Zwei Corona-Jahre und der Krieg in der Ukraine haben auch bei der Messe Dresden Spuren hinterlassen. Warum das Unternehmen 2021 trotzdem schwarze Zahlen schreiben konnte und wie der Neustart aussieht, verrät Messechef Ulrich Finger im Gespräch mit DAWO.
Als Messe bezeichnete man im Mittelalter einen Waren- oder Geldmarkt, der an einem oder mehreren bestimmten Tagen im Jahr abgehalten wurde. Heute meint „Messe“ eine zeitlich begrenzte, wiederkehrende Marketing-Veranstaltung. Aber im Grunde ist es wie vor vielen hundert Jahren: Hersteller oder Verkäufer einer Ware oder Dienstleistung wollen selbige zur Schau stellen, sie erklären und vor allem verkaufen. „Messe“ meint heutzutage darüber hinaus auch, ein Ort für Tagungen und Kulturveranstaltungen aller Art zu sein.
Herr Finger, im Sinne dieser Definition betrachtet ist die Messe Dresden seit März 2020/21 ein Totalausfall, oder?
Ja und nein. Ja, weil bekanntlich im Jahr 2020 wegen Corona ab Mitte März so gut wie alles abgesagt werden musste. Wirtschaftlich überlebt haben wir nur, weil die Mitarbeiter in Kurzarbeit waren und die Stadt uns finanziell zur Seite stand. Nein, weil wir 2021 zwar auch sehr schwierige Zeiten hatten und das eigentliche Messegeschäft nicht stattfand. Das ging erst mit der Messe „Florian“ und einigen kleineren Tagungen und Kongressen zaghaft und zeitlich begrenzt im vergangenen Herbst wieder los. Aber die Einrichtung des großen Impfzentrums und die Einnahmen daraus sowie hybride Veranstaltungen von Firmen und Ministerien, die einen großen technischen Aufwand mit sich brachten, haben uns letztlich wirtschaftlich gut aus dem Jahr gehen lassen. Zumindest hatten wir Ende Dezember kein Minus zu Buche stehen wie noch im Jahr 2020.
Nun ist das Jahr 2022 schon zu drei Vierteln vorbei, aber in der Wahrnehmung der meisten Dresdner ruht die Messe noch immer?
Auch da muss ich widersprechen. Der Messebetrieb hat am 31. August mit dem Konzert der Bösen Onkelz und 11.000 Zuschauern wieder begonnen. Letztes Wochenende fand eine gut besuchte Bau- und Immobilienmesse „Bauen Kaufen Wohnen“ statt. Zur ‚Dresden (er)lesen’ auf Schloss Albrechtsberg kamen über 3.000 Besucher. Bis Jahresende werden insgesamt noch 45 Veranstaltungen hier stattfinden, darunter Veranstaltungen mit Ina Müller, Dieter Nuhr, Eckart von Hirschhausen. Außerdem Holiday on Ice und die Pyrogames, die Neue Art & Ja-Wort, die Feuerwehrfachmesse ‚Florian; und die Spielemesse ‚spielraum‘. Zudem muss man bedenken, dass eine Messehalle bis Ende Mai als Impfzentrum und zwei große Hallen als Ankunftszentrum und Gemeinschaftsunterkunft für ukrainische Flüchtlinge vermietet waren. Wir hatten also gar kein Potenzial bis Ende August, um als Veranstaltungsort in Erscheinung zu treten. Andererseits hatten wir solide Einnahmen durch die Hallenvermietung. Unterm Strich bin ich optimistisch, dass wir dieses Jahr wirtschaftlich gut dastehen werden. Wir haben die messelose Zeit dennoch genutzt und einiges neu geordnet.
Das heißt, es sind neue Messen in Sicht?
Ja, wir arbeiten gerade mit der TU Chemnitz am Konzept einer Messe mit Tagung zum Thema Wasserstoff. Und wir haben entschieden, die Designmesse ‚room&style‘ ruhen zu lassen. Im kommenden Jahr werden wir die Pflegemesse und die ‚aktiv&vital‘ zusammenlegen und die Ostermesse wird um einen Bereich Wellness erweitert.
Wagen Sie einen Blick ins Jahr 2023?
Natürlich, wir freuen uns gleich im Januar auf die Karrierestart und die Reisemesse und im März ganz besonders auf die ‚Haus 2023’ und die bei den Dresdnern sehr beliebten DRESDNER OSTERN mit der Internationalen Orchideenschau. Konzerte wird es mit Johannes Oerding, Schiller und Philipp Poisel geben. Ralf Schmitz, Mario Barth, Sascha Grammel stehen auf der Bühne, die Termine für ‚Fack Ju Göhte – Das Musical‘ und Riverdance sind festgezurrt.
Das kommende Jahr bringt auch für Sie persönlich eine Veränderung …
Ja, ich werde mich in den Ruhestand verabschieden. Ich werde im nächsten März 68 Jahre alt, bleibe noch bis Juni im Amt und blicke dann auf über 15 erlebnisreiche Jahre als Messechef zurück.
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