkes Symbol der Verbundenheit verzichten müssen, so zeigt die Vielfalt derer, die sich in der AG 13. Februar für das Gedenken engagieren, dass wir mit unserer Haltung und unserem Einsatz für ein friedliches Miteinander auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens aufbauen können. Dennoch dürfen wir uns darauf nicht ausruhen“, so die Rektorin.
Gedenken in Pandemie-Zeiten
Der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer, Oberbürgermeister Dirk Hilbert und Rektorin Staudinger werden mit Vertretern der AG 13. Februar um 17.30 Uhr an der Erinnerungsstätte auf dem Altmarkt weiße Rosen niederlegen. Anschließend sind an der Kreuzkirche kurze Redebeiträge geplant. „Wir haben in der Planung bewusst auf eine Großversammlung verzichtet, insofern wird es nur ein kleiner Kreis sein“, erläutert Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch. „Unser Partner Dresden Fernsehen wird die Veranstaltung aber medial begleiten und live vom Altmarkt senden.“ Dr. Joachim Klose von der AG 13. Februar ergänzt: „Die Sorge um die Gesundheit der Nächsten verbietet es uns, am 13. Februar Hand in Hand in der Menschenkette an die Opfer des Zweiten Weltkriegs zu erinnern und gegen die Vereinnahmung unserer Demokratie durch den aktuellen Rechtsextremismus Gesicht zu zeigen. Das wird uns aber nicht daran hindern, Solidarität zu üben, gedanklich anwesend zu sein und aus Anlass des 13. Februar 1945, dem Tag der Zerstörung unserer Stadt, still zu gedenken.“
Virtuelle Menschenkette am
13. Februar 2021
Ganz im Sinne des Mottos „Wir reichen uns die Hände und bleiben trotzdem zu Hause“ wird es in diesem Jahr eine virtuelle Menschenkette geben, die als Fassadenprojektion in der Altstadt sichtbar wird. Zwischen 18 Uhr und 18.10 Uhr erscheinen Fotos von Bürgerinnen und Bürgern an verschiedenen Orten in der Dresdner Innenstadt. Hand in Hand stehen sie symbolisch an Synagoge, Frauenkirche, Kreuzkirche, Rathaus und Schauspielhaus zusammen und setzen gemeinsam ein Zeichen für Frieden, Versöhnung und Demokratie. Im Livestream auf 13februar.dresden.de, www.facebook.com/stadt.dresden/ und twitter.com/stadt_dresden sowie bei Dresden Fernsehen lässt sich die Aktion live verfolgen. Wer mitmachen möchte, kann bis zum 10. Februar 2021 ein Foto von sich im Hochformat mit den Armen links und rechts vom Körper – als würde man in der Menschenkette stehen – auf www.dresden.de/menschenkette hochladen.
Je mehr zuschauen, desto heller leuchtet die Menschenkette
Eine Lichtinstallation auf dem Altmarkt übersetzt die Zugriffszahlen der Bürgerinnen und Bürger auf den Livestream auf 13februar.dresden.de in Lichtstärke. Je mehr Menschen ab 18 Uhr zuschauen, desto deutlicher wird ein Lichtband auf dem Altmarkt sichtbar. Jeder Teilnehmer am Bildschirm zählt. Mit dieser symbolischen Mitmachaktion können die Dresdnerinnen und Dresdner zeigen, dass sie zwar nicht vor Ort, aber dennoch sichtbar sind, und „Erinnern, um nicht zu wiederholen“.
