Warum in Dresden eine neue Straße nach Lili Elbe benannt wird…
„Lili Elbe. Geboren in Dänemark. Gestorben in Dresden“. Mehr steht nicht auf dem schlichten Grabstein auf dem Trinitatisfriedhof. Nun wird die ehemalige Stephanienstraße zwischen Gerok- und Pfotenhauerstraße auch noch nach der Frau mit dem vertraut und fröhlich klingenden Namen genannt. Doch wer war Lili Elbe eigentlich?
Als Mann geboren, als Frau in Dresden gestorben
Lili Elbe wurde im Dezember 1882 in Dänemark als Einar Wegener geboren. Er studierte Kunst, wurde Maler und heiratete 1904 Gerda Gottlieb, ebenfalls Malerin.
Doch der junge Mann fühlt mehr und mehr, dass er kein Mann sein möchte, dass Gefühle und Empfindungen nicht zu seinem männlichen Körper passten. Erst recht nicht, nachdem er für seine Frau Greta in Frauenkleidern immer wieder Modell stand. Diese Lili, wie sich Einar seit Ende der 1920er Jahre dafür nannte, wagte sich bald schon aus dem Atelier ins öffentliche Leben, wo sie sich als Einars Schwester ausgab. Doch dieses Doppelleben fiel Einar/Lili zunehmend schwerer. Depressionen und Selbstmordgedanken quälen sie/ihn.
1930 fasste Lili Elbe (dieser Nachname wurde später tatsächlich mit Bezug zu Dresden angefügt) den Entschluss, sich zugunsten ihres gefühlten Geschlechts einer geschlechtsanpassenden Operation zu unterziehen. Niemand vor ihr hatte je diesen großen Schritt mit all seinen Konsequenzen gewagt.
Ihr Herr und Meister in dieser Mission, der begnadete Operateur und Chef der Dresdner Frauenklinik Kurt Warnekros, schickte sie zur ersten OP nach Berlin. Drei weitere Eingriffe nahm der Dresdner Professor höchst selbst in Dresden vor. So pflanzte Warnekros ihr im Mai 1930 vermutlich Eierstöcke (Ovarien) ein und eigentlich hätte die Geschichte nach einer weiteren OP hier gut enden können: Lili Elbe, der erste Mensch mit einer geschlechtsangleichenden Operation… Doch Lili Elbe wollte mehr. Sie wollte Mutter werden. Und braucht dazu einen Uterus.
Deshalb kehrt sie im Mai 1931 nach Dresden zurück. Doch diese vierte OP, von der es heute keine Unterlagen mehr gibt, endet nicht gut. Lili Elbe starb am 12. September an den Folgen dieses Eingriffs. Beerdigt wurde sie auf dem Trinitatisfriedhof. Ihre Geschichte geriet in Vergessenheit, ihr Grab verschwand in den 1960er Jahren.
Erst mit dem grandiosen Film „The Danish Girl“, brillant besetzt mit Eddie Redmayne als Einar/Lili, rückte ihre Geschichte wieder ins öffentliche Bewusstsein.
Dass schließlich 2016 auch Lilis Grab an derselben Stelle wieder aufgebaut wurde, ist Friedhofsleiterin Beatrice Teichmann zu verdanken. Sie griff damals beherzt zum Telefon, rief bei der amerikanisch-britisch-deutschen Filmproduktion in Hollywood an und fragte, ob man nicht das Andenken an Lili Elbe in Dresden finanzieren könne. Man konnte und übernahm die rund 4.100 Euro Kosten
… ganz großartig – ein Dank an Frau Teichmann und die Produzenten des wunderbaren Films.
… ganz großartig – ein Dank an Frau Teichmann und die Produzenten des wunderbaren Films.