Udo Frieber schenkt alten Uhren neues Leben

Uhren Udo Frieber
Udo Frieber (84) repariert leidenschaftlich gern Uhren. Foto: Pönisch

Lkw-Fahren war zeitlebens die große Leidenschaft des 84-Jährigen Dresdners. Doch auch alte Uhren haben es ihm seit jeher angetan.

Alles muss im Takt sein. Es muss ticken und tacken, gongen, pendeln, schwingen und Kuckuck rufen. Schön gleichmäßig und natürlich zeitgenau. Dann ist Udo Frieber zufrieden. Dabei saß dem heute 84-Jährigen die Zeit zeitlebens im Nacken. Sein gesamtes Berufsleben und freiwillig noch lange darüber hinaus. Denn Udo Frieber war Lkw-Fahrer, lenkte große 40-Tonner durch Deutschland und halb Europa. Immer auf Achse, immer von Terminen getrieben. Und wenn er zu Hause war, bei Frau und den vier Kindern, war es auch nicht langweilig. Im Gegenteil.

Vielleicht ist gerade dieses ewig Rastlose der Grund, warum Udo Frieber mit so viel Leidenschaft alte mechanische Uhren repariert. Warum er so gern mit Pinzette und Uhrmacherlupe, mit kleinsten Ringschlüsseln und Schraubendrehern, winzigsten Schräubchen, Zahnrädern, Federn und Trieben hantiert. Weil es eben erdet und Stress abbaut, so einen defekten historischen Zeitmesser auseinanderzunehmen, auf Fehlersuche zu gehen und alles wieder zusammenzubauen. Dafür braucht es eine sehr ruhige Hand wie auch innere Ruhe. Und natürlich viel Wissen.

Das hat sich Udo Frieber komplett selber angeeignet, aus Büchern und immer wieder durch Gespräche mit verschiedenen Uhrmachermeistern. „Die waren mir stets gute Lehrmeister, haben mir Tipps gegeben und hin und wieder auch das eine oder andere kleine Teil zukommen lassen.“ Und gab im Lauf der Jahre einer von ihnen sein Ladengeschäft aus Altersgründen auf, so kaufte Hobby-Uhrmacher Udo das eine oder andere Werkzeug für die eigene kleine Werkstatt ab.
Die befindet sich unterm Dach seiner hübschen Maisonettewohnung am Dresdner Stadtrand. Hier stehen jene Zeitmesser, denen er erst wieder Leben einhauchen muss. Die anderen, die schon wiederbelebt wurden, finden sich überall in der Wohnung und sehen aus, als wären sie gerade erst aus einer Uhrenmanufaktur gekommen.

Dabei fand Udo Frieber seine Schätzchen – vor allem sogenannte Jahres- oder Drehpendeluhren mit Glasdom – überwiegend auf Flohmärkten oder bekam sie in defektem Zustand geschenkt. „Die Uhren waren jedenfalls fast immer in katastrophalem Zustand“, sagt er. „Statt messing- oder silberfarben waren sie oft schwarz, das Uhrwerk kaputt und mitunter auch unvollständig. Eine Uhr, sie ist jetzt um die hundert Jahre alt, wurde sogar zweimal vom Elbehochwasser verschlungen.“ Doch davon ließ sich der Bastler nie abschrecken. Auch nicht von fehlenden Teilen. Die werden dann eben nachgebaut.
Und auch heute noch nimmt er sich alle Zeit der Welt, setzt sich vor das jeweilige Sorgenkind und tastet sich Schritt für Schritt durch deren Mechanik, bis die Uhr wieder das tut, wofür sie gebaut wurde: Zeit anzeigen.

Dass er sich für Reparaturen so viel Zeit nehmen konnte (und noch immer kann) führte dazu, dass Udo Frieber immer wieder von Uhrmachern gefragt wurde, ob er besonders knifflige Fälle übernehmen könne. Konnte er natürlich. Und nicht selten kam es vor, dass er so manche Uhr wieder zum Laufen brachte, an der die Meister zuvor gescheitert sind.
Warum er nicht Uhrmacher geworden ist? „Dazu saß ich viel zu gern auf dem Lkw“, lacht der rüstige Senior, der seine letzte große Tour übrigens mit 79 absolvierte. Seither hat er noch mehr Zeit für sein Hobby, in dem er zum Meister wurde. C. Pönisch

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