Auch in diesem Jahr werden die Kirchen der Dresdner Innenstadt um 18 Uhr vielstimmig ihre Glocken läuten. Radio Dresden wird das Läuten der Glocken um 18 Uhr übertragen. „Damit braucht jeder Dresdner nur das Radio anschalten und kann so für sich oder als Familie einen Moment innehalten“, so Oberbürgermeister Dirk Hilbert. „Ich danke dem Dresdner Lokalsender für diese Möglichkeit und hoffe, dass viele Menschen diese Minuten nutzen, um an die Opfer von Krieg und Zerstörung weltweit zu erinnern.“
Das traditionelle Gedenkkonzert der Dresdner Philharmonie zur Erinnerung an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 wird ab 18.30 Uhr von Sachsen Fernsehen live übertragen und zeitversetzt ab 20.05 Uhr von den Radiosendern MDR Klassik und MDR Kultur ausgestrahlt. Auf dem Programm stehen Werke von Bach, Mozart und Strauss. Marek Janowski dirigiert das Gedenkkonzert. Frauke Roth, Intendantin der Dresdner Philharmonie: „Ihre Gedenkkonzerte zum 13. Februar sind für die Dresdner Philharmonie ein gelebtes und tief verwurzeltes Ritual. Sie bieten an diesem Tag einen besonderen Rahmen für die Erinnerung an die damaligen Geschehnisse und für Gedanken darüber, welche Verantwortung wir alle für ein friedliches Miteinander heute und in Zukunft tragen. In dieser für uns alle schwierigen Zeit geben Rituale wie dieses Kraft und stärken den Gemeinsinn.“
Dresden gedenkt weltoffen
Die Dresdner Kulturinstitutionen, verbunden in der Initiative #WOD – Weltoffenes Dresden, laden unter dem gemeinsamen Motto „Morgen = Gestern + Heute“ mit verschiedenen Aktionen im öffentlichen Raum zur gesellschaftlichen und künstlerischen Auseinandersetzung mit den traumatischen Ereignissen vom 13. Februar 1945 ein. So gibt es an zwölf öffentlichen Plätzen eine gemeinsame Plakatkunst-Aktion zum Thema „Erinnern und Gedenken“ mit regionalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Zum Beispiel hat die Dresdner Philharmonie die Künstler Katharina Vogt und Tobias Eduard Schick mit einer solchen Plakatkunstinstallation beauftragt. Unter dem Titel „Risse – Gedenken – Einsichten“ greift sie die musikalische Tradition der Gedenkkonzerte des Orchesters auf und regt zu einer Reflexion des Erinnerns in Vergangenheit und Zukunft an. Die Installation ist vom 9. bis 16. Februar 2021 auf dem Altmarkt zu sehen. Andere Wege geht die Ostrale: Mit einer grafischen Lichtskulptur erinnert die Ostrale an den Moment, in dem die Uhren am 13. Februar 1945 in Dresden stehengeblieben sind. Lange konnte man vor der Restaurierung des Schlosses an den Ruinen des Schlossturmes die stehengebliebene Uhr sehen, nun soll die Lichtkunstaktion an dieses symbolhafte Bild gedenken und gleichzeitig an die ewig mahnende Zeit erinnern. Zu sehen ist sie vom 8. bis 14. Februar an der OSTRALE.Basis in Übigau, Rethelstraße 45, 01139 Dresden. Für #WOD spricht Joachim Klement, Intendant des Staatsschauspiels Dresden: „Die Erinnerungen an den 13. Februar und die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen um die Interpretation dieses Ereignisses sind Teil der zivilgesellschaftlichen Emanzipation unserer Stadt. Dabei hat das bürgerschaftliche Gedenken in Dresden dazu beigetragen, ein selbstkritisches und selbstbewusstes Bild von sich zu entwickeln. Deshalb kann dieses Datum heute nicht mehr einseitig vereinnahmt werden. Wie bereits in den letzten Jahren, tragen dazu auch die diesjährigen Aktionen von #WOD – Initiative weltoffenes Dresden bei.“
Die Dresdner Frauenkirche verlegt ihr zentrales Gedenkangebot in den digitalen Raum, wie Maria Noth, Geschäftsführerin der Stiftung Frauenkirche Dresden, erklärt: „Die Frauenkirche ist ein lebendiger Ort des Glaubens und der Erinnerung. Sie ist ein Ort, an dem Menschen sich begegnen und die grundlegenden Werte einer gemeinsamen Menschlichkeit nach außen sichtbar machen – in diesem Jahr teils auf neuen Wegen. Erstmals lädt Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke zu einem Online-Friedensgebet ein, das Menschen verbindet, selbst wenn sie nicht die Gemeinschaft vor Ort miterleben können. Es wird u. a. von Bischof Cocksworth aus Coventry, Oberbürgermeister Hilbert und einem Zeitzeugen mitgestaltet. Sowohl das Online-Format als auch die Zeitzeugenandacht am 13. Februar um 12 Uhr in Präsenz werden deutlich machen, dass Versöhnung möglich ist und dass wir niemals vergessen dürfen, wo wir selbst unseren Anteil an Ungerechtigkeit und menschlichem Leid tragen.“
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch: „Eine wehrhafte Demokratie lebt von einer lebendigen und vielfältigen Erinnerungskultur. Deshalb danke ich allen Initiativen, die sich anlässlich des 13. Februar 2021 trotz Corona mit einem Gedenkformat einbringen. Das Gedenken seitens der Landeshauptstadt Dresden an den verschiedenen Stellen wird Corona-konform geplant und analog wie online zu erleben sein, um niemanden gesundheitlich zu gefährden und trotzdem das Erinnern wachzuhalten.“
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