Nicht die Frage, ob Weihnachtsmärkte in diesem Jahr stattfinden, treibt Marktbetreiber und Händler um, sondern woher sie das Personal für ihre Buden und Stände nehmen sollen. Deshalb findet am 10. Oktober im WTC eine spezielle Jobmesse statt.
In diesem Jahr wird es Weihnachtsmärkte geben. Punkt. Auf diesen Weihnachtsmärkten wird es strahlen, leuchten, blinken und funkeln wie gewohnt. Ausrufezeichen. Doch werden überall so viele Stände und Buden stehen wie in den Jahren vor Corona und vor allem: Wer baut sie auf, wer räumt sie ein, wer verkauft darin? Fragezeichen. Viele große Fragezeichen …
„Fakt ist“, sagt Holger Zastrow, „dass Corona in Sachen Personal wie ein Brandbeschleuniger gewirkt hat und alle Marktveranstalter in diesem Jahr Probleme haben, genug Mitarbeiter für die Weihnachtsmärkte zu bekommen.“ Zastrow weiß, wovon er spricht: Auf der Hauptstraße betreibt er mit dem Augustusmarkt den zweitgrößten Weihnachtsmarkt in Dresden, in Pirna ist er Veranstalter des Canaletto-Weihnachtsmarktes. „Viele Arbeitskräfte sind in andere Bereiche abgewandert, zum Beispiel in die Logistikbranche, haben inzwischen feste Jobs. Und viele Studenten, die bisher in der sechswöchigen Weihnachtsmarktzeit gutes Geld verdienen konnten, haben ihr Studium beendet, sind ebenfalls in die Wirtschaft abgewandert. Neue Kräfte konnten nicht akquiriert werden, weil ja keine Weihnachtsmärkte stattfanden.“ Seine Idee, Saisonkräfte in osteuropäischen Ländern für die Weihnachtszeit anzuwerben, so wie man es aus der Erntezeit kennt, musste Zastrow nach diversen Gesprächen mit der Wirtschaftsförderung der Stadt und der Arbeitsagentur aufgeben – viel zu kompliziert.
Jobmesse am Montag: Es gibt viele freie Stelle
Wie also an Personal kommen? Mit einer speziellen Jobbörse für Weihnachtsmärkte, so die Idee. Diese Börse findet am kommenden Montag (10. Oktober) von 11.30 bis 15.30 Uhr im Foyer des WTC statt. 20 Händler sowie Mitarbeiter der Agentur für Arbeit und aus der städtischen Wirtschaftsförderung werden vor Ort sein und Jobs anbieten. Gesucht werden Köche und Küchenhilfen, Mitarbeiter für Reinigung, Fahrdienst, Transport und Warenannahme und natürlich Verkaufspersonal. „Schüler, Studenten, Langzeitarbeitslose, Geflüchtete, Rentner – alle können sich melden“, sagt Ronny Beck von der Agentur für Arbeit Dresden. „Das kann natürlich auch eine Chance für Arbeitssuchende sein, sich zunächst auf Zeit in einem neuen Bereich für einen neuen Job auszuprobieren.“
Zu den Voraussetzungen, die an die Pauschalkräfte gestellt werden, gehören vor allem Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, das Beherrschen der deutschen Sprache und durchaus auch eine gewisse Begeisterung für den Job auf Zeit. „Vor allem beim Standpersonal sollten deutsche Sprache und Lust am Verkaufen da sein“, sagt Holger Zastrow. „Wer die Produkte mit Leidenschaft verkauft, der verkauft nicht nur deutlich mehr. Der verdient auch mehr als Mindestlohn“, bringt es Heiko Meyer, Vorsitzender des Händlerverbands, auf den Punkt. Denn Mindestlohn erhalten alle, „viele Händler zahlen inzwischen aber auch zusätzlich Umsatzprovision oder Gewinnbeteiligung“.
Roter Teppich wird auch für Händler
Der rote Teppich wird nicht nur den potenziellen Mitarbeitern ausgerollt, sondern inzwischen auch den Standbetreibern. Man käme ihnen bei Standgebühren entgegen, unterstütze sie bei Bedarf mit Lagerflächen und Kühlmöglichkeiten und selbst wenn es ums Dekorieren der Stände gehe, wird das teilweise von den Marktveranstaltern übernommen, zählt Holger Zastrow auf. „Hauptsache, wir finden genug Händler.“ Denn auch das ist mittlerweile ein Problem: Nicht alle haben die Ausfälle der Coronawellen überstanden, andere verkaufen ihre Ware lieber online statt sich sechs Wochen bei Wind und Wetter auf Märkte zu stellen. Vor allem Hersteller erzgebirgischer Volkskunst werden mittlerweile bundesweit händeringend gesucht, bestätigt Frederic Günther, Geschäftsführer des Verbandes Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller. „Kleinere Kunsthandwerksbetriebe kommen in Schwierigkeiten, wenn sie kein Verkaufspersonal finden und selbst auf den Märkten stehen müssen. Dann steht nämlich ihre Produktion still.“ Holger Zastrow indes weiß jetzt schon, dass rund 15 Händler, die bislang auf seinem Augustusmarkt standen, hingeschmissen haben „und ich habe noch etliche Verträge auf dem Tisch ohne Unterschrift“. Und selbst auf dem Striezelmarkt stehen in diesem Jahr nur 217 Buden – 26 weniger als in den Vorjahren
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