Schloss Prohlis auf der Spur

Schloss Prohlis
Brandruine vor modernen 17-Geschossern Foto: Wolfgang Viebig

Eine Einweihung (1888), ein Brand (1980), der Abriss (1985) und die Suche nach Resten (seit 2021): Über Schloss Prohlis gibt‘s viel zu erzählen – und vielleicht noch einiges zu entdecken.

Der Schirm einer Baronesse von Kap-herr, ein Kochbuch vermutlich aus der Schlossküche, ein paar Fragmente aus Stein und Strukturen in der Erde, die den einstigen Bau erahnen lassen: Von Schloss Prohlis ist wahrlich nicht viel übrig geblieben.

Dabei war das vor 135 Jahren fertiggestellte Schloss im Stil der Neo-Renaissance prachtvoll. Es gab Entrée, Portier-Stube und Vestibül, Dienerzimmer und Leute-Stube, Safe, Feuerungs-Raum, Aborte, Bade- und Speisezimmer, Salons, Bibliothek und Rauchzimmer, Räume für Frau und Herrn Baron sowie die Söhne und einen Saal mit Musik-Podium. Viel Marmor, verzierte Holzbalken, Eichenholztreppen, Gemälde und prachtvolle Möbel – kurz: Das Prohliser Schloss war innen wie außen wunderschön.

Es stand in einem großen Park, den Johann Christian von Kap-herr 1868 kaufte und in dem sein Sohn Johann Christian (1837 bis 1918) das Schloss bauen ließ. 1945 wurde die Adelsfamilie enteignet, die Rote Armee stand im Schlosshof, später zogen Ausgebombte und Flüchtlinge ein. Das Hauptgebäude wurde 1947 an die Kirchgemeinde Leubnitz-Neuostra verpachtet, fünf Jahre später übernahm die Stadt Dresden das gesamte Schlossareal treuhänderisch und verwandelte es in ein Volkseigenes Gut (VEG), auf dem ab 1954 Schweine und Rinder gehalten wurden.


War es Brandstiftung? Bis heute ungeklärt

Wie viele andere „adlige Überbleibsel“ nahm auch die Geschichte des Prohliser Schlosses kein gutes Ende. Weil nicht in die Bausubstanz investiert wurde, verfiel es zusehend. 1978 wurde es baupolizeilich gesperrt, zwei Jahre später stand es lichterloh in Flammen, 1985 folgte der Abriss. Über die Brandursache wurde viel spekuliert, Täter nie gefasst. Vielleicht war es tatsächlich ein „heißer Abriss“, um Platz für Neubauten zu schaffen.

Schloss Prohlis
Spurensuche nach den Grundmauern und Überresten von Schloss Prohlis Foto: Palitzsch-Museum/Neukirch

Grabungen und Spurensuche in der Erde

Im September 2021 rückte das nicht mehr existierende Schloss erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. Im Raum stand die Frage: Könnten die zugeschütteten Strukturen des Schlosses wieder freigelegt werden? Und könnten in die Grabungen unter fachlicher Anleitung vielleicht auch interessierte Prohliser Bürger und Schulklassen eingebunden werden?

Die Idee dazu kam aus dem Palitzsch-Museum. Das Landesamt für Archäologie, das Denkmalschutzamt und das städtische Hochbauamt konnten überzeugt werden, der Heimatverein Prohlis und die JugendKunstSchule begeisterten sich für das Projekt. Vor allem aber waren es die Erben derer von Kap-herr – Urenkel Freiherr Moritz von Crailsheim und seine Mutter Baronin Cecilie von Crailsheim, die der Spurensuche nach den Grundmauern des Schlosses sehr offen gegenüberstanden.

Fünf Jahre lang können Hobby-Archäologen nun buchstäblich Stadtteilgeschichte freilegen und von Frühjahr bis Herbst mit Schaufel, Spatel und Pinsel auf die Suche gehen. Neue Interessenten sind jederzeit willkommen. Gefunden wurden bisher neben intakten Grundmauern u.a. Reste einer Tür und eines Schildes, Glas- und Keramikbruch, Kabel, eine Eisenabdeckung, eine Tresortür und Stuckelemente. „Manchmal gibt es solche Vorhaben, über denen offensichtlich ein guter Geist schwebt. Die Grabung nach Schloss Prohlis gehört eindeutig dazu“, so die erste Bilanz von Museumsleiter Peter Neukirch im März 2022 („Dresdner Hefte“ Nr. 149)

Wer Interesse an Grabungen hat, kann sich im Museum oder unter
www.palitzsch-museum.de/bildung informieren

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.