Vom Blockhaus zum Archiv der Avantgarden

Blockhaus Archiv der Avantgarden
Foto: Hengst

Mit der offiziellen Übergabe des umgebauten historischen Dresdner Blockhaus an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden beginnt die letzte Phase der Umwandlung dieses berühmten Gebäudes in ein modernes Archiv für zeitgenössische Kunst des 20. Jahrhunderts. Im Mai 2024 soll das ADA eröffnet werden.

Das ADA, wie das Archiv der Avantgarden intern längst genannt wird, wird nun endgültig zur Heimstatt für die einmalige Kunstsammlung des Deutsch-Italieners Egidio Marzona. Er hatte den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 2016 rund 1,5 Millionen Objekte seiner weltweit einmaligen Sammlung avantgardistischer Kunstexponate geschenkt. Zwei Jahre später übertrug er weitere 200.000 Stücke an die SKD.

Schon 2016 hatte Sachsens Staatsregierung beschlossen, dieser Sammlung einen exponierten und würdigen Raum zu geben: Das Blockhaus sollte als Archiv und Kunstmuseum für die »Sammlung Marzona« umgestaltet und ein Ort zum Forschen, Ausstellen, Diskutieren und Verweilen werden. Ursprünglich ging man davon aus, 20 Millionen Euro in den Umbau zu investieren und das „neue“ Blockhaus 2019 zu eröffnen. Nun heißt die Bilanz 29 Millionen, der Eröffnungstermin ist auf Mai 2024 festgesetzt.

Von der Verwandlung des Blockhaus zum ADA

Das unter Denkmalschutz stehende Blockhaus wurde ab 2020 bis auf die Außenwände komplett entkernt. Die historische Fassade sowie Dach und Fenster wurden nahezu authentisch restauriert. Das Richtfest im April 2022 kündete vom Ende der Rohbauarbeiten. Da waren auch bereits der riesige schwebende Kubus und die Wendeltreppe eingebaut. Der scheinbar schwebende Archiv-Kubus im Herzen des Gebäudes wird übrigens nicht wie sonst üblich von Stützen getragen, sondern von vier Flügeln. Zwei davon sind sichtbar.

Nun ist die neue Veranstaltungs- und Ausstellungsfläche im Erdgeschoss fertiggestellt. Die so genannte »Forschungsplattform« im Zwischengeschoss ebenso. Sie bietet Raum für Lesesaal, Quellen- und Materialforschung. Der Kubus selbst beherbergt auf drei Ebenen das eigentliche Depot mit Archivflächen auf einer Rollregalanlage für 1740 laufende Meter und Räumen für Restaurierung und Digitalisierung. Insgesamt stehen 1.900 m² Nutzfläche zur Verfügung.

Nach der Übergabe schließt sich jetzt die Einregelung der technischen Anlagen an. Wenn dann noch die Klimatechnik eingebaut ist, kann der Umzug der wertvollen Sammlung beginnen. Briefe, Fotos, Skizzen und Zeichnungen, Pläne, Borschüren, dazu  eine große Design- und Möbelsammlung, Architekturkonvolute sowie rund 1.000 Kunstwerke, Skulpturen, Gemälde und Designobjekte finden dann an der Elbe ihr neues Zuhause. Ein neuer Leuchtturm für Dresden und Sachsen werde dieses ADA sein, wie es Kultusministerin Barbara Klepsch bei der Übergabe des Hauses formulierte.

Die Historie des Blockhauses

Als das Blockhaus 1755 an der Westseite des Neustädter Brückenkopfes der Augustusbrücke  fertiggestellt wurde, diente es als Wachgebäude. Rund einhundert Jahre später wurde es zum Wohnsitz der Gouverneure von Dresden und ab 1922 beherbergte es das Wehrkreiskommando IV der Reichswehr. Im 2. Weltkrieg zerstört und ausgebrannt, blieb es über 30 Jahre als Ruine stehen. Erst 1978 begann der vier Jahre dauernde Wiederaufbau des historischen Gebäudes im ursprünglichen Zustand von vor 1892. 1982 wurde das Blockhaus zum Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft.

1994 ging das Haus ins Eigentum des Freistaates Sachsen über, der es für Veranstaltungen der Landesregierung nutzte. Außerdem hatte die Sächsische Akademie der Künste, die Außenstelle Dresden der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt darin ihren Sitz. Durch das Elbehochwasser im Sommer des Jahres 2013 wurde das Gebäude stark geschädigt und war nicht mehr nutzbar.

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