Im Sommer 2021 startete im Zoo Dresden der 20 Millionen Euro teure Neubau für die Menschenaffen, jetzt wurde die Richtkrone über dem neuen Orang-Utan-Haus hochgezogen.
Diesen Winter noch müssen Toni, Daisy, Dalai, Djaka und Djudi in ihrem alten Zuhause verbringen und durch kleine Glasscheiben in den ziemlich dunklen, kleinen Besucherraum blicken. Doch wenn alles gut geht, dann ziehen sie in genau einem Jahr um in den „Donut“. So heißt das neue Orang-Utan-Haus intern wegen seiner runden Architektur mit „Loch“ in der Mitte. Und jenes „Loch“ wird dann an einen tropischen Regenwald erinnern, in dem die Menschenaffen ursprünglich beheimatet sind. Hier werden sie mit 450 Quadratmetern viermal so viel Platz haben wie bisher. Sie werden bis zu elf Meter hoch klettern können und sich hinter großen Pflanzen verstecken können.
Die Außenfläche wird in drei separate Gehege unterteilt sein, damit auch Affenmännchen, die nicht in der Gruppe leben können, einen Platz an der frischen Luft bekommen.
Die Besucher werden von einem Rundgang im Inneren des Rundbaus in die Tiergehege schauen können. Über diesem Rundgang wird es noch eine Galerie geben, so dass die Tiere von einer zweiten Ebene aus zu sehen sind.
Auch die Innenbereiche der Orang Utans werden mit rund 230 Quadratmetern deutlich größer. Auch hier wird es einen separaten Bereich für die Affenfamilie Toni, Daisy und ihrem sechsjährigen Sohn Dalai geben. Ein weiterer Bereich ist den beiden älteren Damen Djaka und Djudi vorbehalten. Und dann wird noch so viel Platz bleiben, dass der Zoo Dresden noch ein bis zwei Männchen aufnehmen kann.
In den „Donut“, wie der Neubau selbst von Architekt Jens Krauße genannt wird, ziehen auch die Glattottern ein. Sie teilen sich künftig den innenliegenden Außenbereich mit den Menschenaffen. Auch die Hugos, die beliebten Riesenschildkröten, finden hier ein neues Zuhause, außerdem Marderbären, Tonkin-Langur (Affenart), Netzpythons und andere Reptilien.
Was kostet das Orang-Utan-Haus?
Der Neubau ist das bisher größte Bauprojekt in der über 160-jährigen Zoogeschichte. Zoodirektor Karl-Heinz-Ukena bezeichnet ihn sogar als echten Meilenstein für erlebbaren Natur- und Artenschutz. Für Architekt Jens Krauße vom Büro Heinle Wischer und Partner wird es „ein Haus für die Orang Utans, wie es europaweit so noch nie gebaut wurde“.
Aus den ursprünglich veranschlagten 17 Millionen Euro Baukosten sind inzwischen 20 Millionen geworden. Geschuldet ist das der schwierigen wirtschaftlichen Situation, unter der nicht nur die Bauindustrie leidet. „Doch wir sind gut im Takt, selbst bei der Kostenerhöhung“, so Jens Krauße. Dennoch soll an dem Bauprojekt selbst nicht gespart werden. „Natürlich schauen wir, wo sinnvolle Kosteneinsparungen möglich sind. Allerdings wurde das Bauprojekt bereits sehr effizient geplant und wir werden nicht zu Lasten der Tiere oder der am Bau beteiligten Firmen sparen“, bekräftigt Karl-Heinz Ukena.
Dass das neue Orang-Utan-Haus ein Herzensprojekt nicht nur von Tierpflegern und Stadtpolitikern, sondern besonders auch vieler Dresdner ist, zeigt sich an der bisherigen Spendenbereitschaft. Über den Verein Zoofreunde e.V. wurden 650.000 Euro eingeworben, weitere 1,5 Millionen Euro konnte der Zoo bisher über die Spenden einsammeln.
Wie geht es nach dem Richtfest weiter?
Mit dem Richtfest startet das Projekt nun in die finale Bauphase. Nach den letzten Dachabdichtungsarbeiten werden die Haustechniker beginnen, Sanitär, Lüftung und Elektro zu installieren. Der Innenputz wird aufgebracht und noch in diesem Jahr werden die ersten Fenster eingebaut. Nach Fertigstellung des Entdeckerpfades, der sich als geschlungener Besucherpfad durch das neue Haus zieht, werden im ersten Quartal den nächsten Jahres fünf Pylonen errichtet, an denen dann die Netzkonstruktionen die Außenanlagen der Orang-Utans überspannt.
Bis zum Umzug der Orangs in den „Donut“ werden dann noch einige Monate Zeit bleiben für die Inneneinrichtung. Schließlich soll das neue Zuhause für die Tiere perfekt sein. Der Zoo sei für die Dresdner ohnehin schon jetzt ein geliebtes Wahrzeichen wie Zwinger, Elbe und Striezelmarkt“, wie Dresdens OB Dirk Hilbert während des Richtfests anmerkte. Das neue Orang-Utan-Haus sei in diesen Zeiten ein „hoffnungsvolles Projekt“ im wahrsten Sinne des Wortes für Mensch und Tier.
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