Dresdens erstes digitales Bürgerbüro ist eröffnet. Dank Speed Capture soll es schneller zum neuen Ausweis gehen – aber ohne persönliches Vorsprechen im Amt geht‘s trotzdem nicht
Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Das alte Sprichwort gilt noch immer und es gilt vor allem auch in Dresdens erstem digitalem Bürgerbüro. Denn neben den zwei hochmodernen „Speed Capture“ und dem automatischen Dokumentenausgabegerät sitzen noch drei Mitarbeiter in dem 70 Quadratmeter großen Raum am Ferdinandplatz 1. Keine Avatare, sondern echte Menschen. Denn so verlangt es das deutsche Gesetz: Ausweise können digital beantragt werden, aber der Antragsteller muss derzeit zwecks „eindeutiger Identifikation“ persönlich im Amt erscheinen.
Trotzdem ist das erste digitale Bürgerbüro eine gute Sache und ein notwendiger Schritt in die richtige Richtung. Schließlich kann es kein Dauerzustand bleiben, dass die Dresdner bis zu zwölf Wochen warten müssen, ehe ein neuer Personalausweis oder Reisepass abgeholt werden kann. So lange war in den vergangenen Monaten nämlich die Wartezeit, die sich durch Corona, geschlossene Ämter und „umgeschichtete“ Rathausmitarbeiter aufgestaut hatte.
Ein Gerät, drei Funktionen, etwas Geld gespart
Die zwei neuen digitalen Mitarbeiter, die Speed Capture, sind große schlanke Geräte, die drei Sachen erledigen: Sie fertigen ein ausweistaugliches Foto an (mit sechs Euro ein Schnäppchen gegenüber Papierfotos), nehmen den Fingerabdruck und die persönliche Unterschrift auf und senden es umgehend an einen der drei Mitarbeiterplätze. Dort legitimiert sich der Antragsteller, alle Daten werden an die Bundesdruckerei gesendet und schon drei Wochen später sollte der neue Personalausweis vorliegen. „Bei Reisepässen dauert es etwas länger, da liegen wir derzeit bei fünf bis sechs Wochen“, sagt der Leiter des Bürgeramtes Markus Blocher.
Liegen die neuen Dokumente dann im Amt vor, können die Antragsteller diese quasi aus einem weiteren Automaten ziehen, ohne sich dafür einen extra Abholtermin buchen zu müssen. Denn die Funktion ist recht simpel: Alten „Persi“ oder Reisepass hineinschieben, neues Dokument heraus ziehen. „Das funktioniert im Moment allerdings nur, wenn das alte Dokument abgelaufen ist“, erklärt Markus Blocher. „Hat es noch eine Restlaufzeit von Tagen oder Wochen, dann muss der Tausch direkt bei den Mitarbeitern erfolgen.“
Ganz neu ist die Technik im ersten digitalen Bürgerbüro allerdings nicht. Eine Dokumentenausgabe steht bereits im Bürgerbüro Altstadt, drei Speed Capture sind in den Bürgerbüros Altstadt, Blasewitz und Neustadt im Einsatz.
Die Nutzung könnte besser sein, so das Fazit bisher. Noch kämen die meisten Bürger mit einem papiernen Passfoto in der Hand aufs Amt.
800 Online-Termine pro Monat, kaum Wartezeiten
Wer das digitale Bürgerbüro betritt, muss zuvor einen Termin über das Terminsystem der Stadt gebucht haben. 800 Zeitfenster stehen monatlich zur Verfügung, vergeben wird immer das nächst freie. Derzeit beträgt die Wartezeit eine Woche
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