Wo Kinder selbst Bücher schreiben

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Kreativität wird bei den "Buchkindern" groß geschrieben. Vorn im Bild Theresa und Lina. Alle Fotos: Pönisch

Seit 2008 gibt es in Dresden den Verein „Buchkinder e.V.“ Hier wird Kreativität ganz groß geschrieben. Ganz egal, ob die Rechtschreibung stimmt.

Lotte und Cleo wollen ein Buch über einen Fuchs schreiben. Die Texte sind fertig, die Motive für die Linoldrucke ebenso. Doch welche Schriftart soll es werden? Und reichen die aus Linoleum geschnittenen Füchse und Bäume aus oder braucht es mehr? Die beiden Zwölfjährigen fachsimpeln.
Am anderen Arbeitstisch versucht sich Lina mit Farbe und Pinsel auch an einem Fuchs, nur ist der viel größer. Alma und Theresa schauen interessiert zu. Im Buch von Melia soll es dagegen nur um die Farbe Blau gehen. „Himmelsbuch“ nennt sie ihr Werk, aber diese eine Seite, die fast blauschwarz werden soll, muss wohl noch einige Male durch die schwere alte Kniehebelpresse. „Die Farbe auf der Vorlage reicht noch nicht, da muss mehr drauf“, rät Henry Puchert der Neunjährigen. Ein ganz normaler Mittwochnachmittag im Künstlerhaus Loschwitz also …

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Melia an der Kniehebelpresse mit Kursleiter Henry Puchert


Schreiben, wie man kann. Malen, was dazu passt

2008 wurde der Verein „Buchkinder e.V.“ gegründet. Als Druck- und Schreibwerkstatt, in der sich Kids ab sechs Jahre in Wort und Bild ausprobieren können. Hier können sie Geschichten erfinden, Bilder dazu malen und im besten Fall kommt ein eigenes Buch mit einer Auflage von fünf Stück heraus. Die Illustrationen fertigen die Kinder selbst an, entweder als Zeichnung oder eben als Linolschnitt. „Auch die Texte sind authentisch, wir korrigieren da nicht hinein“, sagt Vereinsgründer Henry Puchert. Schließlich gehe es um Kreativität und nicht um ein perfektes Diktat.

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Buchkinder-Kalender

Am besten zeigt der jährliche Kalender, was die „Buchkinder“ drauf haben. Auf 24 Kalenderseiten – zwei für jeden Monat – finden sich dann Sätze wie „In der Wüste lebten zwei Kaktüsse“ oder „Selma krikt eine Kaze“ oder „Es regnet und die Klamoten kleben am Körper. Die Schue sind dorchweicht“.
Zwei Buchkinder-Werkstätten gibt es – neben der im Künstlerhaus Loschwitz an der Pillnitzer Landstraße 59 noch die auf der Wachsbleichstraße in Friedrichstadt. Neun Mitglieder zählt der Verein, alle arbeiten ehrenamtlich. Die Kosten von 108 Euro pro Halbjahr, die für jedes Kind anfallen, gehen ausschließlich für Werkstatt und Material drauf.

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Lotte und Cleo bei der Begutachtung ihrer „Fuchsmotive“


Verein stellt sich bei „Dresden (er)lesen“ vor

Am 10. September, wenn Schloss Albrechtsberg mit der Messe „Dresden (er)lesen“ zum siebten Mal zum Kleinod für Architektur- und Literaturbegeisterte wird, ist auch der Buchkinder e.V. wieder mit dabei. Neue Buchkinder sind jederzeit willkommen. Cpö

Dresden (er)lesen 10. September, 11 bis 19 Uhr, Schloss Albrechtsberg

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