Ab 1. März wieder zum Friseur: Viele Dresdner können die Öffnung kaum erwarten, die Buchungslisten sind voll.
Sie dürfen doch erst ab 1. März öffnen. Gespannt hatten die Dresdner Friseure auf die Entscheidung von Bund und Ländern gewartet. Bislang war davon die Rede, dass Friseure bei einem Inzidenzwert unter 100 wieder öffnen können, wenn alle Anwesenden im Salon eine OP- oder FFP2-Maske tragen. Nun doch später. Offen ist derzeit ebenso, ob Schnelltests, wie sie derzeit in Österreich vorgeschrieben sind, auch in Sachsen vor dem Friseurbesuch gemacht werden müssen.
Buchungssystem „läuft auf Hochtouren“
„Wir sind mitten in der Planung und unser Online-Buchungssystem läuft schon auf Hochtouren“, sagte Christoph Steinigen, Chef des Neustädter Salons Directors Cut noch am Dienstag. Nun freut er sich einigerseits, dass er ab 1. März wieder öffnen kann, aber ist auch enttäuscht. „Wir sind zwischen Frust und Freude , dankbar dass wir wieder öffnen dürfen, aber auch mitten in den Umbuchungen.“ Er müsse nun zwei ausgebuchte Wochen, er war ja vom 15.2. als Datum ausgegangen, schieben und verliere dadurch viel Geld. „Wir haben durch die weiteren zwei Wochen Schließzeit einen Umsatzverlust im fünfstelligen Bereich“, sagt er.
Er rechnet damit, dass es strengere Hygieneregeln geben könnte. Das sei aber noch nicht klar. „Wir haben auch schon vor dem zweiten Lockdown mit medizinischen Masken gearbeitet, um uns besser zu schützen“, sagt Steinigen. Wie viele andere Friseure betont auch er, dass das Infektionsrisiko im Salon gering ist. „Wir hatten 2020 bundesweit zwölf Infektionen, die auf einen Friseurbesuch zurückzuführen waren – bei 700.000 Terminen täglich“, zitiert er Zahlen vom Verband.
„Schwarzarbeit ist ein Problem in Dresden“
Was Steinigen Sorgen macht, ist der im Lockdown blühende Schwarzmarkt bei den Friseurbehandlungen. Schwarzarbeit ist ein Problem in Dresden“, so Steinigen. Gerade im Netz laufen illegale Buchungen auf Hochtouren, beobachtet er. „Ich bin absolut gegen Schwarzarbeit, aber es liegt auch daran, dass viele Friseure mit den Nerven am Ende sind“, sagt er.
Seit zwei Monaten sind die Salons zu und viele hätten noch immer keine Überbrückungshilfen bekommen. Das treibe viele aus Existenznot Richtung Schwarzarbeit, um wenigstens ein paar Euro zu verdienen. Auch der Zentralverband hatte kritisiert, dass Hilfsgelder des Bundes nur schleppend ausgezahlt würden, während Fixkosten und Miete weiter bezahlt werden müssen. Zudem haben die meisten Salons keinen Anspruch auf die Dezemberhilfe, weil sie erst Mitte des Monats zumachen mussten. Steinigen versteht nicht, warum Unterstützung seitens der Regierung versprochen wird und dann nicht kommt. Steinigen und viele seiner Kollegin sorgen sich, dass die Kunden, die jetzt zu Friseuren abwandern, die sich mit Schwarzarbeit über Wasser halten, nach der Öffnung nicht mehr zurückkommen.
Wenig Kurzarbeitergeld und fehlendes Trinkgeld
Auch die Dresdner Innungschefin Beatrice Kade ist einerseits froh, dass nun ein konkretes Datum feststeht, ist aber auch sauer. „Ich kann das nicht nachvollziehen, warum wir erst im März öffnen dürfen und warum nur die Friseure und nicht auch die Kosmetiker?“ Sie beobachtet, dass Schwarzarbeit in Dresden in ihrer Branche zunimmt. „Das ist ein großes Problem. Die Kunden fragen erst beim Chef, und wenn dieser verneint, dann fragen sie die Mitarbeiter“, so Kade über die Praxis, wie Kunden trotz angeordnetem Berufsverbot zu einem Friseurtermin kommen.
Aus wirtschaftlichen Gründen würden dann einige wenige darauf eingehen. In der Branche, in der ohnehin keine üppigen Gehälter gezahlt werden, kommt mit der Schließung ein weiterer finanzieller Aspekt dazu:
„Gerade bei den Mitarbeiter, die jetzt seit Monaten nur Kurzarbeitergeld bekommen, fehlt das Trinkgeld“, so Kade. Dennoch bereiten sich die Dresdner Friseure auf den Start ihres Geschäftes vor. Im Salon von Madlen Wenerski in der Ostra-Allee können derzeit aber noch keine neuen Termine vereinbart werden, die Inhaberin bittet um Geduld.
SZ/ND/JV
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