Ein Freibad im Ostragehege? Nur `ne Idee

Ostragehege
Alte Postkarte vom früheren Ostragehege

Vor 50 Jahren herrschten Aufbruchstimmung und viel Optimismus. „Wer baut mit am neuen Freibad?“ titelte die SZ Anfang März 1974. Was wurde eigentlich aus dieser Idee?

Die Idee ging von der SED-Stadtdelegiertenkonferenz aus und sollte ein „Dresdner Knüller“ werden. Unter diesem Slogan jedenfalls stand fortan das Vorhaben, im Ostragehege ein großes Freibad zu bauen. Und zwar mit allem drum und dran – zwei Schwimmbecken von je 50 mal 25 Metern Wasserfläche sowie Nichtschwimmer- und Planschbecken für Kinder, dazu ein massives Gebäude für die Imbissversorgung der Badegäste mit rund 200 Plätzen, Räumlichkeiten für die ärztliche Betreuung, die Ausleihe von Sport- und Spielgeräten sowie Büroräume. Entstehen sollten zudem Umkleidekabinen, WC-Anlagen, Liegewiesen, Ballspielplätze und Parkplätze.


Was die Idee zum „Dresdner Knüller“ machte

„Es wäre gelacht, wenn es uns nicht gelingt, innerhalb von zwei Jahren ein solches Vorhaben zu verwirklichen“, zeigte sich Oberbürgermeister Gerhard Schill im Februar 1974 optimistisch. Schließlich gebe es in Dresden „über 1.800 Projektierungskräfte nur in den Projektierungsbetrieben“, dazu „das Baukombinat, das Verkehrs- und Tiefbaukombinat und viele weitere Baubetriebe sowie das Sachsenwerk und weitere elektrotechnische Betriebe, die bestimmt helfen werden, erforderliche Motoren oder andere elektrotechnische Ausrüstungen zu bauen oder zu installieren“.
Nicht zu sprechen von den tausenden Jugendlichen und Studenten, die als künftige Nutzer „bestimmt mit Begeisterung dabei sein werden“.

Die Sächsische Zeitung machte am 2. März 1974 schließlich die Idee zum „Dresdner Knüller“ und fragte „Wer baut mit am neuen Freibad?“. Zum Knüller sollte es vor allem deshalb werden, weil vielleicht „eins der Schwimmbecken außerhalb der Saison mit einer Halle überbaut werden kann, um eventuell den Badebetrieb ganzjährig aufrecht zu erhalten“.

Der zweite Knüller lautete: Gebaut wird „in volkswirtschaftlicher Masseninitiative“, bekannt als VMI. Freiwillig anpacken und Sonderschichten schieben zum Wohle aller, so der Gedanke dahinter.


Große Resonanz, großer Optimismus

In jenen Märztagen müssen Begeisterung und Optimismus schier grenzenlos gewesen sein. Denn in besagtem Zeitungsartikel ist zu lesen, dass der erste der beiden Bauabschnitte „im Juli 1975 abgeschlossen ist und der Badebetrieb beginnen kann“. Was vielleicht gar nicht so abwegig war, denn sehr schnell hatten sich sozialistische Kollektive, ja ganze Betriebe bereiterklärt, am Freibad mitzubauen. Zu den ersten gehörte das Verkehrs- und Tiefbaukombinat, das am 7. März signalisierte, „daß Kollegen sich an der Erarbeitung der Vorbereitungsunterlagen beteiligen und Teilprojekte für die Freiflächen übernehmen“.
Die Jugendlichen der Betriebsschule des VEB Kombinat Geodäsie und Kartographie verpflichteten sich, alle mit der Bauvorbereitung und -durchführung im Zusammenhang stehenden Vermessungsarbeiten in VMI-Stunden zu leisten. Die Handwerker zogen nach. So erklärte ein Obermeister des Schlosserhandwerks und zugleich Vorsitzender der ELG Schloma, „dass es da allerhand Arbeit für Schlosser und Schmiede geben wird. Wir stellen uns vor, da werden Geländer gebraucht und Absperrungen, Wasserrutschbahn, Spielplätze für die jüngsten Badegäste vom Klettergerüst bis zum Karussell“.
Am 11. Juli vermeldete die SZ, dass erste Bodenuntersuchungen und Geländevermessungen laufen und dass drei Kollektive der Bezirksgruppe Dresden des Bundes der Architekten an den städtebaulichen Entwürfen arbeiten. Weitere Zusagen gab es von den volkseigenen Betrieben Kühlanlagenbau Dresden, dem Bau- und Montagekombinat Kohle und Energie sowie vom Gesellschaftsbau Dresden. Die TU Dresden steuerte gar 250.000 Mark bei.


Was aus dem Bau wurde?

Die Antwort findet sich am 17. Januar 1975 in der SZ. „Sachlich mußte eingeschätzt werden, daß zusätzliche Initiativbauten wie das vorgesehene Freibad Ostragehege im Plan gegenwärtig nicht lösbar sind, da die Baukapazitäten nicht ausreichen.“ Wohnungsbau und Altbausanierung hatten Vorrang …

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