Der kulinarische Nachlass von Fernsehkoch Kurt Drummer wird jetzt in der SLUB Dresden im Archiv der Kulinarik aufbewahrt.
Dass jemand im TV oder auf den großen Laufstegen der Welt landet, ist oft dem Zufall geschuldet. Wie zum Beispiel bei Kurt Drummer. Ehe der gebürtige Erzgebirgler 1958 im DDR-Fernsehen landete, war er der Frauenredaktion des DFF (Deutscher Fernsehfunk) aufgefallen, weil er damals im Hotel „Erfurter Hof“ sogenannte Hausfrauennachmittage veranstaltete. Offenbar beeindruckte er die Damenriege nicht nur mit seinen Rezepten, sondern auch mit seiner ruhigen, besonnenen Art und seinem Wissen.
Aller 14 Tage: „Der Fernsehkoch empfiehlt“
Das Kochen lernte Kurt Drummer, der 1928 im erzgebirgischen Gornsdorf zur Welt kam, von der Pike auf im Hotel „Chemnitzer Hof“ in Chemnitz. Später kochte er u.a. auf der Wartburg und im Hotel „Elephant“ in Weimar. In Potsdam studierte der begabte Koch Ernährungswissenschaft und Mitte der 1960er Jahre Ökonomie in Leipzig.
Von 1965 bis 1990 war er Chefkoch der Hotelkette Vereinigung Interhotel. Ins Fernsehen zog es Kurt Drummer 1958. Seine Kochsendung lief bis 1983 vierzehntäglich samstags, anfänglich zu wechselnden Zeiten zwischen 14 und 17 Uhr, später auch im Vorabendprogramm.
Rund 2.000 Rezepte stellte er in den 650 Sendungen vor und prägte damit nachhaltig die Esskultur in der DDR. Was ihm wichtig war: Er versuchte stets mit den Nahrungsmitteln zu kochen, die es zu der Zeit im Osten tatsächlich auch zu kaufen gab. Was offenbar mit der Zeit immer schwieriger wurde, denn als die Fernsehsendung auf seinen Wunsch hin 1983 eingestellt wurde, hatte er nach eigenem Bekunden einfach „nicht mehr die Kraft und die Nerven, den für die Gerichte nötigen Zutaten hinterherzutelefonieren“.
Kein Stern, aber viele Auszeichnungen
Sterneköche gab es in der DDR nicht. Hätte es sie gegeben, wäre Kurt Drummer vielleicht einer von ihnen Dennoch erhielt er viele Ehrungen, darunter zwei Goldene Lorbeer des DFF, den „Meisterkoch der internationalen Klasse“ und 1999 die „Kulinarische Medaille des Verbandes der Köche Deutschlands“. Während seiner Karriere nahm Kurt Drummer zudem an diversen internationalen Kochkunstausstellungen teil und zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974 war er als Koch der DDR-Mannschaft engagiert.
Seine zahlreichen Auszeichnungen, vor allem aber seine vielen Rezepte, die von ihm verfassten Kochbücher, sein Meisterbrief von 1955, dazu ein Fotoalbum mit unzähligen Bildern aus seiner Koch-Karriere und eine knallgelbe Kochmütze werden nun im Archiv der Kulinarik in der SLUB Dresden für die Nachwelt aufbewahrt. Der Köcheverein Chemnitz hat dem vor zwei Jahren gegründeten Archiv den gesamten Nachlass des am 8. Juni 2000 verstorbenen Fernsehkochs geschenkt. Bei der Übergabe war auch Drummers Neffe Robbi Drummer anwesend.
Katrin Stump, Generaldirektorin der SLUB, ist begeistert: „Kurt Drummer war als Fernsehkoch in der DDR eine Institution und ein ausgewiesener Kenner seines Fachs“. Man wolle seinen Nachlass nicht nur für angehende Köche bewahren, sondern auch Teile davon digitalisieren und „so der Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung stellen“.
Dass Drummers Kochkünste und seine Rezepte noch immer (oder wieder) gefragt sind, zeigt ein Blick auf seine Bücher. „Die besten Rezepte aus der Fernsehküche“, „Kochkunst aus dem Fernsehstudio“ von 1969 oder „Von Apfelkartoffeln bis Zwiebelkuchen, Volkstümliche Rezepte aus der DDR“ (1985) gibt es immer noch zu kaufen und für einige Titel werden Preise zwischen 53 und 87 Euro aufgerufen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar