Was macht eigentlich … Ralf Herzog?

Pantomime Ralf Herzog
Ralf Herzog, Gründer der Dresdner Pantomime-Szene. Foto: Pönisch

Er hat die Pantomime in Dresden bekannt gemacht. Man kann sogar sagen: Ralf Herzog hat Dresden zur Pantomime-Hauptstadt gemacht. Jetzt ist er 71 Jahre alt und genießt das Leben.

Ihn vor die Kamera zu bekommen, ohne dass er ein „Pantomimegesicht“ macht, das ist gar nicht so einfach. Wenn einer Körpersprache beherrscht, dann er. Der König der Pantomime. Der schweigen kann und trotzdem mit seinem Körper Geschichten erzählt.
Ralf Herzog (71) hat die Dresdner Mimenbühne und den Verein Mimenstudio e.V. gegründet, das Internationale Pantomime Festival ins Leben gerufen und jahrzehntelang selbst als Pantomime auf vielen Bühnen der Welt gestanden. 2018 ging es dem Mimenstudio e.V. finanziell ans Eingemachte. „Die Kraft ist zu Ende, die Finanzen sind es auch“, ließ Herzog damals im August vor fünf Jahren die Öffentlichkeit wissen und zog die Reißleine. Das Pantomimefestival im November sollte noch stattfinden, danach hätte sich der Verein aufgelöst. Doch es kam zu Glück anders – auch wenn es gerade mal wieder um eine Rettung geht.


Herr Herzog, geht‘s Ihnen gut?
Ja, mir geht‘s gut. Mein Lebensinhalt heißt jetzt ‚wohlfühlen und Neues entdecken‘. Ich bin viel im Dresdner Umland unterwegs, zum Beispiel in Ost-sachsen. Und ich habe jetzt Zeit für Theater und Kino.

Der Pantomime haben Sie aber noch nicht ganz den Rücken gekehrt, oder?
Nein, das habe ich wirklich noch nicht. Ich gebe jeden Dienstag ab 19 Uhr Pantomime-Unterricht im Projekttheater. Da kann jeder mitmachen, der Lust dazu hat. Es geht dabei um Körpersprache, pantomimische Techniken, nonverbale Kommunikation, Improvisation. Und ab und zu stehe ich auch noch auf der Bühne.

Das heißt aber auch, dass Sie sich noch fit halten müssen…
Stimmt, das mache ich jeden Morgen. So 45 Minuten lang, Übungen von Kopf bis Fuß. Manchmal bin ich aber auch faul, das gebe ich zu.

Wie schwer war für Sie das Jahr 2018, als das Ende von Verein und Pantomimefestival drohte?
Es war sehr schwer, es war ja quasi mein Lebenswerk, dem das Aus drohte. Aber es ging einfach nicht mehr, ich hatte keine Kraft mehr. Dass Michael Meinel, der übrigens mein Schüler und selbst im Mimenstudio e.V. tätig war, dann die Idee und den Mut hatte und bereit war, alles fortzuführen, das hat mir schon eine riesige Last von den Schultern genommen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Nun ging es ja in den vergangenen zwei Wochen sehr turbulent zu. „Pantomimefestival vor dem Aus“ titulierten die Dresdner Medien. Der Grund war wieder einmal fehlendes Geld. Sie sind Schirmherr dieses bundesweit einmaligen Festivals. Wird es denn überhaupt stattfinden?
Ja, die 38. Auflage wird stattfinden. Nachdem fast alle Medien über die finanzielle Notlage berichtet hatten, setzte eine Welle der Hilfsbereitschaft ein, mit der wir nie gerechnet hätten. Wir sprechen übrigens von einem Fehlbetrag von 6.700 Euro. Als erstes kam uns die Ostsächsische Sparkasse zu Hilfe, die mit uns über das Portal 99-Funken eine Crowdfunding-Aktion ins Leben rief. Dort kamen innerhalb kürzester Zeit über 4.800 Euro zusammen, den Rest legt die Sparkasse drauf. Und auf das Konto des Mimenstudio e.V. flossen ebenfalls bis jetzt mehr als 4.500 Euro, was wiederum der Eigenanteil für das Festival im kommenden Jahr ist. Klar, dass mir als Schirmherr des Festivals und allen Beteiligten da ein paar ganz große Steine vom Herzen gefallen sind.

Nun wollte ja der Palais Sommer am 8. August 19 Uhr auf dem Neumarkt für das Pantomimefestival eine Benefizveranstaltung auflegen ….
… die nun eine Dankeschönveranstaltung wird, denn wir haben das Geld ja zusammen. Der Verein nutzt die tolle Gelegenheit trotzdem, um für das Festival zu werben.

Wie man hört, werden Sie auf der Bühne stehen?
Ja, gemeinsam mit dem Jazzpianisten Andreas „Scotty“ Böttcher. Wir machen das, was wir am besten können: Improvisieren.

Wenn Sie auf Ihre lange Laufbahn als Künstler zurückblicken – was ist Ihr persönliches Highlight?
Dass alles so funktioniert hat und ich davon leben konnte. Dass mein Hobby zum Beruf wurde und dass wir mit dem Verein so eine Familie geworden sind, wie wir es jetzt schon so lange sind. Und dass wir fast alle namhaften Pantomimekünstler der Welt zu uns nach Dresden holen konnten. Darauf bin ich schon stolz.

Mit Ralf Herzog unterhielt sich Carola Pönisch

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