Eine kleine Bilanz in der SZ vom Februar 1983 über das Jagdwesen in Stadt und Umland von Dresden führt zu der Frage: Wie steht es eigentlich heute um die Jagd und die hiesigen Jäger?
Was nicht jeder vermutet: Auch sieben Frauen begeben sich auf Pirsch.“ So steht es in der Sächsischen Zeitung vom 26./27. Februar 1983 auf der Lokalseite Dresden. Es geht um die Bilanz der drei Jagdgesellschaften, die es damals im Stadt- und Landkreis Dresden gab und in der 257 Mitglieder vereint waren – darunter jene sieben Frauen. Ob eine oder mehrere der Damen in der Dresdner Jagdgesellschaft – vor 40 Jahren mit 97 Weidgenossen die größte der drei Gesellschaften Dresden-Stadt, Moritzburg und Radeberg – aktiv war, stand leider nicht dabei. Dafür war genau erfasst, wie viel Wildbret die Jäger in den insgesamt 13 Jagdrevieren 1982 zu Strecke gebracht hatten. Zum Beispiel 55 Stück Rot- und sechs Stück Damwild, 682 Rehe und 266 Schwarzkittel, 509 Wildenten und 28 Fasane. „18.715 kg Wildbret steuerten die Weidgenossen der drei Gesellschaften … zur Versorgung der Bevölkerung bei“, heißt es in dem erwähnten SZ-Beitrag und dass die Jäger damit ihren Plan mit 103 Prozent erfüllt hatten.
Wende, Auflösung, Neugründung und die Feststellung: Einiges war früher straffer organisiert!
40 Jahre später hat sich vieles verändert. Die Jagdgesellschaften wurden 1990 aufgelöst und neue Jagdverbände gegründet. Der Jagdverband Dresden e.V. zählt heute rund 400 aktive Hubertusjünger. „Ich schätze aber, dass es in Dresden um die 1.000 Jäger gibt“, sagt Volker Klaes, Vorsitzender des Dresdner Jagdverbandes. „Denn nicht alle müssen Verbandsmitglied sein, leider.“ Das sei früher straffer organisiert gewesen, sagt Klaes.
Was er aber ziemlich genau beziffern kann, ist der weibliche Anteil in seinem Verband. Der liegt aktuell bei 53, Tendenz steigend. Die jüngsten Jägerinnen sind gerade Anfang 20, viele um die 60 und die Älteste hat die 80 überschritten. „Überhaupt ist das Thema Nachwuchsgewinnung kein Problem. Die Nachfrage und das Interesse sind groß.“
So lassen sich jährlich um die 20 Interessenten an der Jagdschule in Moritzburg ausbilden. Rund 650 Anwärter haben im Lauf der vergangenen 30 Jahre hier ihr „grünes Abitur“, also den Jagdschein, abgelegt.
Das Revier des Dresdner Verbandes ist eingeteilt in vier Hegeringe, das sind die kleinsten territorialen Struktureinheiten. Im Unterschied zu 1982 werde hier zum Beispiel Rot- und Damwild nur noch im geringen Maße erlegt – „einfach weil die Bestände durch äußere Einflüsse stark zurückgegangen sind“, sagt Volker Klaes. Was es dagegen im Überfluss gebe seien die Schwarzkittel. Doch das eigentliche Problem sei nicht die schiere Größe und Anzahl der Rotten, sondern die Afrikanische Schweinepest, die derzeit unter ihnen grassiert. Keine Rolle spielt heute dagegen die Tollwut bei Füchsen – damit hatten die Weidmänner und -frauen vor 40 Jahren noch echt zu tun.
Warum Jäger keine Waschbären lieben
Ein Problem, mit dem die Dresdner Jäger vor 40 Jahren garantiert nicht viel zu tun hatten, ist mittlerweile der Waschbär. So süß der kleine pelzige Geselle mit seiner schwarzen Gesichtsmaske auch ist, so gefährlich ist er mittlerweile für die heimische Tierwelt. Denn vor dem invasiven Allesfresser ist nichts Essbares sicher und da er sehr gut und auch kopfüber nach unten klettern kann, sind es auch noch so gut versteckte Vogeleier nicht.
Öffentliche Wahrnehmung, Shitstorm und Wilderei
Das Wort „Shitstorm“ kannten die Dresdner Jäger vor 40 Jahren nicht. Heute sind sie selbigem schnell ausgesetzt. „Unsere öffentliche Wahrnehmung hat sich schon sehr verändert“, bestätigt Volker Klaes. Abgesägte Hochsitze, Sabotage und die Bezeichnung „Bambimörder“ sind inzwischen Alltag. Ebenso wie das Thema Wilderei, das stark zugenommen hat. Wünschenswert wäre eine bessere sachliche und fachliche Auseinandersetzung mit der Thematik. Das Miteinander sollte dabei immer im Vordergrund stehen.
Gibt es etwas, das die Zeit überdauert hat? Ja. Es ist die Sprache der Jäger. Nicht das Jägerlatein, sondern die vielen Fachausdrücke, die von den erfahrenen an die jungen Waidmänner weitergegeben werden. C. Pönisch
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