Denkmale sind „anfassbare Geschichte“

Denkmaltag
Das Zentralwerk Riesaer Straße 32 (ehemals Goehlewerk der Zeiss Ikon AG) auf der Riesaer Straße wurde Anfang der 1920er-Jahre als Produktionsstätte für Näh- und Großschreibmaschinen gebaut, ab 1939 zum Rüstungsbetrieb ausgebaut und nach dem Krieg vom Grafischen Großbetrieb „Völkerfreundschaft“ als Druckerei genutzt. Zum Denkmaltag hat das Haus von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Foto: Zentralwerk e.V.

59 Denkmale und zehn spezielle Führungen laden am 8. September zum Tag des offenen Denkmals in Dresden ein

„Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ lautet in diesem Jahr das Motto zum Tag des offenen Denkmals am 8. September. Ein sehr treffendes Motto, sind doch Denkmale im wahrsten Sinne des Wortes erlebbare und anfassbare Geschichte. Mehr noch: Sie sind Bestandteil der Geschichtsschreibung der Menschheit. Das klingt zwar sehr groß, bringt es aber auf den Punkt.
Das Besondere an diesem Denkmaltag, der übrigens das größte Kulturevent Deutschlands ist und bundesweit stattfindet, ist seine Vielfalt. Denn nicht nur Einblicke in Schlösser, Burgen, Kirchen und Friedhöfe sind möglich, sondern es öffnen sich auf Türen und Tore von Privathäusern sowie von Industrie-, Technik- und Gartendenkmalen, die ansonsten der Öffentlichkeit eher verschlossen bleiben. Insgesamt werden rund 5.500 Denkmale offen sein und um die 500 Denkmal-Touren – von Radtouren über Stadtführungen bis hin zu gemeinsamen Spaziergängen – angeboten.

Dresdner Denkmale im Rampenlicht

59 offene Denkmale, zehn spezielle Führungen, 7.000 Jahre Siedlungsgeschichte – das sind die nackten Zahlen für den Tag des offenen Denkmals in Dresden.
Viele Angebote richten sich besonders an Kinder und Jugendliche – so zum Beispiel am Archaeo-Pfad, der sich durch Prohlis schlängelt. Aber auch im Ernemannbau, in der Gedenkstätte Bautzner Straße, im Lingnerschloss und auf dem Trinitatisfriedhof können sie viel entdecken.
Musikalisch begleitet wird der Tag unter anderem in der Waldschänke Hellerau, in der Pastor-Roller- und der Matthäuskirche, im DenkRaum der Sophienkirche und im Carl-Maria-von-Weber-Museum.

Im Riemerschmid-Haus, im Badehaus am Schloss Albrechtsberg, im Ostflügel des Festspielhauses Hellerau, am Brunnen Neustädter Markt und im Ständehaus erläutern zudem Restauratoren, Handwerker und Architekten anschaulich ihre Projekte.

Die ganz besonderen Einblicke

Einige Denkmale sind noch relativ jung an Jahren, andere ziemlich einmalig und wieder andere beteiligen sich schon lange am Denkmaltag und bieten dennoch in diesem Jahr etwas ganz Besonderes.
Zu Letzteren gehört das Ständehaus am Schlossplatz. In diesem historischen Bau haben das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen seinen Sitz und Experten der Denkmalpflege wie Restauratoren, Denkmalpfleger, Denkmalerfasser, Kuratoren und Sammlungsmitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Zum Denkmaltag werden sie im Restaurierungsatelier einen Teil ihrer Schätze zeigen.
Aber erstmals werden am Sonntag auch Führungen durch das Ständehaus angeboten. Denn der Bau, der die Silhouette des Platzes mit prägt, hat eine lebendige Vergangenheit. 1900 wurde für dieses Gebäude das Brühlsche Palais (gebaut Mitte des 18. Jahrhunderts) abgerissen und von 1901 bis 1907 durch Paul Wallot, Architekt des Berliner Reichstags, neu gebaut. Bis 1933 hatte der Sächsische Landtag hier seinen Sitz. Nach schweren Beschädigungen 1945 wurde das Haus für das Landesamt für Denkmalpflege und andere wissenschaftliche Institutionen wiederaufgebaut, nach 1992 bedarfsgerecht umgebaut. Seit Juli 2001 beherbergt es auch das Oberlandesgericht und Repräsentationsräume für den Landtagspräsidenten.

Ziemlich einzigartig dürfte auch ein weiteres Denkmal sein, das sich im Alberthafen befindet: Am originalen Nordkai von 1895 liegt der Elbeschleppkahn „Waltraut“. Gebaut 1913 in Havelberg a. d. Elbe, war „Waltraut“ als 755-Tonnen-Elbkahn bis in die 1970er-Jahre auf der Elbe unterwegs und diente anschließend bis 1990 noch als Lagerkahn im Alberthafen, zum Beispiel für Getreide und Futtermittel. Heute ist die Waltraut der einzige im (fast) Originalzustand erhaltene Frachtkahn dieser Größe, der an der Elbe zwischen Hamburg und Mělník besichtigt werden kann.

Zu den jüngeren Denkmalen wiederum gehört die Heilandskirche im Stadtteil Cotta. Ihr Grundstein wurde erst 1914 gelegt. Gebaut ist sie im typischen Architekturstil des Reformbaus. Seit 1983 stehen Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus als Gesamtanlage unter Denkmalschutz.
Last but not least wird es auch im Kraftwerk Mitte, wo am 7. September das bunte Kraftwerksfest zum Saisonstart von Staatsoperette, tjg und der Puppentheatersammlung gefeiert wird, Führungen durchs gesamte Areal, sowie Schaltwarte, Operette und tjg geben.

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